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Schule geht nicht ohne Religion

13.02.2018

Absolventen des Lehramtsstudiums an der Universität Würzburg haben ihren Abschluss gefeiert. Theologin Ilona Nord plädierte in ihrer Festrede dafür, der religiösen Diversität an Schulen nicht aus dem Weg zu gehen.

Gruppenfoto der besten sechs Lehramtsabsolventen der Uni Würzburg.
PSE-Geschäftsführer Matthias Erhardt (links) und Uni-Vizepräsidentin Barbara Sponholz (rechts) gratulieren den Prüfungsbesten (v.l.) Carolin Scheitl und Annalena Schäfer (beide Gymnasium), Laura Neudecker (Grundschule), Stephan Borsitzki (Realschule) und Fabian Konrad (Hauptschule). (Foto: PSE)

Die einen können sich ein Klassenzimmer ohne Kreuz nicht vorstellen. Die anderen fordern, dass die Schule ein komplett religionsfreier Raum sein muss. Schließlich leben wir in einem säkularen Staat. Doch so einfach ist die Frage „Religion: Ja oder Nein?“ in diesem Kontext nicht zu beantworten. Das verdeutlichte Ilona Nord, Inhaberin des Lehrstuhls für evangelische Theologie II, in ihrer Festrede bei der akademischen Abschlussfeier aller Lehramtsstudiengänge in der Würzburger Neubaukirche.

“Religionsfreiheit oder Neutralitätsgebot?“ So war der Vortrag der Professorin an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) überschrieben. Nord verdeutlichte, warum Religion in vielfacher Hinsicht ein Thema der Schulkultur ist.

Virulent wird die Thematik zum Beispiel, wenn in der Schule ein Unglück passiert. Wenn etwa ein Schüler einen tödlichen Verkehrsunfall hatte. Oder wenn eine Schülerin sich das Leben nahm. Plötzlich brechen existenzielle Fragen auf – vor welchem religiösen oder weltanschaulichen Hintergrund auch immer.

Vielfalt – ein Schlüsselthema

Gegner von religiösen Symbolen und Handlungen in der Schule verweisen gern auf das „Kruzifix-Urteil“ des Bundesverfassungsgerichts. 1995 hatte der Erste Senat entschieden, dass die Anbringung eines Kreuzes oder Kruzifixes in den Unterrichtsräumen einer staatlichen Pflichtschule, die an keine Konfession gebunden ist, gegen das Grundgesetz verstößt. Vorausgegangen war eine Beschwerde dreier Schüler und ihrer Eltern, Anhängern der anthroposophischen Weltanschauung. Sie bekamen Recht.

Was Ilona Nord nachvollziehbar findet: „Es muss möglich sein, sich in der Schule frei von Religion zu bewegen.“ Zumindest, was Symbole wie Kruzifixe anbelangt. Aber in Bezug auf die Menschen, die in der Schule lernen und lehren, könne es keine Freiheit von religiösen Ausdrucksformen geben. Schülerinnen und Lehrerinnen haben zum Beispiel das Recht, ein Kopftuch zu tragen. Dies ist für Ilona Nord auch wichtig, engagiert sich die Professorin doch dafür, dass Schulen Orte der Vielfalt werden.

Den Umgang mit Vielfalt bezeichnete sie in ihrer Festrede als „Schlüsselthema“ beim Nachdenken darüber, wie Schule gelingen kann. Hinter dem Ruf nach völliger Religionsneutralität sieht Nord nicht selten ideologische Haltungen verborgen: „Man möchte der religiösen Diversität aus dem Weg gehen.“

Für jede Lehrerin und jeden Lehrer bedeute das Spannungsfeld zwischen individueller Religionsfreiheit und dem Gebot der Religionsneutralität des Staates eine Herausforderung, betonte die Religionspädagogin. Als Mensch dürfe ein Lehrer seine Religion ausleben. Gleichzeitig dürfe er als Amtsperson sein Lehramt nicht zu missionarischen Zwecken missbrauchen. „Denn der Staat hat keinesfalls den Auftrag, irgendeine Religion zu fördern“, so die Theologieprofessorin.

Sechs Absolventen als Beste geehrt

427 angehende Lehrerinnen und Lehrer wurden bei der von der Professional School of Education (PSE) ausgerichteten Feier am 1. Februar 2018 geehrt. Sie haben in diesem Wintersemester an der Würzburger Universität erfolgreich ihr erstes Staatsexamen abgelegt. Sechs Studierende wurden als Prüfungsbeste von PSE-Geschäftsführer Matthias Erhardt und Uni-Vizepräsidentin Barbara Sponholz ausgezeichnet.

Unter 168 angehenden Gymnasiallehrern schlossen Carolin Scheitl und Annalena Schäfer ihr Studium als Beste ab. Beide sind auch auf Landesebene die besten Absolventinnen für das Gymnasium in ihrer Fächerkombination. 45 junge Leute qualifizierten sich für das Lehramt an Realschulen. Das beste Staatsexamen schaffte Stephan Borsitzki. Bester unter 26 angehenden Hauptschullehrern ist Fabian Konrad, beste unter 98 Grundschullehrern Laura Neudecker. 90 Studierende bestanden das erste Staatsexamen im Bereich Sonderpädagogik. Die besten Noten erzielte Lena Rief.

Kontakt:

Professional School of Education, Universität Würzburg, Josef-Martin-Weg 52, 97074 Würzburg, T +49 931 31 83214, pse@uni-wuerzburg.de

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