Sonderpädagogik wird ausgebaut
05.06.2018Der Freistaat Bayern investiert in die Sonderpädagogik an seinen Universitäten. Würzburg bekommt unter anderem einen neuen Lehrstuhl für Pädagogik bei Sehbeeinträchtigungen.
Die Bemühungen um Inklusion sind in den vergangenen Jahren vorangekommen: Immer häufiger werden in Schulen und anderen Bildungseinrichtungen Kinder und Jugendliche mit und ohne besonderen Förderbedarf gemeinsam unterrichtet. Das erhöht auch den Bedarf an sonderpädagogisch ausgebildeten Lehrkräften.
Vor diesem Hintergrund baut der Freistaat Bayern die universitäre Sonderpädagogik aus. Bislang kann man dieses Fach nur in München und Würzburg studieren; nun kommt bald ein dritter Standort in Regensburg dazu.
„Es ist ausgesprochen erfreulich, dass der Freistaat eine Sonderpädagogik in Regensburg aufbaut. Das entlastet die beiden anderen Standorte“, sagt Professor Roland Stein, geschäftsführender Vorstand des Instituts für Sonderpädagogik der Universität Würzburg. Er freut sich außerdem sehr darüber, dass auch die zwei etablierten Standorte weiter ausgebaut werden.
Neuer Lehrstuhl mit solider Ausstattung
Für Würzburg bedeutet das: Die Sonderpädagogik der Julius-Maximilians-Universität (JMU) erhält einen neuen Lehrstuhl, der voraussichtlich zum Wintersemester 2019/20 besetzt werden soll. Er besteht aus einer Professur, drei Mitarbeiterstellen und einer halben Verwaltungsstelle.
„Das ist, gerade auch im bundesweiten Vergleich, eine sehr solide Ausstattung, die ein gutes Arbeiten in Forschung und Lehre ermöglichen wird“, sagt Professor Stein.
Es bleibt aber nicht bei dem neuen Lehrstuhl. Das Institut wird zudem mit sieben weiteren neuen Mitarbeiterstellen für die fünf bestehenden Lehrstühle ausgestattet. Die Stellen sollen bis zum Herbst 2018 besetzt werden.
Sehbeeinträchtigungen als Schwerpunkt
Der neue Lehrstuhl an der JMU befasst sich mit der Pädagogik bei Blindheit und Sehbehinderungen. Diese Fachrichtung gibt es in Bayern bislang nicht. „Hier wird eine Lücke geschlossen. Das ist umso wichtiger, weil es auch bundesweit nur sehr wenige Professuren für diesen Bereich gibt“, sagt Stein.
Ohnehin lasse sich feststellen, dass in Deutschland die „kleinen“ sonderpädagogischen Fachrichtungen in den vergangenen 20 Jahren deutlich abgebaut worden seien. „Für Bereiche wie Sinnes- oder Körperbehinderungen fehlen darum zunehmend pädagogische Fachleute, die aber ergänzend zur medizinischen und psychologischen Betreuung der Betroffenen unverzichtbar sind“, so der JMU-Professor.
Der neue Lehrstuhl soll die pädagogischen Fragestellungen zu Sehbeeinträchtigungen in der ganzen Breite vertreten. Laut Stein ist zusätzlich das Profil „Allgemeine Heil- und Sonderpädagogik“ vorgesehen: „So kann der Lehrstuhl die anderen sonderpädagogischen Fachrichtungen, die sehr viele Studierende haben, durch eine Grundversorgung in diesem Bereich unterstützen.“
Lehrstuhl erschließt neue Berufsfelder
Den Studierenden eröffnet der Lehrstuhl auch neue Berufsfelder. In einem eigenen Lehramtsstudiengang bildet er Lehrkräfte für Sonderpädagogik aus, die über das Profil „Pädagogik bei Sehbeeinträchtigungen“ verfügen. Sie können später in spezifischen Förderschulen und in allgemeinen Schulen unterrichten.
Außerdem beteiligt sich der Lehrstuhl an der Ausbildung der Studierenden in den Bachelor- und Masterstudiengängen des Instituts. Deren Absolventen sind für Tätigkeiten in nicht-schulischen Arbeitsfeldern qualifiziert – etwa in den Bereichen Wohnen und Freizeit, Arbeit und Beruf, Beratung und Organisationsentwicklung.
Die Sonderpädagogik in Würzburg
Das Institut für Sonderpädagogik der JMU bietet bislang fünf Lehramtsstudiengänge an: Pädagogik bei Lernbeeinträchtigungen – Körperbehindertenpädagogik – Sprachheilpädagogik – Pädagogik bei geistiger Behinderung – Pädagogik bei Verhaltensstörungen. Nun kommt die Pädagogik bei Sehbeeinträchtigungen neu dazu.
Zudem gibt es zwei Bachelor-Studiengänge und einen Master-Studiengang für Sonderpädagogik und den Studiengang „Akademische Sprachtherapie/Logopädie“. Der Studienstart ist jeweils im Wintersemester möglich, im Master auch im Sommersemester.
Kontakt
Prof. Dr. Roland Stein, Institut für Sonderpädagogik, Universität Würzburg, T +49 931 31-84835, roland.stein@uni-wuerzburg.de