Schmuckstück mit Sanierungsbedarf
26.10.2021Das historische Hauptgebäude der Universität Würzburg am Sanderring wurde vor 125 Jahren als „Neue Universität“ eröffnet. Im Jubiläumsjahr ist seine Generalsanierung dringender denn je.
Die Neue Universität am Sanderring wurde am 28. Oktober 1896 eingeweiht. Das im Stil der Spät-Renaissance errichtete Gebäude war durch das Wachstum der Universität nötig geworden – die Alte Universität in der Domerschulstraße bot damals schon lange nicht mehr den für Lehre und Forschung nötigen Platz.
Fast 50 Jahre nach der Einweihung, beim Luftangriff auf Würzburg am 16. März 1945, wurde das Gebäude weitgehend zerstört. Als wenige Wochen später der Krieg vorbei war, nahm schon im Herbst 1945 die Katholisch-Theologische Fakultät den Lehrbetrieb darin wieder auf, wenn zuerst auch nur behelfsmäßig. Der Wiederaufbau wurde dann zügig in Angriff genommen.
Wachstum der Uni machte weiteren Bauflügel nötig
1960 übergab das Universitätsbauamt das wiederhergestellte Gebäude offiziell an die Universität. Zu dieser Zeit war schon eine Erweiterung geplant, ein vierter Flügel an der Rückseite. Denn das Wachstum der Universität ging weiter: Im Sommersemester 1957 waren 2.935 Studierende eingeschrieben, drei Jahre später fast 4.800, und 1965 waren es schon mehr als 7.000.
Der vierte Flügel, ausgeführt in Betonbauweise, ging Anfang der 1970er-Jahre in Betrieb. Man passte ihn so in die drei Flügel des Altbaus ein, dass eine große Halle entstand, der Lichthof mit seinem ausgedehnten, transparenten Flachdach. Dieser Hof wird seitdem unter anderem für Ausstellungen und Feiern genutzt, wie zum Beispiel beim Empfang des damaligen französischen Premierministers Jean-Marc Ayrault im Jahr 2013.
Heute beherbergt die Neue Universität die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät und das Präsidium mit einigen seiner Stabsstellen. Im Senatssaal hält der Senat, das höchste akademische Gremium der Universität, seine Sitzungen ab. Mit dem Audimax verfügt die Neue Universität noch immer über einen der größten und traditionsreichsten Vorlesungssäle.
Maßnahmen für einen sicheren Weiterbetrieb
Nach der Einfügung des vierten Flügels in den 1970ern gab es über Jahrzehnte keine wesentlichen baulichen Veränderungen mehr an der Sanderring-Uni. Heute macht der Zustand der Bausubstanz eine Generalsanierung dringend nötig – darüber sind sich die Verantwortlichen der Universität und des Staatlichen Bauamts Würzburg einig, auch wenn seit 2014 an der Neuen Universität immer wieder dringliche Maßnahmen ergriffen wurden, um einen sicheren Weiterbetrieb des Gebäudes gewährleisten zu können.
Laut Norbert Engler, der beim Staatlichen Bauamt seit 2005 unter anderem für den Sanderring zuständig ist, wurden bisher folgende Instandhaltungsarbeiten fertiggestellt oder begonnen. Für diese Arbeiten standen dank der Unterstützung des Wissenschaftsministerium teils Sondermittel zur Verfügung. Ansonsten mussten sie aus dem laufenden Bauetat der Universität finanziert werden.
- Das Flachdach über dem Lichthof, durch das es immer wieder ins Haus geregnet hatte, wurde abgedichtet – insgesamt rund 2.000 Quadratmeter.
- Die Elektroinstallationen wurden erneuert, um neuere Vorgaben des Brandschutzes zu erfüllen.
- Ebenfalls aus Brandschutzgründen werden seit Sommer 2021 insgesamt 70 Fluchttüren ausgetauscht.
- Zwei größere Hörsäle im Haus bekamen neue Be- und Entlüftungsanlagen.
- Alle Fenster des Altbaus – nicht die am vierten Bauflügel – wurden im Rahmen einer energetischen Sanierung gegen moderne mehrfachverglaste Fenster ausgetauscht.
Abstützungen und Fassadensicherung
Statische Sicherungsmaßnahmen laufen derzeit am vierten Flügel, dem Betonbau an der Rückseite der Neuen Universität. Um ihn und die darunterliegende Tiefgarage sicher in Betrieb halten zu können, sind zusätzliche Stahlstützen nötig.
Sicherungsbedürftig ist auch die Fassade des Betonbaus, der mit großen Platten aus Naturstein verkleidet ist. Dafür sorgt seit inzwischen fünf Jahren ein Sicherheitsgerüst.
Die Kosten für den Bauunterhalt der Neuen Universität häufen sich. Darum soll die Generalsanierung als sogenannte Große Baumaßnahme zügig in Angriff genommen werden, sobald die notwendigen Finanzmittel dafür zur Verfügung gestellt werden können.
Ausweichquartier auf dem Campus Nord in Planung
Vor einer Sanierung müssen die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät und die Universitätsleitung als Hauptnutzer der Neuen Universität an den Campus Nord umziehen: Für sie ist dort ein Verfügungsbau in Planung. „Sobald dieser Umzug erfolgt ist, wollen wir nahtlos mit der Sanierung der Sanderring-Uni anfangen“ umreißt Yvonne Vierheilig, Leiterin des Referats Bauplanung / Große Baumaßnahmen der Uni-Verwaltung, das Ziel.
Der Verfügungsbau soll rund 3.600 Quadratmeter Nutzfläche bekommen und die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät während der Sanierung des Sanderrings beherbergen. Im Anschluss an die Sanierung und den wieder erfolgten Einzug der Wirtschaftswissenschaften soll dieser Verfügungsbau dann auch anderen Bereichen der Universität für Übergangsmaßnahmen Raum bieten.