Verdienstmedaille für Gerd Müller
14.05.2019Professor Gerd Müller erhielt für seine herausragenden Verdienste die Medaille „Bene merenti“ in Gold. Überreicht wurde ihm die Auszeichnung auf dem Stiftungsfest der Universität.
Gerd Müller, geboren am 25. April 1942, studierte Mineralogie an den Universitäten Erlangen und Karlsruhe und promovierte 1969 bei Prof. Dr. Hans Wondratschek an der Universität Karlsruhe mit summa cum laude über Alkalifeldspäte.
Sein weiterer Weg führte ihn zunächst in die Industrie: 13 Jahre war er für die Schott AG tätig, die letzten drei Jahre als Präsident einer Tochtergesellschaft in den USA. Anschließend wechselte er 1983 in die Wissenschaft und hatte bis 1992 eine Professur für Technische Mineralogie und ab 1991 für nichtmetallisch-anorganische Werkstoffe an der Technischen Universität Darmstadt inne, wo er den Aufbau des Fachbereichs und Studiengangs Materialwissenschaft gestaltete.
Leitung des Fraunhofer-ISC in Würzburg
1992 wurde Gerd Müller zum Leiter des Fraunhofer-Instituts für Silicatforschung ISC in Würzburg in Personalunion mit der Leitung des Lehrstuhls für Silicatchemie an der Julius-Maximilians-Universität berufen. Beiden Aufgaben widmete er sich bis Anfang 2006 mit herausragendem persönlichem Engagement und international anerkannter Fachexpertise. Zeitweise übernahm er parallel dazu die Leitung des Fraunhofer-Instituts für Betriebsfestigkeit LBF in Darmstadt und trug dort maßgeblich zur erfolgreichen Entwicklung des Instituts, die sich bis heute fortsetzt, bei.
Aufbauend auf seiner langjährigen Erfahrung in der Industrie widmete sich Gerd Müller besonders Forschungs- und Entwicklungsgebieten mit Anwendungsbezug. Unter seiner Leitung erweiterte das Fraunhofer ISC sein Materialportfolio deutlich: Neben den klassischen Themen Glas und Keramik verstärkte er die Entwicklungsarbeiten auf dem Gebiet der anorganisch-organischen Hybridmaterialien und begann mit der Entwicklung von keramischen Hochleistungsfasern. Unter seiner Leitung entstand in Würzburg die erste Technikumsanlage in Europa zur Fertigung von keramischen Fasern ausgehend von neuartigen keramischen Präkursoren.
Initiator des Studiengangs Funktionswerkstoffe
An der Universität Würzburg ist sein Name nicht nur mit der Materialforschung – beispielsweise auf dem Gebiet der biomimetischen Materialsynthese – verbunden, sondern auch mit der Initiierung des stark interdisziplinären und fakultätsübergreifenden Studiengangs „Technologie der Funktionswerkstoffe“, der neben Universitätslehrstühlen aus verschiedenen Fakultäten auch die Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt sowie alle außeruniversitären Forschungseinrichtungen Würzburgs in das anwendungsorientierte Curriculum einbindet.
Gründung von Forschungszentren angestoßen
Ferner initiierte er die Einrichtung der Kompetenzzentren „Neue Materialien in Nordbayern“ mit den heutigen Standorten in Fürth und Bayreuth, an deren Aufbau er ebenfalls maßgeblich beteiligt war. Müller war es auch, der die Idee zur Gründung der Fraunhofer-Projektgruppe „Keramische Verbundstrukturen“ in Bayreuth hatte, die kurz nach seiner Pensionierung die Arbeit aufnahm und sich zu dem sehr erfolgreichen Fraunhofer-Zentrum für Hochtemperatur-Leichtbau HTL in Bayreuth weiterentwickelte.
Innovative Ideen, zukunftsorientierte Planung und unternehmerisch orientierte Umsetzung, diese Qualitäten zeichnen Gerd Müller als erfolgreichen Forschungsmanager und Träger des Bundesverdienstkreuzes sowie der Georg-Agricola-Medaille in besonderem Maße aus. Als ideenreicher Wissenschaftler, ausgezeichneter Hochschullehrer und hervorragender Organisator in Wirtschaft und Wissenschaft qualifizierte er sich für viele weitere Ämter. So war er beispielsweise langjähriger Sprecher und Vorsitzender des Fraunhofer-Verbunds MATERIALS und Mitglied des Präsidiums der Fraunhofer-Gesellschaft, Vorsitzender der Deutschen Glastechnischen Gesellschaft, Mitglied des Hochschulrats der Technischen Universität Darmstadt sowie Beirat des Forschungszentrums Karlsruhe.
Für seine Expertise hoch geschätzt
Auch nach seiner Pensionierung Anfang 2006 ist Gerd Müller mit seiner Expertise als Berater hoch geschätzt und vielfach gefragt. Ab 2007 war er Mitglied des Comité Carnot der Agence Nationale de la Recherche, Paris, und bis heute ist er als Mitglied des Conseil d’Administration und des Comité Scientifique der Fondation de la Maison de la Chimie, Paris, sowie als Kommissionsvorsitzender für den Fachbereich Natur- und Technik¬wissenschaften der österreichischen Agentur für wissenschaftliche Integrität aktiv.
Auf dem Stiftungsfest am 13. Mai 2019 verlieh die JMU Gerd Müller in Anerkennung seiner herausragenden wissenschaftlichen Leistungen sowie seiner besonderen Verdienste um die Universität und die außeruniversitäre Forschung am Fraunhofer-Institut für Silicatforschung ISC die Medaille „Bene Merenti“ in Gold.