Stiftung „Forschung hilft“ vergibt Preise
08.12.2020Die Stiftung zur Förderung der Krebsforschung an der Uni Würzburg unterstützt 2020 vier Projekte mit insgesamt 80.000 Euro. Gerade im schwierigen Corona-Jahr setzt sie damit ein Signal der Wertschätzung für den Kampf gegen Krebs.
Der Verein „Hilfe im Kampf gegen Krebs“ gründete Ende 2017 unter dem Namen „Forschung hilft“ eine Stiftung zur Förderung der Krebsforschung an der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg. Wie in den vergangenen beiden Jahren schüttet die Stiftung auch heuer wieder Förderpreisgelder an Würzburger Forschungsgruppen aus. Im Corona-Jahr 2020 keine Selbstverständlichkeit. „Einer der Effekte der Pandemie ist ein deutlich gesunkenes Spendenaufkommen. Dennoch entschieden wir uns, auch unter diesen schwierigen Bedingungen nicht auf die Unterstützung der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlicher zu verzichten, die mit ihren Vorhaben die Behandlung von onkologischen Patienten verbessern wollen“, berichtet Gabriele Nelkenstock vom Stiftungsrat von „Forschung hilft“.
Weiterhin für Spitzenforschung stark machen
Barbara Stamm, Präsidentin des Bayerischen Landtags a.D. und Ehrenpräsidentin der Stiftung, bringt die Situation so auf den Punkt: „Die Bekämpfung und Eindämmung des Virus verlangen jedem von uns derzeit viel ab. Deshalb ist es umso wichtiger, dass wir gut aufeinander schauen. Denn in der Gemeinschaft liegt unsere Stärke! Dazu gehört auch, dass wir uns weiterhin zusammen für die Spitzenforschung im Kampf gegen Krebs stark machen.“ Dank des medizinischen Fortschritts hätten sich die Überlebenschancen und die Lebensqualität von Krebskranken mittlerweile deutlich verbessert. Deswegen sei es dringend notwendig, die hervorragenden Ansätze der Forschung weiterzuführen, weiterzuentwickeln und weiter zu fördern. „Denn so kann man die Perspektive für die Betroffenen ändern und den Schrecken reduzieren“, unterstreicht Stamm.
Daran forschen die geförderten Teams
Aus den eingegangenen Forschungsanträgen wählte der externe wissenschaftliche Beirat der Stiftung in diesem Jahr vier Projekte aus, die mit jeweils 20.000 Euro gefördert werden. Dazu zählt die Entwicklung eines völlig neuartigen Therapieansatzes zur Prävention von Hirnmetastasen beim Brustkrebs durch eine Stärkung der Barrierefunktion der Blut-Hirn-Schranke. Dahinter steht eine Arbeitsgruppe des Uniklinikums Würzburg (UKW), geleitet von Prof. Carola Förster von der Klinik für Anästhesiologie und Prof. Mario Löhr von der Klinik für Neurochirurgie.
Beim kolorektalen Karzinom können Metastasen in der Leber auftreten, die chirurgisch entfernt werden müssen. Eine erprobte Behandlungsstrategie führt die Eingriffe in den beiden Leberlappen zu unterschiedlichen Zeitpunkten durch. Zwischen den Operationen wird für mehrere Wochen die besondere Wachstumsfähigkeit des Organs genutzt. Eine Zeit, in der aber auch die Metastasen weiterwachsen. Ein interdisziplinäres Forscherteam unter Betreuung von PD Dr. Armin Wiegering, dem Stellvertretenden Klinikdirektor der Chirurgischen Klinik I des UKW, will diese Methode optimieren.
Chemotherapien, aber auch neue Ansätze wie die Immuntherapien, üben einen Selektionsdruck auf den Tumor aus und verändern dessen zelluläre Architektur. Um neue Strategien zur effektiven Krebsbekämpfung zu entwickeln, ist es wichtig, diese evolutionären Vorgänge zu entschlüsseln, die einer Tumorzelle erlauben, trotz Therapie zu überleben und weiter zu wachsen. Das wissenschaftliche Team um Dr. Leo Rasche von der Medizinischen Klinik II des UKW widmet sich speziell dem Selektionsdruck, der von neuen Immuntherapien, wie den CAR-T- Zellen oder bispezifischen Antikörpern, auf Blutkrebszellen ausgeht.
