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  • Blick auf das Gebäude der Neuen Universität am Sanderring im Schnee.

Sehr gut in Snapchat, mangelhaft in Mathe?

20.02.2018

Bringen Jugendliche in der Schule schlechtere Leistungen, wenn sie intensiv Snapchat, Facebook, Instagram und andere Soziale Medien nutzen? Wissenschaftler aus Würzburg und Bamberg haben diese Befürchtung hinterfragt.

Schülerin loggt sich am Laptop bei Facebook ein.
Wie der Social-Media-Konsum mit den Leistungen in der Schule zusammenhängt, haben Kommunikationspsychologen untersucht.

„Horrorszenarien über die mutmaßlich fatalen Auswirkungen von sozialen Netzwerken auf schulische Leistungen sind unbegründet“, sagt Professor Markus Appel, Psychologe und Inhaber des Lehrstuhls für Medienkommunikation an der Julius-Maximilians-Universität (JMU).

Markus Appel, seine Doktorandin Caroline Marker und Dr. Timo Gnambs von der Universität Bamberg haben sich den Zusammenhang zwischen dem Social-Media-Verhalten von Jugendlichen und deren Schulnoten genauer angesehen. „Es gibt zu dieser Frage zahlreiche widersprüchliche Einzelstudien, so dass eine sachgerechte Einordnung aller Ergebnisse bislang schwierig war“, sagt Marker. Manche Studien beschreiben negative Auswirkungen von Snapchat & Co., andere berichten über einen positiven Einfluss, wieder andere stellen gar keine Zusammenhänge fest.

Darum haben die Forscher sogenannte Meta-Analysen durchgeführt: Aus einschlägigen Datenbanken mit wissenschaftlichen Publikationen identifizierten sie 59 Studien, die sich mit dem Zusammenhang zwischen Social-Media-Nutzung und Schulleistungen befassen. Dann werteten sie die Ergebnisse dieser Studien aus, in die insgesamt fast 30.000 junge Leute weltweit eingebunden waren.

Vier Ergebnisse der Meta-Analysen

  • Erstes Ergebnis: Schüler, die sich mittels Social Media untereinander stark über schulbezogene Themen austauschen, zeigen leicht bessere schulische Leistungen. Das hatten die Wissenschaftler so erwartet.
  • Zweites Ergebnis: Schüler, die sich viel mit Instagram & Co. beschäftigen, während sie lernen oder Hausaufgaben machen, bringen leicht schlechtere Leistungen als andere Schüler. Diese Form des Multitasking scheint also eher ablenkend zu wirken.
  • Drittes Ergebnis: Schüler, die sich sehr oft in soziale Netzwerke einloggen, dort häufig Nachrichten und Fotos posten und damit insgesamt viel Zeit verbringen, haben etwas schlechtere Schulnoten. Dieser negative Effekt fällt allerdings nur sehr gering aus.
  • Viertes Ergebnis: Schüler, die besonders intensiv Social Media nutzen, verwenden nicht weniger Zeit aufs Lernen. Es gibt also keinen wissenschaftlich gesicherten Beleg dafür, dass Soziale Medien den Schülern wertvolle Zeit für die Vorbereitung auf die Schule stehlen.

Was man darüber hinaus aus den Ergebnissen lernen kann

Führt die ausgiebige Beschäftigung mit Social Media zu leicht schlechteren Leistungen in der Schule? Oder neigen schlechtere Schüler vermehrt dazu, sich in Facebook oder auf anderen Plattformen zu verlieren? „Diese Frage können wir nicht beantworten, beide Ursache-Wirkungs-Richtungen sind möglich, aber nicht sehr stark ausgeprägt“, sagt Markus Appel.

Die Beschäftigung mit Sozialen Medien scheint nach dem heutigen Wissensstand keine massiv nachteiligen Effekte auf Schulnoten zu haben. „Nichtsdestotrotz sollten sich Eltern mit den Social-Media-Aktivitäten ihrer Kinder auseinandersetzen, die sozialen Netzwerke kennen und die Nutzungsmuster verstehen wollen“, so Appel. „Je vorurteilsfreier Eltern an die Online-Aktivitäten herangehen, desto erfolgreicher ist der Austausch mit den Kindern.“

Diese Ergebnisse wurden im Rahmen eines Forschungsprojekts erarbeitet, das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert wurde.

Marker, Caroline & Gnambs, Timo & Appel, Markus (2018). Active on Facebook and Failing at School? Meta-Analytic Findings on the Relationship Between Online Social Networking Activities and Academic Achievement. Educational Psychology Review. DOI: 10.1007/s10648-017-9430-6

Kontakt

Prof. Dr. Markus Appel, Lehrstuhl für Medienkommunikation, Universität Würzburg, T +49 931 31-88106, markus.appel@uni-wuerzburg.de

Von Robert Emmerich

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