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Vom Umgang mit der Geschichte vor der Haustüre

01.09.2020

Wie hat sich die Kulturlandschaft Spessart im Laufe der Zeit verändert? Und wie geht die Wissenschaft damit um? Damit hat sich die Historikerin Anika Magath in ihrer Promotion beschäftigt – und wurde dafür ausgezeichnet.

Mit der Geschichte des Spessarts hat sich die Historikerin Anika Magath in ihrer Promotion beschäftigt – und wurde dafür ausgezeichnet.
Mit der Geschichte des Spessarts hat sich die Historikerin Anika Magath in ihrer Promotion beschäftigt – und wurde dafür ausgezeichnet. (Bild: Petra Reith / Main-Echo)

Verschiedene Akteure haben den Spessart über Jahrhunderte mit immer neuen Ansprüchen und Vorstellungen geformt, verändert und geprägt. Somit hat sich im Landschaftsbild des Spessarts Geschichte eingeschrieben, die in einer Vielzahl unterschiedlicher Spuren und Elemente sichtbar ist. Unter dem Titel „Der Spessart als Kulturlandschaft. Blickwinkel auf eine Kulturlandschaft und das Projekt der Europäischen Kulturwege“ hat Anika Magath die Geschichte des Spessarts in ihrer Promotion näher beleuchtet – und wurde dafür sogar ausgezeichnet.

Der Öffentlichkeit wurde die Arbeit nun am Unterfränkischen Institut für Kulturlandschaftsforschung an der Universität Würzburg/Archäologisches Spessart-Projekt e.V. (ASP) im Ernst-Ludwig-Kirchner-Haus in Aschaffenburg vorgestellt. Herausgegeben wurde der Band vom Geschichts- und Kunstverein Aschaffenburg.

Neben dem Landschaftsbild beschäftigt sich Magath auch mit dem Bild, das sich der Mensch von der Landschaft Spessart gemacht hat – sie sogenannte „mental landscape“. Auch diese Vorstellungen prägen den Spessart als Kulturlandschaft und den gegenwärtigen Umgang mit ihr. „Die Betrachtung einer Kulturlandschaft wird heute auch davon beeinflusst, dass der Mensch die Ergebnisse seiner Gestaltung als kulturelles Erbe wertschätzt und diese spezielle Wertigkeit zum Beispiel über die Kulturwege herausstellt und vermittelt“, so Magath.

Keine klassische landesgeschichtliche Arbeit

Dass diese Promotion keine klassische landesgeschichtliche Arbeit ist, stellte Professor Helmut Flachenecker heraus. Er ist Inhaber des Lehrstuhls für Fränkische Landesgeschichte und Betreuer der Dissertation. „Hier werden Grundsatzfragen gestellt: Wie gehen wir mit regionaler Geschichte um? Warum recherchiert man über eine Mühle oder eine Burg? Wie wirkt Geschichte auf die Menschen vor Ort? Welchen Wert hat unsere eigene Umgebung, unsere Kulturlandschaft?“, so Flachenecker. Eine Promotion zu diesen Fragen habe es bisher nicht gegeben. Magath habe in diesem Zusammenhang den regionalen und lokalen Umgang mit Geschichte erforscht.

In der Arbeit gehe es nicht zuletzt um die Bewohner der Orte, in denen Kulturwege erarbeitet werden. Diesen werde während des Erarbeitungsprozesses bewusst, was sie an historischen Schätzen haben. Hier komme der Spessart als Kulturlandschaft ins Spiel, als eine von Menschenhand über Jahrhunderte geschaffene und damit veränderte Gegend – eine Landschaft, die die Identität der Menschen präge.

2019 erhielt die Arbeit den Gemeinsamen Promotionspreis der Unterfränkischen Gedenkjahrstiftung für Wissenschaft und der Universität Würzburg. Und auch die beiden Vorsitzenden des Geschichts- und Kunstvereins Aschaffenburg, Klaus Herzog und Dr. Heinrich Fußbahn, betonten, dass die Schrift von Magath einen modernen Ansatz der Geschichtsforschung verfolge und es der Region ermögliche, ein neues Bewusstsein zu entwickeln. „Dabei geht es darum, Zeugnisse der Vergangenheit zu erkunden und zu bewahren. Dies wissenschaftlich zu dokumentieren ist ein besonderer Beitrag dieser Dissertation“, so Fußhahn.

Das Kulturwege-Projekt des ASP

Anika Magath stammt aus Aschaffenburg und hat an der Universität Würzburg Geschichte und Europäische Ethnologie studiert. Seit 2018 ist sie Mitarbeiterin des ASP. Darüber hinaus ist sie Stadtheimatpflegerin in Aschaffenburg. Magath hat sich auf die Erforschung der Regionalgeschichte als Teil der Landesgeschichte zusammen mit Ehrenamtlichen vor Ort spezialisiert.

Das Kulturwege-Projekt im ASP hat aktuell 115 Routen. Seit dem Jahr 2000 wird es von Dr. Gerrit Himmelsbach koordiniert. Die Entwicklung der Infotafeln und Folder sowie ihre nachhaltige Aktualisierung und Vernetzung verbinden Wissenschaft und Ehrenamt seit über 20 Jahren, ein wesentlicher Aspekt des Projekts. An den Kulturwegen und an dazugehörigen archäologischen Grabungen haben sich inzwischen mehr als 10.000 Ehrenamtliche beteiligt. Das ASP, ein An-Institut der Universität Würzburg, leitet Dr. Gerhard Ermischer. Er erklärte, dass Magath wissenschaftlich aufgearbeitet habe, was das ASP „seit 25 Jahren umtreibt: das Verhältnis von Mensch zu Landschaft“.

Publikation

Anika Magath: „Der Spessart als Kulturlandschaft. Blickwinkel auf eine Kulturlandschaft und das Projekt der Europäischen Kulturwege“, Aschaffenburg 2020

Kontakt

Dr. Anika Magath, ASP/Unterfränkisches Institut für Kulturlandschaftsforschung an der Universität Würzburg, T +49 6021 584 0342, magath@spessartprojekt.de

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