Viele Ehrungen beim Stiftungsfest
14.05.2019Vor zehn Jahren hat der Freistaat Bayern das Gelände Hubland-Nord für die Universität erworben – für die Entwicklung der Uni war das ein Meilenstein. Drei Persönlichkeiten wurden nun für ihr damaliges Engagement ausgezeichnet.
Mit ihrem Stiftungsfest erinnert die Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) jedes Jahr an ihre lange Tradition: an die Erstgründung durch Fürstbischof Johann von Egloffstein im Jahr 1402 und an die Erneuerung der Gründung 1582 durch Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn. Bei diesem Fest, das am 13. Mai in der Neubaukirche gefeiert wurde, verleiht die JMU immer auch verschiedene Auszeichnungen.
Der Reigen der Auszeichnungen begann diesmal mit einem besonderen Aspekt: Vor zehn Jahren, anno 2009, erwarb der Freistaat Bayern für die JMU im Rahmen der Konversion der Leighton Barracks eine Fläche von rund 40 Hektar. „Der Campus Hubland Nord eröffnete der JMU die Jahrhundertchance, weite Teile der Universität, die über das gesamte Stadtgebiet verteilt sind, dort zusammenzuführen“, sagte Universitätspräsident Alfred Forchel in seiner Ansprache.
Der Konversionsprozess hatte seine eigene Dynamik durch unterschiedliche Interessenlagen, Zielvorgaben, rechtliche und technische Rahmenbedingungen und manche zunächst als unüberwindbar empfundene Hürden. Dass die oft zähen Verhandlungen gegen vielerlei Bedenken schließlich in einem vergleichsweise sehr schnellen Verfahren zu einem glücklichen Abschluss gebracht werden konnten, war ganz besonders auch dem beispielgebenden Einsatz dreier Persönlichkeiten zu verdanken: Landtagspräsidentin a.D. Barbara Stamm sowie den Staatsministern a.D. Dr. Thomas Goppel und Eberhard Sinner.
Ihnen dankte Präsident Forchel, sich mit weiteren Mitstreitern für diesen Meilenstein in der historischen Entwicklung der JMU stark gemacht zu haben. Alle drei bekamen beim Stiftungsfest für ihren Einsatz die Ehrensenatorwürde der JMU verliehen – das ist die höchste Auszeichnung, die die Universität zu vergeben hat.
Präsident Forchel blickte in seiner Ansprache unter anderem auf die Höhepunkte im Universitätsleben des vergangenen Jahres zurück. Zum Abschluss kam er auf den 70. Geburtstag des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland zu sprechen. Von besonderer Bedeutung für die Universitäten sei Artikel 5, Absatz 3: „Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei. Die Freiheit der Lehre entbindet nicht von der Treue zur Verfassung.“ Dies sei eine ganz besonders in der heutigen Zeit gültige Maxime, „in der die Wissenschaft auch den Auftrag hat, postfaktische Verdrehungen klar zu identifizieren“, so der Präsident.
Ein Grußwort sprach Bayerns Wissenschaftsminister Bernd Sibler. Auch er listete einige der jüngsten Erfolge der JMU auf. „617 Jahre Julius-Maximilians-Universität Würzburg stehen für mehr als sechs Jahrhunderte freier Forschung und unabhängiger Lehre am Puls der Zeit. Ihrem Anspruch, Quell von Wissen und Erkenntnis zu sein, ist die Universität dabei stets treu geblieben. Entscheidende Fragen der Zeit wie zum Beispiel auf dem Gebiet der Quantenphysik werden hier umfassend erforscht. Die Universität ist sich ihrer Verantwortung für Wissenschaft und Gesellschaft gleichermaßen bewusst.“
Weitere Ehrungen und Verdienstmedaillen
Auf dem Programm des Festes standen weitere Ehrungen und Auszeichnungen.
Die Röntgenmedaille der Universität – Wissenschaftspreis – wurde Jörg Hacker verliehen, dem Präsidenten der Leopoldina – Nationale Akademie der Wissenschaften. Damit würdigt die JMU die herausragenden wissenschaftlichen Leistungen des Professors. Hacker ist ein Pionier der molekularen Infektionsforschung. Der JMU ist er eng verbunden; er war hier viele Jahre als Professor und Wissenschaftsmanager aktiv. Unter anderem prägte er das 1993 gegründete Zentrum für Infektionsforschung der JMU entscheidend mit.
