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Vom Student zum Sponsor

14.03.2023

Reinhold Dukat hat sich im Ruhestand an der Universität Würzburg für ein Studium der Kunstgeschichte eingeschrieben. Jetzt hat er dem Institut ein Promotionsstipendium finanziert.

Sponsor Reinhold Dukat mit seiner Ehefrau Gertrud, Professor Eckhard Leuschner und Doktorand Maximilian Nalbach in der Gemäldegalerie des Martin von Wagner Museums.
Sponsor Reinhold Dukat mit seiner Ehefrau Gertrud, Professor Eckhard Leuschner und Doktorand Maximilian Nalbach in der Gemäldegalerie des Martin von Wagner Museums. (Bild: Gunnar Bartsch / Universität Würzburg)

„Ich wollte der Gesellschaft etwas zurückgeben!“ Reinhold Dukat muss nicht lange überlegen, wenn man ihn fragt, wieso er dem Institut für Kunstgeschichte der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) ein Stipendium für eine Doktorandenstelle finanziert. 30.000 Euro hat er dafür zur Verfügung gestellt. Das reicht, um einem Doktoranden oder einer Doktorandin zwei Jahre konzentrierten Arbeitens an der Promotion zu ermöglichen. Dass er sich dafür das Institut für Kunstgeschichte ausgesucht hat, lag nahe: Schließlich hat Dukat nach seinem Eintritt ins Rentendasein selbst Kunstgeschichte an der JMU studiert und es bis ins Masterstudium geschafft. Als eine „Bereicherung für Geist und Seele“, habe er diese Zeit erlebt, sagt der heute 73-Jährige.

„Für unser Institut ist dieses Engagement ein Segen“, sagt Professor Eckhard Leuschner. Klar, dass sich der Inhaber des Lehrstuhls für Neuere und Neueste Kunstgeschichte und Leiter des Instituts über das Stipendium freut. Schließlich hat er in der Vergangenheit immer wieder beobachten müssen, dass gerade die besten Master-Absolventen nach ihrem Abschluss Würzburg schnell verlassen, um an anderen Universitäten, die ihnen eine Stelle oder ein Stipendium anbieten können, eine Promotion in Angriff zu nehmen.

Hoffnung auf zahlreiche Nachahmer

„Die Universität Würzburg, und hier vor allem die Philosophische Fakultät, schöpfen in diesem Punkt ihr Potenzial nicht aus“, sagt Leuschner. Zwar gebe es an der Universität eine Graduiertenschule für die Geisteswissenschaften, deren primäre Aufgabe es ist, dem wissenschaftlichen Nachwuchs den Weg zu ebnen. Ohne dazu passende Stipendien sei dieses Angebot allerdings nur von eingeschränktem Nutzen. Deshalb hofft Leuschner darauf, dass Reinhold Dukats Vorbild zahlreiche Nachahmer findet.

Ein Vorbild hatte Reinhold Dukat übrigens auch – sogar ein ziemlich prominentes: Hasso Plattner. Der Mitgründer des Software-Konzerns SAP, Milliardär und Mäzen hat unter anderem in Potsdam das Museum Barberini finanziert, in dem neben vielen weiteren Werken Plattners umfangreiche Sammlung impressionistischer Gemälde zu sehen ist. Tatsächlich haben sich Plattners und Dukats Wege vor vielen Jahrzehnten gekreuzt: Dukat hat vier Jahre lang bei SAP gearbeitet.

Wenn man so will, ist jedoch eigentlich Reinhold Dukats Ehefrau Gertrud für dieses Sponsoring verantwortlich. Sie hatte den Anstoß dafür gegeben, dass sich ihr Mann nach seinem Berufsleben als Unternehmensberater im IT-Bereich stärker seinen Hobbys Geschichte und Kunstgeschichte widmet. „Ich habe ihn gedrängt, zu studieren“, erzählt sie. Und dann habe es nicht lange gedauert, bis aus dem Hobby ein reguläres Vollstudium mit Referaten, Hausarbeiten und Prüfungen wurde. Dass er es dabei überwiegend mit deutlich jüngeren Kommilitoninnen und Kommilitonen zu tun hat, sei nie ein Problem gewesen, sagt der „Seniorstudent“. Ganz im Gegenteil: Immer mal wieder sei er auch außerhalb der Uni freudig begrüßt und gefragt worden, wann er wieder ein Referat hält.

Vom Kommilitonen zum Doktoranden

Ein ehemaliger Kommilitone ist es denn auch, der sich jetzt über das Stipendium freut: Maximilian Nalbach hatte mindestens ein Seminar gemeinsam mit Reinhold Dukat belegt. Inzwischen ist er Doktorand am Institut für Kunstgeschichte der JMU und beschäftigt sich in seiner Doktorarbeit mit Jacob de Backer – einem Maler, der Ende des 16. Jahrhunderts in Antwerpen tätig war, und von dessen Leben und Werk noch viele Details unerforscht sind.

Für das Stipendium ist Nalbach dankbar. „Wenn man am Ende des Masterstudiums eine Karriere in der Wissenschaft in Betracht zieht, ist man für jeden Strohhalm dankbar“, sagt er. Der Themenvorschlag seines Professors in Kombination mit dem Stipendium mache es ihm möglich, nun in Würzburg die ersten Schritte seiner akademischen Karriere zu absolvieren.

Betreut wird der Doktorand dabei sowohl von Eckhard Leuschner als auch von Nils Büttner,  Professor an der Kunstakademie Stuttgart, der eine spezielle Expertise beiträgt: Es ist Spezialist in den Bereichen Kunsttechnologie und Restaurierung. Von ihm hat Nalbach beispielsweise vor Kurzem gelernt, wie er mit einer speziellen Infrarotkamera Gemälde so fotografiert, dass die Aufnahmen einen Blick durch die oberste Farbschicht hindurch ermöglichen. „Damit lässt sich gut erkennen, welche Vorzeichnungen der Maler gemacht und ob er dabei möglicherweise Schablonen eingesetzt hat“, erklärt Nalbach.

Vor-Ort-Untersuchung in Antwerpen

Gerade die Frage nach Schablonen stelle sich im Fall von Jacob de Backer (ca. 1555-1585). Der sei den wenigen Quellen nach, die es zu ihm gibt, früh gestorben – vermutlich bereits im Alter von 30 Jahren – und habe doch ein beachtliches Werk hinterlassen. Insbesondere zahlreiche Gemälde des Jüngsten Gerichts kennt die Kunstgeschichte von ihm. Das Bedeutendste darunter hängt in der Kathedrale von Antwerpen. Im Oktober 2023 wird Maximilian Nalbach dieses Werk genauer unter die Lupe nehmen.

„Nach langen Verhandlungen mit dem Konvent der Kathedrale ist es uns jetzt gestattet, vor dem Gemälde ein Gerüst aufzubauen, damit Herr Nalbach es aus nächster Nähe im Detail untersuchen kann“, erzählt Eckhard Leuschner. Gut möglich, dass Reinhold Dukat dann ebenfalls nach Antwerpen reisen wird. Die Chance, dieses bedeutende Werk der Kunstgeschichte aus nächster Nähe in Augenschein zu nehmen, will er keinesfalls ungenutzt verstreichen lassen.

Kontakt

Prof. Dr. Eckhard Leuschner, Institut für Kunstgeschichte, T: +49 931 31-85385, eckhard.leuschner@uni-wuerzburg.de

Von Gunnar Bartsch

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