Urnen, Beete und Ökostrom
13.07.2021Lösungen für gesellschaftliche Herausforderungen unserer Zeit waren bei der Social Innovators Challenge gesucht. Mit einer nachhaltigen Urne aus Papier konnten sich Katharina Scheidig und Kristina Steinhauf den Sieg sichern.
Eine Urne für einen geliebten Menschen aussuchen: Eine Situation, die wohl für niemanden leicht ist. Im Jahr 2014 musste Kristina Steinhauf gemeinsam mit ihrer Familie genau das tun, sie suchten nach einer Urne für ihren Vater. Allerdings kam für sie das Angebot des Bestatters nicht infrage. Keine Urne wurde ihrem Vater gerecht. Kristina entschloss sich deshalb dazu, die Urne selbst zu bauen. Damit war die Idee zu „urnfold“ geboren: Nachhaltige und individualisierbare Urnen aus Papier.
Mit dieser Idee konnte Kristina jetzt gemeinsam mit ihrer Freundin Katharina Steinhauf bei der Social Innovators Challenge (SIC) die Jury überzeugen. Die beiden Studentinnen belegten den 1. Platz und dürfen sich über ein Preisgeld von 2.000 Euro freuen. Jetzt ist ihr Plan, die Urnen als fertiges Produkt oder als Do-it-Yourself-Bausatz anzubieten, die individuell gestaltet werden können.
Die Social Innovators Challenge
Studierenden, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern die Möglichkeit bieten, ihre unternehmerischen Ideen zur Verbesserung der ökologischen Nachhaltigkeit, Gesundheit und sozialen Gerechtigkeit auszubauen: Das ist das Ziel der Social Innovators Challenge. Knapp vierzig Teams hatten sich daran im Sommersemester 2021 mit Projektvorschlägen beteiligt.
Tanja Golly, Gründungsberaterin am Servicezentrum Forschung und Technologietransfer (SFT) und Dr. Annette Retsch vom Career Centre der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) sowie ihre Kolleginnen aus der Otto-Friedrich-Universität Bamberg wählten daraus zehn Teams aus, die anschließend über sieben Wochen hinweg gezielt in der Ausarbeitung ihrer Ideen unterstützt wurden.
So erhielten die Teams Trainings zur Pitch- und Videoentwicklung, Geschäftsmodellvalidierung, zum Ausbau der Teamkompetenzen und erlebten, wie sie mit Erkenntnissen aus dem Improvisationstheater auch im virtuellen Auftritt glänzen können.
Ein Video fürs Finale
Für das Finale am 1. Juli mussten die Teams ein Video produzieren, das den sozialen Mehrwert und die Zukunftsfähigkeit ihres Projekts deutlich herausstellt und das nicht nur die mehr als 200 Zuschauerinnen und Zuschauer, sondern auch die fünfköpfige Jury, bestehend aus Expertinnen und Experten der Gründungsszene überzeugt. „Wir haben uns bewusst für die Videoentwicklung entschieden, da gerade bei sozialen Projekten sehr häufig eine Finanzierung über Crowdfunding-Kampagnen infrage kommt. Hierbei sind überzeugende Pitch-Videos ein absolutes Muss“, erklärt Tanja Golly.
Die Jury zeigte sich sichtlich begeistert. „Großartig, was die Teams in der kurzen Zeit gestemmt haben“, so Johannes Schnabel, Program Manager bei den Campus Founders in Heilbronn. „Es war ein ganz besonderes Event mit Spitzenprojekten und leidenschaftlichen Teilnehmerinnen und Teilnehmern“, résumiert Lara Kadegge. Sie organisiert als Projektmanagerin bei der Falling Walls Foundation in Berlin regelmäßig internationale Pitch Wettbewerbe.
Dr. Annette Retsch leitet das Career Centre an der JMU und ist verantwortlich für die Konzeption des Beratungs- und Veranstaltungsangebots. Sie sieht die Chancen der Challenge für die Teilnehmenden: „Mit der Hilfe von Potenzialanalysen können wir schon frühzeitig Kompetenzen erkennen, die zukünftige Gründerpersönlichkeiten ausmachen. Zudem bietet unser vielfältiges Seminarprogramm weitere Trainingsmöglichkeiten, um zum Beispiel notwendige rhetorische Fähigkeiten oder das Wissen über interessante Denkansätze und Projektmanagement-Kenntnisse zu fördern“, erklärt sie.
Drei Teams überzeugen im Finale
Im Finale haben die Jury und die Zuschauer gemeinsam die besten Ideen ausgewählt und prämiert. Drei Teams konnten von der Dringlichkeit ihrer Vorhaben zur Lösung gesellschaftlicher Probleme überzeugen.
Platz 2 (1.000 Euro) ging an das Team Veeb. Mit seiner Idee will es Menschen den Anbau von Obst und Gemüse auf engem Raum attraktiver machen: Hierzu arbeitet es an einem Vertical-Farming-System mit smarter Bewässerungsfunktion, das dank seines modularen Aufbaus flexibel an den verfügbaren Raum angepasst werden kann.
Platz 3 (500 Euro) konnte sich das Team von WAIVE sichern, das mithilfe eins intelligenten Assistenten die Möglichkeit bietet, den aktuellen Energiebedarf eines Haushalts mit dem Angebot an Ökostrom zu synchronisieren.
Die Veranstalter
Veranstaltet wurde die Social Innovators Challenge von der Gründungsberatung am Servicezentrum Forschung und Technologietransfer in Kooperation mit dem Career Centre der Universität Würzburg und dem Büro für Innovation und Gründung an der Universität Bamberg. Das Zentrum für Digitale Innovationen Mainfranken und das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie haben den Wettbewerb unterstützt.
Fortsetzung folgt
Mit dem Finale am 1. Juli ist die Challenge allerdings noch nicht beendet. Ziel ist es nun, die Teams auch bei der Umsetzung ihrer Ideen zu unterstützen. Diese profitieren dabei von den Unterstützungsangeboten an der JMU und den Netzwerkpartnern. „Die Teams können sich weiterhin auf unsere Unterstützung verlassen. Sei es bei der Konkretisierung der Geschäftsmodelle, bei der Entwicklung von Crowdfunding-Kampagnen oder der Akquise von Fördermitteln. Wir beraten und coachen im gesamten Gründungsprozess ganz nach dem individuellen Bedarf der Projektteams“, so Tanja Golly.
Kontakt
Tanja Golly, T: +49 931-31 88650, tanja.golly@uni-wuerzburg.de
Dr. Annette Retsch, T: +49 931-31 82420, annette.retsch@uni-wuerzburg.de