Vom Sammeln und Handeln
23.10.2018Eine öffentliche Ringvorlesung beschäftigt sich mit den Themen Raubkunst und Kunstsammeln. Referenten geben darin unter anderem Einblicke in die Provenienzforschung, in Kunsthandel und in den Kunstmarkt.
Der Umgang mit NS-Raubkunst und dem kolonialen Erbe wird momentan eifrig diskutiert. Nicht mehr nur die Objekte stehen im Vordergrund von Sammlungen, sondern deren Herkunft und Objektbiographie. Damit sind ethische Fragen ihres Erwerbs zunehmend in den Fokus geraten. Das zeigen unter anderen die Berliner Ausstellung zur Gurlitt-Sammlung, die Diskussion um das Humboldt-Forum sowie zunehmende Projekte zum Verbleib im „Dritten Reich“ geraubter Kunst- und Kulturgüter.
Interdisziplinärer Überblick
Zu diesen neuen Ansätzen der Sammlungsforschung bietet die diesjährige Ringvorlesung an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) einen breit gefächerten, interdisziplinären Überblick zum Umgang mit dem kulturellen Erbe.
Referentinnen und Referenten diskutieren Fragen zur Provenienzforschung und zum Kulturgutschutz, stellen damit befasste Einrichtungen vor, decken Verstrickungen von Politik, Kunstmarkt und Kunsthandel auf oder stellen exemplarisch unterschiedliche Sammlungen und Sammler vor.
Der Galerist und Verleger Egidio Marzona spricht bei den Ringvorlesungen über seine Leidenschaft, das Sammeln, während der Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder, Markus Hilgert, den Handel mit Kulturgütern kritisch in den Blick nimmt.
Die öffentliche Ringvorlesung der Fächer Geschichte, Kunstgeschichte und Museologie der JMU in Kooperation mit dem Museum für Franken und dem Museum am Dom findet im Wintersemester 2018/19 jeweils donnerstags von 18.15 Uhr bis 20 Uhr statt. Die Vorlesungen sind – soweit nichts anderes angegeben – im Hörsaal 5 im Philosophiegebäude am Hubland Süd. Der Eintritt ist frei.
Die Termine für die Ringvorlesung
25. Oktober 2018: Dr. Adelheid Rasche (Sammlung Textilien, Kleidung und Schmuck, Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg): Ewig in Mode? Kleidung und Textilien als museales Sammlungsobjekt
08. November 2018: Dr. Ina K. Uphoff (Forschungsstelle Historische Bildmedien, JMU): Schulwandbilder und die Erziehung des Blicks. Die Sammlung der Forschungsstelle Historische Bildmedien
22. November 2018: Professor Ulrich Heinen (Professur für Gestaltungstechnik und Kunstgeschichte, Bergische Universität Wuppertal): Rubens als Sammler
29. November 2018: Über das Sammeln – Gespräch mit dem Kunstsammler Egidio Marzona, Veranstaltungsort: Museum am Dom
06. Dezember 2018: Professor Wolfgang Augustyn (Zentralinstitut für Kunstgeschichte, München): Alexander Duke of Hamilton in Italien und Frankreich – zu einer adeligen Sammlung vom Ende des 18. Jahrhunderts
13. Dezember 2018: Dr. Marlen Topp (Landessstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern, München): Die französische Porzellanmanufaktur Sèvres und ihre Auftragsarbeiten für Hermann Göring. Quellenlage, Order, Anfertigung, Verbleib
10. Januar 2019: Dr. Maria Obenaus (Deutsches Zentrum Kulturgutverluste, Magdeburg/Staatliche Kunstsammlungen Dresden): Kunst in Bewegung. Provenienzforschung und Kulturgutschutz in Vergangenheit und Gegenwart
17. Januar 2019: Professor Markus Hilgert (Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder, Berlin):
Handel mit Kulturgütern: Grundlagen, Rahmenbedingungen und Kontroversen
24. Januar 2019: Professor Francine Giese (Kunsthistorisches Institut, Universität Zürich): Wie schützt und pflegt man einen transkulturellen Baubestand?
31. Januar 2019: Dr. Meike Hopp (Zentralinstitut für Kunstgeschichte, München): Kunstmarktforschung – Kontextforschung – Provenienzforschung
Master-Studiengang „Sammlungen – Provenienz – Kulturelles Erbe“
Spätestens seit dem „Fall Gurlitt“ im Herbst 2013 und der breiten internationalen Berichterstattung darüber ist das Thema Provenienzforschung für Kulturinstitutionen auf die Tagesordnung gerückt. Seit dem Wintersemester 2016/17 wird an der JMU der interdisziplinäre Masterstudiengang „Sammlungen – Provenienz – Kulturelles Erbe“ als erster seiner Art angeboten. Er reagiert auf die zunehmenden kulturpolitischen Herausforderungen der Provenienzforschung und die gesteigerten Anforderungen an das Sammeln, Bewahren und Erforschen von Kunst- und Kulturgütern. Dabei bietet die Zusammenarbeit der Fächer Kunstgeschichte, Museologie/Museumswissenschaft und Geschichte breite theoretische Grundlagen, aber auch individuelle Möglichkeiten fachlicher Vertiefung.
Kontakt
Prof. Dr. Guido Fackler, Professur für Museologie, guido.fackler@uni-wuerzburg.de
Dr. habil. Susanne Müller-Bechtel, susanne.mueller-bechtel@uni-wuerzburg.de
Prof. Dr. Eckhard Leuschner, Lehrstuhl für Neuere und Neueste Kunstgeschichte, eckhard.leuschner@uni-wuerzburg.de,
Prof. Dr. Anuschka Tischer, Lehrstuhl für Neuere Geschichte, anuschka.tischer@uni-wuerzburg.de