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Studie zur Verbesserung der Dialyse

20.12.2022

Die weltweit größte Studie zur Verbesserung der Dialyse läuft in acht Ländern. Für die Koordination in Deutschland konnte Dr. Jule Pinter vom Uniklinikum Würzburg 1,16 Millionen Euro Fördergeld einwerben.

Bei der Dialyse wird das Blut von Giftstoffen gereinigt. Über die Spülflüssigkeit werden Substanzen aus dem Blut entfernt und im Gegenstromprinzip hinzugefügt.
Bei der Dialyse wird das Blut von Giftstoffen gereinigt. Über die Spülflüssigkeit werden Substanzen aus dem Blut entfernt und im Gegenstromprinzip hinzugefügt. (Bild: Markus Koch)

Mehr als 100.000 Menschen mit einer chronischen Nierenerkrankung benötigen in Deutschland regelmäßig eine Hämodialyse. Da ihre Niere den lebenswichtigen Job nicht mehr ausreichend erfüllen kann, übernimmt die Blutwäsche diese Funktion. Dabei wird das Blut der Patientinnen und Patienten in der Regel dreimal pro Woche durch eine „künstliche Niere“ geleitet und von Giftstoffen gereinigt.

Über die Spülflüssigkeit (Dialysat) werden Substanzen aus dem Blut entfernt und im Gegenstromprinzip hinzugefügt. Liegt die Konzentration der einzelnen Komponenten im Dialysat über der Konzentration im Blut des Dialysepflichtigen, fließen die entsprechenden Substanzen ins Blut, ist die Konzentration einer Substanz im Dialysat niedriger, wird sie dem Blut entzogen.

Neben Kalium, Kalzium und Magnesium ist ein wichtiges Substrat das Natriumchlorid. Der Körper benötigt dieses Salz für Nerven, Muskeln, Zellfunktionen, Verdauung und Knochenbau. Da Salz Wasser bindet, ist Natrium auch wichtig für die Regulation des Wasserhaushalts und den Blutdruck.

Optimum an Salz

Doch wie viel Natrium benötigen Dialysepflichtige? Was ist zu wenig? Was ist zu viel? Hat die Natrium-Konzentration im Dialysat möglicherweise einen Effekt auf die Sterblichkeit? Mit all diesen Fragen beschäftigt sich Dr. Jule Pinter aus der Medizinischen Klinik und Poliklinik I des Uniklinikums Würzburg.

„Obwohl die Dialyse die Lebensdauer der Nierenkranken verlängern kann, bleibt die Sterblichkeit der Dialysepflichtigen unverändert hoch. Eine der häufigsten Todesursachen sind kardiovaskuläre Ereignisse wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder Herzversagen“, erläutert die angehende Nephrologin und erklärt mögliche Ursachen: „Die Herz-Kreislauf-Probleme sind oft mit einer linksventrikulären Hypertrophie assoziiert. Dabei ist aufgrund einer erhöhten chronischen Belastung das Herzmuskelgewebe in der linken Herzkammer vergrößert. Ein Auslöser könnte unter anderem ein Salzüberschuss sein.“

Qualitätsstandard verbessern

In der weltweit größten klinischen Versorgungsstudie zur langfristigen Verbesserung des Dialyse-Qualitätsstandards untersucht Jule Pinter mit einem internationalen Team nun die optimale Natriumkonzentration im Dialysat. Die Studie läuft unter dem Namen RESOLVE (Randomised Evaluation of SOdium dialysate Levels von Vascular Events).

Sie soll klären, ob eine Standard-Dialysat-Natriumkonzentration von 137 mmol/l verglichen mit 140 mmol/l kardiovaskuläre Ereignisse und Todesfälle bei erwachsenen Hämodialysepatientinnen und -patienten verringert.

Geleitet wird die Studie von der University of Sydney. Insgesamt sollen in den kommenden fünf Jahren 414 Dialysezentren in Australien, China, Indien, Malaysia, Kanada, Frankreich, England und Deutschland teilnehmen.

In Deutschland wird die Studie von Jule Pinter koordiniert. Ihr Ziel ist es, 15 Hämodialysezentren mit etwa 2.550 Erwachsenen einzubringen. In sechs Zentren soll zudem eine Teilstudie stattfinden. „Darin untersuchen wir an 400 Dialysepflichtigen, ob eine geringere Salzzufuhr während der Dialyse die Überwässerung verringert“, schildert die Medizinerin.

Bislang keine evidenzbasierten Empfehlungen

Die Studie wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) mit 1,16 Millionen Euro gefördert. „Das zeigt, wie wichtig diese Versorgungsstudie ist“, freut sich Jule Pinter.

Die Nephrologie sei bislang etwas stiefmütterlich behandelt worden, es gebe keine evidenzbasierten Empfehlungen für die Dialyse, weder für das Dialysat noch für die Häufigkeit der Nierenersatztherapie. „Dabei gehen Prognosen in den nächsten Jahren von einem beträchtlichen Anstieg der Dialysepflichtigen aus. Bis 2040 werde sich die Fallzahl um 20 bis 23 Prozent erhöhen“, bemerkt Professor Christoph Wanner, der in der Studie als Mentor fungiert.

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