Transformationsexperimente zur Nachhaltigkeit am WueLAB
25.02.2025Mehr Leben auf den Campus bringen, einen Würzburger Zukunftsrat einberufen: Das sind zwei Beispiele für die mittlerweile 14 Transformationsexperimente, die am Nachhaltigkeitslabor WueLAB der Universität laufen.

Der Hubland-Campus der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) bietet viel Platz: Wer hier unterwegs ist, bewegt sich zwischen weitläufigen Wiesen und großen Bäumen. Die Studierenden treiben Sport, picknicken oder ruhen sich zwischen zwei Vorlesungen aus.
Und die Studierenden ergreifen Initiativen, um ihren Campus noch schöner zu gestalten. So wie Julian Müller und Sarah Hauck vom Referat Ökologie der Studierendenvertretung: Die beiden treiben das Projekt „CampusBank“ voran, das für mehr Sitzgelegenheiten mit ökologisch sinnvoll gestaltetem Umfeld sorgen wird.
Ihr Ziel: Im Schatten der Campus-Bäume sollen neue Bänke mit Tischen aufgestellt werden, so dass die Studierenden dort lernen, arbeiten oder sich einfach nur treffen können. Neben den Bänken sind Minibiotope geplant – die „Wuselflächen“, auf denen möglichst viel Leben „herumwuseln“ darf. Infotafeln werden die Biotope erklären; ergänzt werden sie von Wegweisern zum CampusGarten, einem preisgekrönten Ort zum gemeinsamen Gärtnern und für mehr Artenvielfalt.
Am Nachhaltigkeitslabor laufen 14 Transformationsexperimente
Mit dieser Idee wurden Julian Müller und Sarah Hauck in die Reihe der Transformationsexperimente aufgenommen, die an der Uni Würzburg unter dem Dach des Nachhaltigkeitslabors WueLAB laufen. Die JMU hat das Labor 2022 mit dem Ziel eingerichtet, an der Universität wissenschaftsbasiert eine Kultur der Nachhaltigkeit zu fördern und zu festigen. Aktuell sind 14 Experimente aktiv. Das WueLAB unterstützt die Teams administrativ, organisatorisch und finanziell.
Artenvielfalt auf dem Campus erhöhen
Bei ihrem Projekt „CampusBank“ arbeiten die Studierenden eng mit einem anderen Transformationsexperiment von zwei Wissenschaftlerinnen der JMU zusammen: L(i)ebenswerterCampus. Dr. Sarah Redlich und Juniorprofessorin Nadja Simons vom Biozentrum der Uni entwickeln darin mit ihrem Team forschungsbasiert neue Ideen zur Gestaltung und Pflege der Grünflächen auf dem Campus. Sie wollen zusätzliche Lebensräume für Insekten, Vögel und Reptilien schaffen und dadurch die Artenvielfalt erhöhen.
Dabei berücksichtigen sie auch die Interessen und Vorlieben der Menschen, die den Campus nutzen. Im Verlauf des Projekts werden sie gemeinsam mit Studierenden, Forschenden und Uni-Beschäftigten über passende Maßnahmen diskutieren und wissenschaftlich untersuchen, welche Auswirkungen das neue Pflegekonzept am Ende auf die Biodiversität hat.
Gemeinsam spielen und Sport treiben
Ein drittes Transformationsexperiment hat ebenfalls das Leben auf dem Campus im Blick – und zwar das Leben der Menschen. Student Timo Stiller möchte erreichen, dass die Universität nicht nur als Lernort wahrgenommen wird, sondern auch als Ort des sozialen Zusammenkommens.
Mit seinem Projekt W(u)eShare will er auf spielerische Weise und nach den Prinzipien einer „shared economy“ den persönlichen Austausch voranbringen: Nach dem Vorbild der öffentlichen Bücherschränke sollen auf dem Campus Verleih- und Tauschschränke für Federballspiele, Volleybälle, Tischtennisutensilien und andere Sport- und Freizeitgeräte aufgestellt werden.
Timo Stiller möchte außerdem die Planungsphase und die spätere Nutzung der Verleihgegenstände aus einer sozialwissenschaftlichen Perspektive wissenschaftlich begleiten. Dazu passt sein Studienfach perfekt: Er ist im Masterstudiengang „Sozialwissenschaftliche Nachhaltigkeitsforschung“ eingeschrieben.
Wichtig: In die Gesellschaft hineinwirken
Diese Beispiele zeigen, dass Nachhaltigkeit am WueLAB nicht nur ökologische, sondern auch soziale und ökonomische Aspekte umfasst. Dem interdisziplinären Team des Labors ist es besonders wichtig, auf der Grundlage von wissenschaftlichen Erkenntnissen ein statusgruppenübergreifendes nachhaltiges Handeln an der Universität zu fördern. In den Projekten sollen also Studierende, Forschende, Verwaltungsangestellte und andere Uni-Beschäftigte gemeinsam aktiv werden, wobei alles in wissenschaftliche Arbeit eingebettet wird.
Sehr großen Wert legen die Verantwortlichen des Nachhaltigkeitslabors außerdem darauf, dass sich die Uni-Teams mit Akteurinnen und Akteuren in Stadt und Region vernetzen, dass sie in die Gesellschaft hineinwirken. „Wir möchten erreichen, dass das WueLAB über unsere Universität hinaus ein bedeutsamer Impulsgeber für gesamtgesellschaftliche Transformationsprozesse wird“, sagt Mathematik-Professorin Anja Schlömerkemper. Die Sprecherin des WueLAB ist gleichzeitig JMU-Vizepräsidentin für Chancengleichheit, Karriereplanung und Nachhaltigkeit.
WueRAT: Über ein kontroverses Thema beraten
Besonders deutlich ist das gewünschte Hineinwirken in die Gesellschaft bei einem weiteren Transformationsexperiment zu erkennen. Ein Team um Ulrike Zeigermann, Juniorprofessorin für sozialwissenschaftliche Nachhaltigkeitsforschung, will in Würzburg neue Formen der demokratischen Teilhabe erforschen und ausprobieren.
Dazu wird ein Zukunftsrat aus Würzburger Bürgerinnen und Bürgern zusammengestellt, der zu einem aktuellen lokalen, kontrovers diskutierten Nachhaltigkeitsthema Handlungsvorschläge für die kommunale Politik entwickelt. Ein interdisziplinäres Team der JMU sowie Vertreterinnen und Vertreter der Würzburger Zivilgesellschaft werden die Arbeit des Rates begleiten.
Ziel des neuen Formats ist es, die Diversität und Teilhabe in Verfahren der Bürgerbeteiligung zu stärken. Gleichzeitig wird die JMU das neuartige Vorgehen wissenschaftlich analysieren.
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Transformationsexperimente und Kontakt zum WueLAB