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Science Slam: Über die verrückte Quantenwelt und den Blick aus dem All

19.11.2024

750 Gäste, sieben humorvolle Vorträge aus der Wissenschaft und ein Finale, das spannender nicht hätte ausfallen können – das war der Würzburger Science Slam 2024.

Wissenschaft knackig und möglichst humorvoll präsentieren - darum geht es beim Würzburger Science Slam. Hier Hannes Taubenböck bei seinem Slam zur Erdbeobachtung aus dem All. Er ist einer von zwei Gewinnern 2024.
Wissenschaft knackig und möglichst humorvoll präsentieren - darum geht es beim Würzburger Science Slam. Hier Hannes Taubenböck bei seinem Slam zur Erdbeobachtung aus dem All. Er ist einer von zwei Gewinnern 2024. (Bild: Daniel Peter / JMU)

Wer ist Würzburgs beste Slammerin oder bester Slammer? Um diese Frage ging es am 7. November 2024 beim Würzburger Science Slam im zentralen Hörsaalgebäude Z6 auf dem Hubland-Campus der JMU. Angetreten waren sieben Teilnehmende; alles Alumni oder Professoren der JMU und eine Professorin der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt (THWS). Ihre Mission: das eigene Wissenschaftsthema in nur sieben Minuten möglichst knackig auf den Punkt bringen und das Publikum dabei bestmöglich unterhalten. 750 Gäste verfolgten das Spektakel von den Hörsaalbänken aus.

Erstmals zwei Gewinner gekürt

Über den Gewinnertitel durften sich in diesem Jahr zum ersten Mal in der Geschichte des Würzburger Science Slams gleich zwei Teilnehmer freuen: die beiden JMU-Professoren Björn Trauzettel vom Lehrstuhl Theoretische Physik IV und Hannes Taubenböck vom Earth Observation Research Cluster und vom Lehrstuhl für Globale Urbanisierung und Fernerkundung. Für ihre Slams ernteten sie jeweils den stürmischsten Applaus des Abends – in der Spitze maß der Schallpegelmesser bei beiden genau 109,7 Dezibel – und sicherten sich so den Titel „Würzburgs beste Slammer 2024“.

Trauzettel widmete sich in seinem Slam einem Gedankenexperiment: Wie würde sich unser Leben verändern, wären wir Menschen so groß wie Quantenteilchen? Nicht mehr klassische mechanische Gesetze würden in dieser Welt die Regeln bestimmen, sondern die Quantenmechanik. Das hätte einige skurrile Folgen: Wir könnten in der Zeit reisen, durch Wände gehen und uns sogar an zwei Orten gleichzeitig befinden – zum Beispiel aufmerksam in einer Vorlesung sitzen und zur selben Zeit noch zuhause ausschlafen.

Bei Hannes Taubenböcks Vortrag ging es um deutlich größere Maßstäbe als in der Quantenwelt: Er wagte mit seinem Publikum einen faszinierenden Blick aus dem All auf die Erde und schärfte so das Verständnis für das große Potenzial der Erdbeobachtung. Mithilfe von Satellitenaufnahmen lassen sich durch diese Disziplin zum Beispiel menschgemachte Umweltveränderungen beobachten. Taubenböck hatte zahlreiche Fotos aus seinem Forschungsalltag im Gepäck und überlegte gemeinsam mit seinen Zuschauerinnen und Zuschauern, „was Gott sich wohl denken mag, wenn er von dort oben auf uns herabblickt“.

Von Hassliebe, kleinen Begleitern und Waschbären

Den Auftakt des Abends machte der letztjährige Gewinner Dr. Moritz Göde, ein Zahnmedizin-Alumnus der JMU. Mit seiner „Oral-Predigt“ präsentierte er außer Konkurrenz eine unterhaltsame Perspektive zur Mund- und Zahnhygiene und griff insbesondere das Thema „Parodontitis“ auf, einen entzündlichen Prozess im Mundraum.

