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Siebold im Siebold-Collegium

05.09.2017

Ein Thema aus verschiedenen wissenschaftlichen Perspektiven betrachten: Darum geht es in der Reihe „SCIAS-Forum für Interdisziplinarität“. Diesmal stand der Japanforscher Philipp Franz von Siebold im Mittelpunkt.

Referent Andreas Mettenleiter diskutiert mit seinem Publikum beim SCIAS-Forum. (Foto: Gerd Jäkel)

Am 19. Juli 2017 fand im Welzhaus der zweite Vortragsabend aus der Reihe „SCIAS-Forum für Interdisziplinarität“ statt.

Dr. Andreas Mettenleiter, Medizinhistoriker, Alumnus der Universität und Vorstandsmitglied der Würzburger Siebold-Gesellschaft, sprach über den Würzburger Mediziner und Japanforscher Philipp Franz von Siebold. Dieser fungiert, zusammen mit seinem Großvater und drei Onkeln, die in Würzburg Professoren der Medizinischen Fakultät und Direktoren von Universitätskliniken waren, als Namensgeber des SCIAS (Siebold-Collegium – Institute for Advanced Studies).

Zwei Reisen: Siebold in Japan

Philipp Franz von Siebold hielt sich 1823 bis 1829 als Oberst der niederländischen Kolonialarmee in Japan auf. Nach seiner Rückkehr bearbeitete er die dort erworbenen Sammlungen, die unter anderem der Grundstock für das Leidener Völkerkundemuseum wurden, und publizierte die Ergebnisse seiner Forschungen in drei Hauptwerken: Flora japonica (Botanik), Fauna japonica (Zoologie) und Nippon (Völkerkunde, Geschichte). Zudem beriet er die niederländische Regierung in Japan-Fragen.

Auch auf der zweiten Reise von 1859 bis 1862 trug Siebold eine, wenn auch kleinere Sammlung zusammen. Er musste aber erkennen, dass er nicht die erhoffte Rolle bei der Öffnung des Landes spielen konnte. Eine geplante dritte Reise im Auftrag Napoleons III. kam nicht mehr zustande. 1866 starb Siebold während der Verhandlungen über den Verkauf seiner zweiten Sammlung an den bayerischen König in München. Die Sammlung wurde schließlich von der Witwe verkauft und befindet sich heute im Münchener Völkerkundemuseum.

Wenig erforscht: Siebolds Jugendjahre

Mettenleiters Vortrag widmete sich den in vielen Bereichen noch wenig erforschten Jugendjahren Philipp Franz von Siebolds, dessen akademischen Lehrern und Mentoren in und außerhalb Würzburgs, dem Studium in Würzburg, möglichen Vorbildern, seinen Motiven als Forschungsreisender und seinen Strategien, dieses Berufsziel zu erreichen.

Geprägt durch die Ärztedynastie Siebold erwarb sich Philipp Franz während seiner Studienjahre die naturwissenschaftlichen und allgemeinbildenden Qualifikationen, die ihm später eine erfolgreiche Durchführung seiner „Spezialmission“ in das damals gegenüber ausländischen Einflüssen weitgehend abgeschottete Land ermöglichten. Die Motivation seiner Auftraggeber lag dabei vermutlich nicht in erster Linie auf wissenschaftlichem, sondern auf kommerziellem und ökonomischem Gebiet. Auch stand Japan als Reiseziel keineswegs von Anfang an fest, sondern ergab sich für Siebold eher unerwartet, nachdem er jahrelang auf eine Forschungsreise nach Brasilien gehofft und hingearbeitet hatte.

Welzhaus: Ort für Begegnungen und Austausch

Das SCIAS versteht sich in erster Linie als Begegnungs- und Austauschstätte, an der internationale Gastwissenschaftler aller Disziplinen mit Mitgliedern der JMU zusammenkommen können. Regelmäßig finden Vortrags- und Diskussionsabende statt, an denen sich die Teilnehmenden über aktuelle Projekte austauschen können. Die Gäste profitieren neben den Begegnungs- und Arbeitsmöglichkeiten außerdem von einem vielfältigen Programm, das kulturelle und wissenschaftliche Veranstaltungen kombiniert.

Die nächste Veranstaltung aus der Reihe „SCIAS-Forum für Interdisziplinarität“ findet voraussichtlich im September 2017 statt.

Von Gerd Jäkel

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