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Training für Auszubildende aus Laos

08.11.2022

Forschende und Studierende der Uni Würzburg haben ein interkulturelles Training für Auszubildende aus Laos entwickelt. Nach dem ersten Praxistest steht fest: Das Training soll etabliert und weiterentwickelt werden.

Studierende und Lehrende aus Deutschland und Laos im Hofgarten der Würzburger Residenz. Links die Würzburger Uni-Dozentin Johanna Lawall.
Studierende und Lehrende aus Deutschland und Laos im Hofgarten der Würzburger Residenz. Links die Würzburger Uni-Dozentin Johanna Lawall. (Bild: privat)

Laos und Deutschland sind sehr unterschiedlich. Das weiß man insbesondere in der Firma „BHS Corrugated Maschinen- und Anlagenbau“ aus Weiherhammer in der Oberpfalz. Das Unternehmen kooperiert mit dem Lao-German Technical College und lässt regelmäßig junge Menschen aus dem asiatischen Laos einen Teil ihrer Ausbildung in Deutschland absolvieren. Doch für die Auszubildenden ist Deutschland oft ein Kulturschock.

Wie kann dieser Schock gemildert werden? Wie können laotische Auszubildende an Deutschland und seine gesellschaftlichen Normen herangeführt werden? Damit haben sich im Sommersemester 2022 Studierende in einem Seminar des Lehrstuhls für Sonderpädagogik V – Pädagogik bei Verhaltensstörungen an der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg befasst.

Der Lehrstuhl engagiert sich unter der Leitung von Professor Roland Stein seit über zehn Jahren im JMU-Projekt „Globale Systeme und interkulturelle Kompetenz“ (GSiK). Ein grundlegendes Ziel ist die Verknüpfung zwischen (Sonder-)Pädagogik und Interkulturalität. Das setzten die Studierenden um, indem sie ein Training für laotische Azubis entwickelten und erstmals anwendeten.

Bislang keine passenden Trainings in Deutschland

Interkulturelle Trainings sind in Deutschland keine Seltenheit. Doch oft konzentrieren sie sich auf den arabischen Raum. „Für Laos gab es schlichtweg keine interkulturellen Lernangebote. Daher haben wir uns einen Weg überlegt, Studierende für dieses Thema zu sensibilisieren und gleichzeitig laotischen Auszubildenden bei ihrem Aufenthalt in Deutschland zu helfen“, so Professor Thomas Müller vom Lehrstuhl Sonderpädagogik V.

Im Seminar „Interkulturelle Handlungsfelder“ beschäftigten sich fünf Studierende verschiedener Studiengänge zunächst theoretisch mit der Politik, Gesellschaft und Kultur von Laos und Deutschland. Die Leitfrage dabei war stets: „Welche Unterschiede erkennen wir und wie können wir diese den Auszubildenden vermitteln?“. Daraus entstand ein zweitägiges Training, das den laotischen Azubis einen Überblick über Geografie, Straßenverkehr, Einkaufen, Restaurantbesuche, Religion, Kultur und Familienstrukturen in Deutschland näherbringt.

Erstmalige Durchführung im Sommer

Im Juli 2022 kamen die laotischen Auszubildenden gemeinsam mit einer laotischen Studentin, zwei laotischen Lehrerinnen und den Ansprechpartnern in Deutschland, Johannes Zeck und Sonja Prüll, nach Würzburg. Hier führten die Studierenden das Training zum ersten Mal durch. In ihrem Fokus stand es, die deutsche Kultur alltagsnah zu vermitteln und keine Klischees herzustellen.

Dafür planten sie ein abwechslungsreiches Wochenende mit Theorie, einem Restaurantbesuch und der Besichtigung zahlreicher Würzburger Sehenswürdigkeiten. Da die Gäste in der Nähe des Kiliani-Volksfests übernachteten, entschieden sich einige von ihnen spontan, auch diesen Aspekt der deutschen Kultur zu erkunden.

Reaktionen der Auszubildenden

Die Auszubildenden berichteten nach dem Training, interessante Einblicke erhalten zu haben. Sie waren unter anderem der Meinung, dass das Vorurteil über Deutsche, sehr pünktlich zu sein, tatsächlich zutreffe – schließlich hatten die JMU-Studierenden für das Training einen genauen Zeitplan verfolgt.

Auch die gemeinsamen Essen wurden als sehr eindrücklich beschrieben, da hier nicht nur deutliche Unterschiede im Verhalten, sondern auch im Geschmack erkannt wurden: Die deutschen Studierenden konnten scharfe Chips, die für die Gäste aus Asien sehr mild waren, nur mit tränenden Augen verspeisen.

Reaktionen der Studierenden

Bei den Studierenden bleibt das Seminar ebenfalls in guter Erinnerung: „Auch wenn es zeitaufwändig war, konnte ich viele interessante Eindrücke mitnehmen. Ich habe etwas über die laotische Kultur und die Vermittlung von Kultur gelernt und auch stärker über die deutsche Kultur und was wir darunter verstehen reflektiert“, so eine Teilnehmerin.

Besonders gut gefiel den Studierenden, dass das Training kein einseitiges Lehren der deutschen Kultur war, sondern ein intensiver Austausch zwischen allen Beteiligten.

Training wird weiterentwickelt

Das Training soll bei der Firma „BHS Corrugated Maschinen- und Anlagenbau“ nun fest in die Ausbildung der Laotinnen und Laoten integriert werden. Dafür bleibt die Kooperation mit der JMU bestehen. Im Sommersemester 2023 wird eine Gruppe von Studierenden die Möglichkeit bekommen, das Training weiterzuentwickeln und es dann erneut durchzuführen.

Kontakt

Johanna Lawall, Lehrstuhl für Sonderpädagogik V – Pädagogik bei Verhaltensstörungen, johanna.lawall@uni-wuerzburg.de

Von Johanna Lawall

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