Traumjob Lehrer
26.02.2019Mit einer Akademischen Abschlussfeier in der Neubaukirche hat die Universität Würzburg 364 Absolventinnen und Absolventen unterschiedlicher Lehrämter verabschiedet.
Das Examen war für alle eine harte Nuss gewesen. Doch sie haben es geschafft: 364 Lehramtsabsolventinnen und -absolventen der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) wurden während einer Akademischen Abschlussfeier in der Neubaukirche geehrt und ins „echte Schulleben“ entlassen. Einige unter ihnen schnitten besonders gut beim Examen ab. Dazu gehört Tatjana Panknin. Die 25-Jährige aus Neumarkt war die beste Absolventin unter 114 angehenden Förderschullehrern.
Feingefühl im Umgang mit den Kindern
„Beim Examen kamen zum Glück Themen dran, auf die ich mich gut vorbreitet hatte“, so Panknin. Die Lehrerin in spe hatte sich im Vorfeld der Klausuren zum Beispiel intensiv mit Verhaltensstörungen bei geistig behinderten Kindern beschäftigt. Das ist in der Sonderpädagogik gerade ein brisantes Thema, zeigen doch Untersuchungen, dass fast die Hälfte aller Kinder mit einer Intelligenzminderung emotionale Störungen oder Verhaltensauffälligkeiten aufweisen.
Panknins Ehrgeiz liegt darin, gerade diesen Kindern als Förderschullehrerin gerecht zu werden. „Ich denke, eine gute Lehrerin erkennt man daran, dass sie mit viel Feingefühl mit den Kindern umgeht“, sagt sie. Nicht immer sei es angebracht, streng zu sein: „Manchmal kann es besser sein, auch mal was durchgehen zu lassen.“ Doch feste Verhaltensregeln, wie man als Lehrerin in welcher Situation genau reagiert, gibt es nicht. Genau das macht den Lehrerberuf für Panknin so spannend: Gute Lehrer müssten fähig sein, immer in Fühlung mit den Kindern zu bleiben.
Die Persönlichkeit entfalten
„Dass ich Prüfungsbeste geworden bin, damit hätte ich nie gerechnet“, meint Janine Wolz, die das beste Examen von 55 angehenden Grundschullehrern hat. Seit der 11. Klasse weiß Wolz, dass sie Lehrerin werden möchte „Ich kann gar nicht sagen, warum, es gab keinen äußeren Anlass, plötzlich war mir damals klar, dass dies mein beruflicher Weg sein würde“, so die 23-Jährige aus Röllbach bei Miltenberg. Als Lehrerin ist es ihr wichtig, das Beste gerade aus jenen Schülern herauszuholen, die als „schwierig“ gelten: „Jedes Kind soll in der Grundschule die Möglichkeit erhalten, seine Persönlichkeit zu entfalten.“
Auch Lilian Hamm, Beste unter 18 angehenden Mittelschullehrern, liegen vor allem jene Schüler am Herzen, die anecken, gar stören oder den Stempel „sozial benachteiligt“ haben. Die 23-Jährige aus Karlstadt entschied sich ganz bewusst dafür, Mittelschullehrerin zu werden. Obwohl sie weiß, dass Pädagogen, die im Gymnasium unterrichten, gesellschaftlich ein viel höheres Ansehen genießen. „An der Mittelschule gefällt mir vor allem das Klassenlehrerprinzip“, sagt sie. Außerdem findet es Hamm gut, dass die Mittelschule Jugendlichen, je nach ihren Talenten, ganz unterschiedliche Bildungswege eröffnet.
Klassen für praktisch begabte Schülerinnen und Schüler
Eine große Chance stellen zum Beispiel Praxisklassen dar. Mit denen beschäftigte sich Hamm in ihrer Zulassungsarbeit. Fünf Praxisklassen unterfränkischer Mittelschulen hatte sie besucht, um zu erleben, wie die funktionieren. Hamm war beeindruckt vom starken Engagement der Lehrer, die in diesen speziellen Klassen für praktisch begabte Schüler unterrichten: „Schade ist, dass diese Klassen immer noch ziemlich unbekannt sind.“
Laura Kimmel, Prüfungsbeste unter 31 angehenden Realschullehrern, sammelt bereits seit Dezember praktische Erfahrungen als Lehrerin: „Ich vertrete gerade eine schwangere Kollegin an der Realschule in Ochsenfurt.“ Die aus Theilheim bei Schweinfurt stammende 23-Jährige, die sich ehrenamtlich als Korbball-Schiedsrichterin engagiert, unterrichtet Mathe und Sport. Als Lehrerin will sie versuchen, ihre eigene Begeisterung sowohl für die Welt der Zahlen als auch für die Welt der Bewegung an Schüler weiterzugeben.
Fundiertes Fachwissen ist nötig
Janine Wolz, Laura Kimmel, Lilian Hamm und Tatjana Panknin haben für sich selbst Visionen entwickelt, wie sie eine gute Lehrerin werden könnten. Die Frage, was denn eine wirklich gute Lehrkraft ausmacht, bewegt Pädagogen seit Jahrzehnten. Bei der von der Professional School of Education (PSE) ausgerichteten Akademischen Abschlussfeier gab Festredner Tobias Richter, Inhaber des Lehrstuhls für Psychologie IV, eine Antwort aus pädagogisch-psychologischer Sicht.
Weder die Persönlichkeit des Lehrers noch spezielle Verhaltensweisen machen nach seinen Worten eine gute Lehrkraft aus. Lehrer, bei denen Schüler erfolgreich lernen, zeichneten sich vielmehr dadurch aus, dass sie fundiertes Fachwissen besitzen, dieses Fachwissen vermitteln können und außerdem Kenntnis darüber haben, wie Lernen funktioniert. Das Wissen darüber, unter welchen Bedingungen Menschen gut lernen können, ist wiederum ständig im Fluss.
Deshalb ist es für Lehrerinnen und Lehrer so wichtig, immer auf dem aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstand zu bleiben. Dabei hilft ihnen die Professional School of Education mit ihren Fort- und Weiterbildungen. Am 21. Februar findet zum Beispiel im Botanischen Garten eine Veranstaltung zum Thema „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ statt.