Sterben in Zeiten der Pandemie
29.06.2021Ein interdisziplinärer Forschungsverbund hat sich in den vergangenen Monaten mit der Versorgung von sterbenden Menschen unter Pandemiebedingungen beschäftigt. Beteiligt waren auch Expertinnen und Experten des Uniklinikums.
Eine „Nationale Strategie für die Betreuung von schwerkranken und sterbenden Menschen und ihren Angehörigen in Pandemiezeiten“: Das ist das Ergebnis neuester Untersuchungen des Forschungsverbunds PallPan des Nationalen Forschungsnetzwerks der Universitätsmedizin zu Covid-19.
Konkrete Handlungsempfehlungen
Das Netzwerk besteht aus palliativmedizinischen Einrichtungen von 13 Universitätskliniken; es widmet sich den Erfahrungen, Belastungen und Herausforderungen in der Begleitung schwerkranker und sterbender Menschen in der aktuellen Pandemie. Herzstück des Strategiepapiers sind konkrete Handlungsempfehlungen, wie im Falle künftiger Pandemien insbesondere Nähe am Lebensende ermöglicht werden kann.
Von Seiten des Uniklinikums Würzburg (UKW) war das Interdisziplinäre Zentrum Palliativmedizin an PallPan beteiligt. Gemeinsam mit dem Palliativzentrum des Uniklinikums Düsseldorf haben die Würzburger Expertinnen und Experten die Erfahrungen, Herausforderungen und Lösungsansätze bei der Betreuung von schwerkranken, sterbenden und verstorbenen Patienten mit und ohne Covid-19 sowie deren Angehörigen oder Hinterbliebenen in deutschen Krankenhäusern untersucht – und zwar außerhalb von Palliativstationen.
Deutlich erschwerte Versorgung
„Sowohl in den Fokusgruppen als auch in einer Online-Befragung patientennah tätiger Beschäftigter zeigte sich, dass insbesondere in der ersten Hochphase der Pandemie die Versorgung von Sterbenden und die Begleitung von Angehörigen deutlich erschwert waren“, schildert Professorin Birgitt van Oorschot ein Ergebnis der Untersuchung.
Van Oorschot ist Leiterin des Interdisziplinären Zentrums Palliativmedizin des UKW. Ihren Worten nach berichteten speziell die Befragten aus Krankenhäusern, die mehr Schwerkranke und Sterbende als vor der Pandemie versorgten, von einer Verschlechterung der Versorgungsqualität. Wenn eine Unterstützung durch palliativmedizinische Spezialisten bereits vor der Pandemie etabliert war, wurde diese gut genutzt – neue Angebote wurden allerdings kaum realisiert. Weiterhin waren in der ersten Hochphase der Pandemie digitale Möglichkeiten zur Unterstützung der Kommunikation von Patientinnen und Patienten mit ihren Angehörigen wenig verbreitet.
Wunsch nach mehr Personal und Schulungen
„Die Befragten wünschten sich mehr geschultes Personal für die Versorgung der Sterbenden und für die zusätzlich zu bewältigenden Aufgaben in der Angehörigenkommunikation. Neben mehr Schulungen und Fortbildungen wurden zudem auch konkrete Handlungsanweisungen erbeten. Letztere werden ihnen als eines der Ergebnisse der PallPan-Studie jetzt an die Hand gegeben“, sagt van Oorschot.
Kontakt
Prof. Dr. Birgitt van Oorschot, Oorschot_B@ukw.de