Danach wurden drei Verdienstmedaillen der JMU „Bene Merenti“ vergeben. Sie gingen in Gold an die Professoren Gerhard Bringmann und Gerd Müller, in Silber an Dr. Dieter Mahsberg.
Festrede: Die Salzkaufleute von Yangzhou als Mäzene
Der Präsident der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und Inhaber des Lehrstuhls für Sinologie und Ethnologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München, Professor Thomas O. Höllmann, hielt die Festrede. Er sprach über privates Mäzenatentum im China des 18. Jahrhunderts und beschrieb, wie seinerzeit die reichen Salzhändler von Yangzhou Kunst und Literatur förderten und sich damit letztlich gegenüber den angestammten Bildungseliten emanzipierten.
Durch ihre Großzügigkeit rückten die Kaufleute – vom gesellschaftlichen Stand gesehen – näher an die Oberschicht heran, „unterwanderten“ allmählich den Beamtenapparat und sicherten so ihre Interessen. Denn verwandtschaftliche Bande zu politischen Entscheidungsträgern garantierten in der Regel nicht nur Prosperität, sondern auch Schutz vor staatlichen Repressalien.
Viele Salzhändler kauften sich damals ein Amt im Staatsdienst. Die meisten aber wählten den schwierigeren Weg über ein ausgeklügeltes System gestaffelter Prüfungen. In Yangzhou bestanden weitaus mehr Prüflinge als in anderen Landesteilen. „Das war sicherlich nicht zuletzt auf das intellektuelle Umfeld zurückzuführen, das die Salzkaufleute ihrem Nachwuchs bieten konnten: Sie unterhielten exklusive Privatschulen, in denen hervorragende Gelehrte unterrichteten; sie leisteten sich Bibliotheken, deren Bestände eine stetige Erweiterung des geistigen Horizonts sicherstellten; und sie luden regelmäßig eine illustre Schar von Gästen ein, deren Anwesenheit für Informationsfluss und einen abwechslungsreichen Gedankenaustausch sorgte“, so Höllmann. Die kulturellen Aktivitäten erhöhten also nicht nur kurzfristig das Sozialprestige der Kaufleute. Vielmehr erbrachten sie auch langfristig eine „Rendite“ – als Investition in die Ausbildung nachfolgender Generationen.
Gleichstellungspreis für Women@Wiwi
Im Anschluss verlieh die Universität ihren mit 3.000 Euro dotierten Gleichstellungspreis. Er ging an das Netzwerk Women@Wiwi, das in der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät aktiv ist. Die Initiative setzt sich dort für die Stärkung der Chancengleichheit und die Erhöhung des Frauenanteils an. Das Netzwerk hat unter anderem ein Förderprogramm entwickelt, mit dem es verstärkt Studentinnen für Hiwi-Tätigkeiten an den Lehrstühlen gewinnt.
Laudatorin war die JMU-Frauenbeauftragte Marie-Christine Dabauvalle. Sie beglückwünschte das Team und betonte: „Dieser Preis folgt keinem Automatismus, er wird nicht jedes Jahr verliehen. Ihn muss man sich verdienen. Und Sie haben ihn sich verdient.“
Preise für herausragende Dissertationen
Es folgte die Übergabe der gemeinsamen Promotionspreise der Unterfränkischen Gedenkjahrstiftung für Wissenschaft und der JMU. Alfred Forchel überreichte die Preise gemeinsam mit Dr. Eugen Ehmann, dem Präsidenten der Regierung von Unterfranken. Die Auszeichnungen gingen an 20 herausragende Doktorarbeiten aus fast allen Fakultäten; 14 von ihnen konnten an der Feier teilnehmen oder hatten eine Vertretung geschickt.
Für Musik beim Stiftungsfest sorgten das Akademische Orchester der JMU unter Leitung von Markus Popp sowie Dr. Lilo Kunkel auf der Orgel. Das Fest endete mit einem Empfang im Foyer der Neubaukirche.