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Start in schwierigen Zeiten

28.04.2020

Der neue Kaufmännische Direktor des Universitätsklinikums Würzburg heißt Philip Rieger. Die Herausforderungen der Corona-Pandemie prägen seine ersten Dienstwochen.

Philip Rieger ist seit April 2020 der neue Kaufmännische Direktor des Uniklinikums Würzburg.
Philip Rieger ist seit April 2020 der neue Kaufmännische Direktor des Uniklinikums Würzburg. (Bild: Anna Wenzl / Universitätsklinikum Würzburg)

Seit Anfang April 2020 ist Philip Rieger der neue Kaufmännische Direktor des Universitätsklinikums Würzburg (UKW). Er tritt die Nachfolge von Anja Simon an, die nach rund acht Jahren in dieser Position ans Universitätsklinikum Freiburg gewechselt ist.

Von seiner akademischen Ausbildung her ist Philip Rieger Jurist. Im Anschluss an das Studium der Rechtswissenschaften in Konstanz, Lyon/Frankeich und Berlin arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Leopold-Wenger-Institut der Ludwig-Maximilians-Universität München.

Ausgeliehen ans Klinikum der LMU

Nach dem Referendariat wechselte er 2008 als juristischer Beamter ins bayerische Wissenschaftsministerium. „Im Rahmen einer ministerialen Beamtenlaufbahn ist es üblich, für mehr Praxiserfahrung an nachgeordnete Behörden ‚ausgeliehen‘ zu werden“, berichtet der gebürtige Schwabe.

In seinem Fall war dies 2012 das Klinikum der Universität München, das heutige LMU Klinikum. Als Referent des Vorstands hatte Rieger dort Gelegenheit, aus einer übergeordneten Perspektive die vielfältigen Abläufe eines Universitätsklinikums kennenzulernen.

„Die Verwaltung eines solchen Großkrankenhauses steht praktisch täglich vor sehr handfesten Herausforderungen, für die dann auch möglichst schnell praktikable Lösungen gefunden werden. Diese Dynamik hat mich sofort gefesselt“, erinnert sich der Jurist.

Deshalb bewarb er sich erfolgreich auf die freiwerdende Stelle als Leiter der Personalabteilung des Münchener Uniklinikums und trat den Posten Anfang 2013 an. Im selben Jahr wurde er zudem Stellvertreter des Kaufmännischen Direktors dieses Klinikums und Geschäftsführer der mit Reinigungsservices und Speisenversorgung betrauten Tochtergesellschaften des Klinikums. Diese Positionen füllte er bis zu seinem Wechsel nach Würzburg aus – ergänzt um eine Periode als kommissarischer Kaufmännischer Direktor von Ende 2016 bis Mitte 2017.

Übernahme einer wirtschaftlich gesunden Einrichtung

Sein neuer Arbeitgeber ist für den Kaufmännischen Direktor (KD) aus mehreren Gründen besonders attraktiv. „Zuallererst steht das Uniklinikum Würzburg bislang wirtschaftlich ausgezeichnet da. Es ist eines der wenigen Universitätsklinika in Deutschland, das in den vergangenen Jahren konsequent Überschüsse erzielte“, unterstreicht Rieger.

Ein weiterer Pluspunkt ist für ihn die vergleichsweise weit fortgeschrittene Digitalisierung. Ein Prozess, den auch er in Zukunft mit Nachdruck voranbringen will.

Als gemeinsamen Geniestreich von Politik und Klinikumsvorstand bezeichnet er den 2019 abgeschlossenen Erwerb des Erweiterungsgeländes Nord. „Natürlich sind allein bis zum Baubeginn noch viele Aufgaben zu meistern – aber wenn dann mal auf dem heutigen Ackerland ein topmoderner, wohlstrukturierter Gebäudekomplex zur Verfügung steht, ist damit über bessere Abläufe ein großes wirtschaftliches, aber natürlich auch medizinisches Potenzial verbunden“, ist sich der Kaufmännische Direktor sicher. Die alten Gebäude sind zu Zeiten von Corona besonders schwierig zu bewirtschaften.

