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Sich ein Bild von Mozart machen

25.05.2021

Die Musik Mozarts hat schon immer die bildliche Vorstellungskraft herausgefordert. Die Ergebnisse sind nun in einer neuen Ausstellung zu erleben. Federführend dabei waren Wissenschaftler der Universitäten Augsburg und Würzburg.

Mit der Ausstellung IMAGINE MOZART | MOZART BILDER zeigt das Mozartfest Würzburg ein Panorama an Darstellungen, zu denen Mozarts Werk und Persönlichkeit bildende Künstler in rund 250 Jahren inspiriert haben.
Mit der Ausstellung IMAGINE MOZART | MOZART BILDER zeigt das Mozartfest Würzburg ein Panorama an Darstellungen, zu denen Mozarts Werk und Persönlichkeit bildende Künstler in rund 250 Jahren inspiriert haben. (Bild: Mozartfest Würzburg)

Sich ein Bild von der Musik zu machen, Klang in Anschauung zu wandeln und hörbare in sichtbare Harmonien – dazu fühlten sich die Bildkünste seit Beginn der Neuzeit immer wieder aufgerufen. Nie aber sind sie einem Komponisten und seinen Werken mit einer solchen schöpferischen Vielfalt begegnet wie im Falle Mozarts. Auch nicht mit dieser Beständigkeit: Von Porträts des Wunderkindes über die Malerei der Romantik bis hin zur aktuellen Konzept- und Videokunst inspirierte Mozart – seine Person und seine Musik – die Schwesterkünste in ununterbrochener Folge.

Die Pandemie erzwingt einen Ortswechsel

250 Jahre Mozart zwischen Image und Imagination sind nun in einer Ausstellung zu erleben, die auf eine Initiative des Mozartfestes Würzburg zurückgeht, das 2021 sein 100-jähriges Bestehen feiert. Für das Großprojekt hat sich das Mozartfest frühzeitig einen institutionell und fachlich verlässlichen Kooperationspartner gesucht. Gefunden hat es ihn im Martin von Wagner Museum der Universität Würzburg und in einem Kuratorium, das mit Andrea Gottdang (Universität Augsburg), Damian Dombrowski und Ulrich Konrad (beide Universität Würzburg) kunst- und musikhistorische Expertise vereint.

Ursprünglich sollte IMAGINE MOZART | MOZART BILDER im Martin von Wagner Museum stattfinden und damit in unmittelbarer Nähe zum Hauptspielort des Festivals, den Prunkräumen der Würzburger Residenz. Wegen der Pandemie konnten aber die Bedingungen der Leihgeber in der Gemäldegalerie nicht eingehalten werden – aus Denkmalschutzgründen kann ein Museum im Weltkulturerbe nicht klimatisiert werden. Die Rettung kam aus dem Museum im Kulturspeicher. Dessen neue Direktorin Luisa Heese hat ihre ständige Sammlung ausgeräumt, um IMAGINE MOZART | MOZART BILDER ein neues Obdach zu geben. Dort wurde die Ausstellung am 14. Mai eröffnet.

Künstler von Eugène Delacroix bis Robert Wilson

 „Dass eine Ausstellung zu einer so engen Kooperation zwischen drei führenden Kulturinstitutionen führen kann, hätte am Anfang niemand für möglich gehalten“, sagt der Direktor der Neueren Abteilung des Martin von Wagner Museums, Professor Damian Dombrowski, mit unverhohlener Begeisterung: „Schon die Jahre der Vorbereitung waren von vertrauensvoller Zusammenarbeit mit dem Mozartfest geprägt, aber mit dem Kulturspeicher als ‚Dritten im Bunde’ wurde der Aufbau der Ausstellung von einem echten esprit de corps getragen. Vor allem werden dabei auch Fundamente für zukünftige Gemeinschaftsprojekte gelegt!“