Fabian Moss, Juniorprofessor für Digitale Musikphilologie und Musiktheorie an der JMU, eröffnete schließlich den Wettbewerb. Er nahm in seinem Slam die „Hassliebe zwischen Musik und Mathematik“ in den Fokus und erklärte, wie man Musik mithilfe mathematischer Modelle analysieren und besser verstehen kann. Seinem Publikum brachte er mehrere Hörbeispiele mit und lud sie ein zu einer Reise in die komplexe Welt der Akkorde.

Fast genauso harmonisch zu ging es beim nächsten Vortrag, dem Slam von Professor Maik Luu vom JMU-Lehrstuhl für Zelluläre Immuntherapie: In seinem Vortrag beschäftigte sich der Wissenschaftler mit dem Zusammenspiel menschlicher Körper mit den rund 100 Trilliarden einzelligen Mikroorganismen, die ihn bewohnen. Luu ordnete ein, wie überlebenswichtig diese kleinen Begleiter für uns Menschen sind und gab allen im Publikum die Zuversicht „You never walk alone“.

Was Waschbären mit Marketing zu tun haben, diese Frage beantwortete in seinem Vortrag der JMU-Alumnus und Marketing-Experte bei Hipp Sven Kretzschmar, ein Alumnus der Uni Würzburg. Er machte deutlich, wie drastisch sich sein Fachbereich in den letzten Jahren durch neue soziale Netzwerke gewandelt hat und bot einen knackigen Überblick über die komplexe Medienwelt und sich ändernde Konsumentengewohnheiten. Zudem widmete er sich dem Phänomen viralen Marketings, das – wie er am Beispiel der Waschbären-Fütterung deutlich machte – im ungünstigsten Fall dazu führen kann, dass plötzlich mehr Mäuler gestopft werden wollen als einem lieb ist.

Von scheinbar banalen Alltagsobjekten und steinzeitlicher Kariesbekämpfung

Um ein vermeintliches Alltagsobjekt, nämlich Spielkarten, ging es im Slam von Professorin Claudia Wunderlich von der Fakultät für Angewandte Natur- und Geisteswissenschaften der THWS. Tatsächlich, so die Forscherin, steckt dahinter weit mehr als nur ein Mittel zur Unterhaltung: Häufig enthalten Spielkarten kulturelle und politische Symbolik und ermöglichen so einen einzigartigen Einblick in die Zeit und die Gesellschaft, in der sie entstanden sind. In ihrem Vortrag machte sie deutlich, inwiefern vor allem fränkische Kultur Spielkarten europaweit geprägt hat.

Den letzten Slam des Abends hielt JMU-Alumnus Dr. Johannes Löw, Fachjournalist und Buchautor. Er nahm das Publikum mit auf eine Zeitreise durch die Entstehungsgeschichte der Zahnmedizin von steinzeitlichem Horror wie handbetriebenen Bogenbohrmaschinen, die es vor knapp 8.000 Jahren in Pakistan gegeben hat, über „fiese mittelalterliche Praktiken“ bis hin zur Zahnmedizin der Zukunft.

Erlös des Slams wird für Deutschlandstipendien eingesetzt

Organisiert wurde der Würzburger Science Slam wie auch im Vorjahr vom Büro der Uni Wü Community der Universität Würzburg in Zusammenarbeit mit der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt (THWS) und der Stadt Würzburg. Der Erlös des Abends fließt in das Deutschlandstipendienprogramm der JMU – dieses fördert talentierte Studierende, die sich neben dem Studium gesellschaftlich engagieren. Dank der diesjährigen Einnahmen können zwei weitere Stipendien finanziert werden. Durch das Programm führte wie auch in den Vorjahren JMU-Alumnus und Radiomoderator Johannes Keppner.

Einen kleinen Teaser fürs nächste Jahr gibt es auch schon: Dann, 2025, feiert der Würzburger Science Slam sein 10. Jubiläum. „Für unsere Zuschauerinnen und Zuschauer planen wir deshalb etwas ganz Besonderes“, verrät Michaela Thiel, Leiterin des Büros der Uni Wü Community.

Von Sebastian Hofmann

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