Das Team um Prof. Jürgen Löffler von der Medizinischen Klinik II bearbeitet eine sehr aktuelle Frage: Inwieweit sind verschiedene Immunzellen – wie zum Beispiel T-Zellen oder natürliche Killerzellen – von Patienten mit Covid-19 in der Lage, eine effektive Immunantwort aufzubauen? Diese immunbiologische Charakterisierung ist insbesondere für onkologische Patienten hoch relevant, die durch ihr geschwächtes Immunsystem ein erhöhtes Risiko für einen schweren Infektionsverlauf haben. Des Weiteren wird das Forschungsteam untersuchen, wie effizient eine Impfung gegen das Coronavirus speziell für Krebspatienten ist. Da momentan unklar ist, ob das Immunsystem dieser Patienten einen vergleichbaren Schutz wie bei gesunden geimpften Personen aufbauen kann, soll explizit die Immunantwort nach Impfung charakterisiert werden.
Spenden für die Stiftung
Wer die Stiftung „Forschung hilft“ auch künftig bei ihrem Anliegen unterstützen will, kann eine Spende auf folgendes Konto überweisen: Stiftergemeinschaft der Sparkasse Mainfranken Würzburg; IBAN DE19 7905 0000 0000 0655 65; BIC: BYLADEM1SWU.
Statements der Preisträgerinnen und Preisträger:
„Ich fühle mich als Preisträger der Stiftung ‚Forschung hilft‘ sehr geehrt. Diese finanzielle Unterstützung motiviert mein Team, meine Kooperationspartner in Cardiff und Dublin und mich, unser Projektvorhaben voranzubringen und hilft, das Coronavirus und die Antwort des Immunsystems – gerade auch von Krebspatientinnen und -patienten – besser zu verstehen.“
Prof. Dr. Jürgen Löffler, Medizinische Klinik und Poliklinik II des Uniklinikums Würzburg
„Wir haben uns riesig über die Förderung durch die Stiftung „Forschung hilft“ gefreut. Es ist etwas ganz Besonderes, Forschungsgelder zur Verfügung gestellt zu bekommen, die nicht vom Staat, sondern von Spenderinnen und Spendern kommen, die aus den unterschiedlichsten Gründen aktiv die Krebsforschung unterstützen möchten. Dieser Akt der Philanthropie ist hoch willkommen und spornt uns weiter an, die Tumorbiologie zu entschlüsseln sowie die Situation für Krebspatienten in Zukunft zu verbessern.“
Dr. Leo Rasche, Medizinische Klinik II des Uniklinikums Würzburg
„Brustkrebs betrifft uns alle – Frauen, Kinder, Partner und Familien. Hirnmetastasen des Brustkrebses führen fast ausnahmslos zum tödlichen Verlauf. Durch das Entwickeln von Strategien zum Verhindern von Hirnmetastasen des Brustkrebses wollen wir Patientinnen und ihren Familien sowie den betreuenden Medizinerinnen und Medizinern sowie dem Pflegepersonal mehr Hoffnung geben. Dies wollen wir danach möglichst auch auf andere hirnmetastasierende Krebsarten – wie das Maligne Melanom oder Lungenkrebs –übertragen.“
Prof. Dr. Carola Förster von der Klinik für Anästhesiologie und Prof. Dr. Mario Löhr von der Klinik für Neurochirurgie des Uniklinikums Würzburg
„Die Unterstützung durch die Stiftung und ihre Spender erlaubt es uns, schnell und unkompliziert neue Ansätze zur Verbesserung der Patientenversorgung im Labor zu untersuchen und die hieraus gewonnenen Erkenntnisse wieder in die Klinik zu überführen.“
PD Dr. Armin Wiegering, Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Transplantations-, Gefäß- und Kinderchirurgie des Uniklinikums Würzburg