Vorausgegangen sind dreieinhalb Jahre wissenschaftliche Fundierung und Begleitung. Von Anfang an dabei war Professorin Andrea Gottdang, Inhaberin des Lehrstuhls für Kunstgeschichte an der Universität Augsburg und ausgewiesene Expertin für die Beziehungen zwischen Ton- und Bildkunst in Neuzeit und Moderne. Als Kuratorin hat sie die Ausstellung entscheidend mitgeprägt, weil sie die Mozart-Rezeption in den Bildkünsten in seltener Vollständigkeit überblickt. „Künstler von Eugène Delacroix bis Robert Wilson eröffnen uns eigene Zugänge zu Mozart“, so die Kunsthistorikerin: „Im Crossover von der Musik zur bildenden Kunst berühren sie dabei unmittelbar Fragen menschlicher Kreaktivität.“

Atemberaubende Bandbreite von Stilen, Methoden und Techniken

 IMAGINE MOZART | MOZART BILDER versammelt eine atemberaubende Bandbreite von Stilen, Methoden und Techniken – und große Namen wie Karl-Friedrich Schinkel, Max Slevogt, Paul Klee, Oskar Kokoschka oder Gerhard Richter. In Bildnissen und Denkmälern, in Bühnenbildern und Kostümen, in freien Annäherungen und schöpferischen Transformationen setzt sich beim Ausstellungsbesuch ein Mozart-Bild zusammen, das so wandlungsfähig ist wie seine Musik. Das „Imagine“ im Titel wird so zum sanften Imperativ, dem sich niemand entziehen kann – zumal auch Mozarts berühmter „Würzburg-Brief“ und andere Autographen die Vorstellungskraft weiter anregen.

Für diese Mozart-Originale ist Professor Ulrich Konrad zuständig, Vorstand des Würzburger Instituts für Musikforschung und international anerkannter Fachmann für Mozarts Schaffensweise. Aber dem Musikhistoriker geht es bei seiner Mitarbeit an der Ausstellung nicht so sehr um die Auratisierung von Noten und Manskripten. Er hat vielmehr die sich wandelnden Mozart-Bilder im Blick, die so etwas wie das Rückgrat der Ausstellung bilden, und wie die Bildkünste dazu beigetragen haben, dass jede Epoche anders auf den Komponisten blickte.

Mehr Informationen im JMU-Podcast

Insofern schärft die Ausstellung das Bewusstsein für die zeitbedingte Wahrnehmung von Mozarts Musik und Persönlichkeit. „Dass eine jede Zeit ihr Mozartbild hat“, warnt Konrad, „schließt die Gefahr nicht aus, dass eben dieses zunehmend konturlos wird, zur farbarmen Fläche zerfließt.“ Dazu bildet die Ausstellung ein wirkungsvolles Gegengewicht: Mit ihrem großen historischen Bogen, mit ihrer medialen Vielfalt, mit der Unterschiedlichkeit von Temperamenten und Interpretationen konturiert sie einen farbenfrohen Raum für Genuss und Reflexion.

Wer mehr zu dem Thema wissen möchte: Im Podcast der JMU spricht Ulrich Konrad über Musikwissenschaft allgemein und das Würzburger Mozartfest speziell.

Weitere Informationen zur Ausstellung

Begleitend zur Ausstellung ist im Deutschen Kunstverlag ein Katalog erschienen mit Beiträgen von Damian Dombrowski, Andrea Gottdang, Ulrich Konrad, Carolin Goll, Christoph Großpietsch, Werner Telesko und Denise Wendel-Poray.

An jedem Samstag im Zeitraum des Mozartfestes 2021 stellen Damian Dombrowski und Ulrich Konrad jeweils ein Exponat der Ausstellung vor und setzen es in einen klingenden Dialog mit Musik von Mozart und anderen Komponisten.

Eintritt und Öffnungszeiten

Museum im Kulturspeicher, Oskar-Laredo-Platz 1, 97080 Würzburg, T: +49 931 32 22 50. Öffnungszeiten: Dienstag 13.00 – 18.00 Uhr, Mittwoch 11.00 – 18.00 Uhr, Donnerstag 11.00 – 19.00 Uhr, Freitag bis Sonntag 11.00 – 18.00 Uhr, montags geschlossen. Eintrittspreise regulär: 10 Euro, ermäßigt: 5 Euro.

Von Damian Dombrowski

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