Überrascht von Würzburg
08.11.2022Fünf Medizinstudierende aus Tansania waren am Universitätsklinikum zu Gast. Was ihnen dort und in der Stadt aufgefallen ist.
Fast zwei Monate lang waren fünf Medizinstudierende aus Mwanza (Tansania) auf Austausch in der Würzburger Universitätsmedizin: Alicia Adiberth, Gloria Kanimba, James Mushi, Glorian Nnko und Faustine Temu. Sie durchliefen hier verschiedene Stationen am Universitätsklinikum und erhielten Einblicke in Kardiologie, Nephrologie, Kinderchirurgie und andere Bereiche. Ende Oktober 2022 sind sie nach Mwanza zurückgekehrt.
Beeindruckt waren die fünf Studierenden von der modernen Technik, die bei medizinischen Behandlungen am Klinikum zum Einsatz kommt und die sie sich auch für ihre Heimat wünschen würden.
Was die Studierenden überrascht hat? Für Glorian war das unter anderem die aus ihrer Sicht relativ kleine Zahl von Patientinnen und Patienten, die pro Tag behandelt werden. Im Bugando Medical Center in Mwanza sei der Andrang viel größer, erzählt sie. Sie schätzt, dass sich dort Tag für Tag dreimal mehr Kranke vorstellen.
Erstaunt war sie auch darüber, dass sie auf der Kinderkrebsstation vorwiegend Leukämiefälle gesehen hat. In ihrer Heimatstadt gebe es in der Kinderonkologie viel mehr unterschiedliche Krebsarten zu sehen, etwa Burkitt-Lymphome oder bösartige Erkrankungen der Augennetzhaut, so genannte Retinoblastome. „Wenn Würzburger Medizinstudierende im Austausch zu uns kommen, können sie in der Klinik viel mehr unterschiedliche Krankheitsformen kennenlernen“, sagt die Studentin.
Ruhiger Umgang mit Patientinnen und Patienten
Was Glorian für ihre Tätigkeit als Ärztin außerdem gelernt hat: Dass es zu einer guten Krankenversorgung dazugehört, den Patientinnen und Patienten ihre Krankheit und die Art der Behandlung gut zu erklären.
Berührt vom ruhigen und liebevollen Umgang mit den Kranken war Alicia. „Ich denke das ist möglich, weil jede Abteilung mit eigenem medizinischem Personal ausgestattet ist. So steht mehr Zeit zur Verfügung, um jeden einzelnen ohne Hektik zu behandeln“, sagt sie. Ihrer Ansicht nach fehlt dem Würzburger Uniklinikum aber etwas, was es in Mwanza gibt: eine kostenfreie Spezialsprechstunde für Patientinnen und Patienten, die weder Krankenversicherung noch Geld haben.
Studentin Gloria war überrascht, dass die Medizinstudierenden in der Klinik unter ärztlicher Anleitung auch Untersuchungen selbst durchführen können, etwa EKG und Ultraschall: „Das ist eine gute Sache, das würde ich bei uns zu Hause auch gerne tun.“ Alles in allem habe sie bei ihrem Aufenthalt in Würzburg viel Wissen über häufige Krankheiten in Deutschland und deren Behandlung gesammelt. Und sie habe gesehen, wie das medizinische Personal den Kranken respektvoll begegnet.
Rauchende Teenager und historische Gebäude
Überraschungen warteten auch außerhalb des Klinikums auf die tansanischen Studierenden. Gloria sagt: „Die Stadt ist schön und ruhig, mit einer angenehmen Umgebung und einer guten Organisation der Verkehrsmittel. Was mich aber erstaunt hat, ist die im Vergleich zu Mwanza viel höhere Raucherquote unter den Teenagern und Jugendlichen, wie ich sie nie zuvor gesehen habe.“
Alicia hatte nicht erwartet, dass es in Würzburg so viele historische Gebäude und Kirchen gibt. Die meisten davon habe sie auch besichtigt. Glorian war beeindruckt, wie gepflegt und sauber die Stadt ist. Und sie freut sich sehr darüber, dass sie einige Worte Deutsch gelernt hat.
Dank an die Else Kröner-Fresenius-Stiftung
Sehr dankbar sind alle fünf Studierenden der Else Kröner-Fresenius-Stiftung, die den Studierendenaustausch zwischen den Medizinstandorten Würzburg und Mwanza fördert.
Was Gloria sagt, würden auch die anderen unterschreiben: „Ich möchte dem Else Kröner Center persönlich dafür danken, dass man uns diese einmalige Chance gegeben und sich vom ersten Tag an so gut um uns gekümmert hat. So ist ein Traum wahr geworden!“
Vom Austauschprogramm zum Else Kröner Center
Die Kontakte der Würzburger Universitätsmedizin mit Mwanza sind seit langem etabliert. 2008 startete das Austauschprogramm mit der Catholic University of Health and Allied Sciences und mit dem Bugando Medical Center. 2020 wurde das Programm dann in das neu gegründete Else Kröner Center (EKC) for Advanced Medical & Medical Humanitarian Studies Würzburg-Mwanza eingebettet.
Die Else Kröner-Fresenius-Stiftung fördert dieses Zentrum mit 2,5 Millionen Euro. Unter seinem Dach laufen neben dem Austausch von Studierenden, Ärztinnen und Ärzten unter anderem auch gemeinsame Forschungsprojekte und Studienprogramme. Ziel ist es, die Gesundheitsversorgung in der Region um Mwanza weiter zu verbessern.
Weblinks
Würzburger Medizinstudierende können sich bis 15. Januar 2023 für PJ-Plätze in Mwanza im Kalenderjahr 2024 bewerben.