Corona-Krise erfordert hohe Aufmerksamkeit

Seinen Empfang am UKW beschreibt Rieger als sehr offen und freundlich, „auch wenn die Corona-Krise persönliche Treffen erschwert und die stattdessen vielfach durchgeführten Videokonferenzen immer etwas Künstliches haben.“

Generell prägte und prägt die Pandemie seine ersten Wochen am UKW – in geschätzt einem Drittel seiner Arbeitszeit widmet er sich Problemen und Lösungen aus diesem Themenfeld. So nimmt der Direktor unter anderem an den täglichen Sitzungen der Klinikumseinsatzleitung teil.

„Während dieser ein bis zwei Stunden geht es in einem sehr strukturierten Prozess um Fragen wie: Wie kommen wir an neue Beatmungsgeräte, Masken und Schutzausrüstung – und wie werden diese finanziert? Oder: Wie stellen wir sicher, dass immer ausreichend Personal da ist, um den Betrieb am Laufen zu halten, auch wenn unter den Beschäftigten Corona-Fälle auftreten?“, berichtet Rieger.

Als besonders positiv empfindet er es da, dass am UKW Zuständigkeiten klar definiert sind – und auch sehr gut ausgefüllt werden. „Wir verfügen glücklicherweise über hoch motivierte und engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die gerade in dieser ungewöhnlichen Zeit kreativ mitdenken, gestalten und danach streben, sich in ihrem jeweiligen Verantwortungsbereich so gut wie nur irgend möglich zu bewähren“, lobt der KD.

In dieser Ausnahmesituation wird nach seiner Einschätzung die Bedeutung der Universitätsklinika deutlich. „Jetzt zeigt die Universitätsmedizin, was sie leisten kann und wie wichtig sie für die Versorgung unseres Landes ist. Dies erhöht zum einen die Wertschätzung in der Bevölkerung weiter. Zum anderen verdeutlicht es unseren Beschäftigten noch einmal, wie wichtig ihre Tätigkeit für unsere Gesellschaft ist. Last but not least denke ich, dass unser Engagement in der Krise auch unsere zukünftige Position bei politischen und weiteren Entscheidungsträgern stärkt“, so Rieger.

Wirtschaftlichkeit des Klinikums wird auf die Probe gestellt

Dies sei umso wichtiger, als die Corona-Krise die wirtschaftliche Lage des Klinikums extrem belastet. „Nach behördlicher Maßgabe behandeln wir derzeit nur unaufschiebbare sowie Corona-Fälle. Der restliche Patientenbetrieb, mit dem wir sonst unsere Erlöse generieren, wurde völlig zurückgefahren. Die Frage ist nun, wie wir uns in dieser Zeit finanzieren“, sagt der Kaufmännische Direktor.

Zwar gebe es mit dem sogenannten Rettungsschirm ein erstes Programm zur Finanzierung der Krankenhäuser. Für die Universitätsklinika mit ihren hohen Vorhaltekosten und zahlreichen komplexen Behandlungen seien diese Programme jedoch nicht ausreichend. „Auch ohne Corona wächst durch Klinikbereiche, die nicht ausreichend finanziert sind, der wirtschaftliche Druck für die Universitätsklinika Jahr für Jahr“, bedauert Rieger.

Dessen ungeachtet gehört es zu seinen Hauptzielen, mit dem Klinikum weiter positive Jahresergebnisse zu erzielen. „Außerdem müssen wir uns bemühen, auch weiterhin als Arbeitgeber attraktiv zu bleiben. Wichtig ist mir dabei, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei allen Entscheidungen mitzunehmen sowie die bislang am UKW gepflegte Kultur der Kommunikation und Wertschätzung fortzusetzen“, betont der Direktor.

Von Universitätsklinikum Würzburg

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