Von blühenden Wiesen und elektrischen Schreibtischen
03.12.2019Arbeitssicherheit! Das klingt nach trockenen Vorschriften und vielen Regeln. Aber das Aufgabengebiet ist überraschend vielfältig – wie unser neuer Artikel in der Serie über die Zentralverwaltung der JMU zeigt.
Forschung und Lehre finden an der Universität Würzburg nicht nur in Schreibstuben und Studierzimmern statt. An einigen Arbeitsplätzen forschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit gefährlichen Substanzen. Aber egal, ob im Chemielabor oder bei der Forschung an Krankheitserregern, ob im Sekretariat eines Instituts oder in der Bibliothek der Geisteswissenschaften: Das Team der Stabsstelle Arbeitssicherheit, Tier- und Umweltschutz sorgt dafür, dass alle Beschäftigten und auch Studierenden ein sicheres Arbeitsumfeld vorfinden.
Mit Rat und Tat vor Ort
Leiter Dr. Wolfgang Geise und seine 13 Kolleginnen und Kollegen verfolgen dieses Ziel durch die Gestaltung gefährdungsfreier beziehungsweise gefährdungsarmer Arbeitsbedingungen. Das beginnt bei der einwandfreien Beleuchtung für den Schreibtisch und reicht bis zum korrekten Umgang mit gefährlichen biologischen, chemischen und radioaktiven Substanzen. „Neben der Sicherheit wollen wir auch, dass die Arbeitsplätze komfortabel sind und wenige Belastungen hervorrufen. Ein Beispiel dafür sind höhenverstellbare Schreibtische in den Büros“, betont Wolfgang Geise.
Damit die Beschäftigung an der Universität Würzburg sicher abläuft und ohne negative gesundheitliche Folgen bleibt, betreiben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Arbeitssicherheit einen hohen Aufwand. „Unsere Büros auf dem Campus Hubland Nord verlassen wir sehr häufig“, berichtet Wolfgang Geise aus seinem Arbeitsalltag. „Dann sind wir auf dem gesamten Universitätscampus und auch im Universitätsbereich in Grombühl unterwegs, um vor Ort mit Rat und Tat zur Seite zu stehen!“
Das Team ist in Bereichen aktiv, die man auf Anhieb nicht vermuten würde: „Wir stellen beispielsweise den umwelt- und ressourcenschonenden Umgang mit Abfällen sicher, was vor allem bei Gefahrstoffen eine große Rolle spielt.“ Auch für den Umwelt- und Tierschutz ist es da. „Als Biologe liegen mir diese Themen besonders am Herzen“, unterstreicht Wolfgang Geise. Das beginnt beim fachgerechten und schonenden Umgang mit Labortieren und umfasst auch die Frage, wie Biodiversität auf dem Campus gestaltet wird. „Warum sollten wir zum Beispiel die Wiesen auf dem Campus einfach komplett abmähen, wenn man stattdessen biodiverse Grünanlagen schaffen kann?“
Spezialisierte Generalisten
Das Team der Stabsstelle Arbeitssicherheit, Tier- und Umweltschutz besitzt einen breiten fachlichen Hintergrund – das ist auch notwendig, um die zahlreichen Aufgaben umsetzen zu können. „Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben vor allem natur- und ingenieurwissenschaftliche Hintergründe“, erläutert Geise, „denn dieses Fachwissen wird im Bereich der Arbeitssicherheit oft gebraucht.“ Aber dank ihrer Querschnittsqualifikationen können sie viele Aspekte abdecken. „Wenn ich zum Beispiel in meiner Funktion als Tierschutzbeauftragter der Tierhaltung einen Besuch abstatte, kann ich dort mehrere fachliche Kriterien miteinbeziehen – beispielsweise, ob die elektrischen Anlagen den Wartungsintervallen entsprechend geprüft wurden. Diese Mehrfachqualifikationen sind wichtig, da wir mit einem doch sehr überschaubaren Personalbestand die Grundlagen für sichere Forschung, Lehre und Verwaltung garantieren müssen.“
Vernetzung und Zusammenarbeit mit anderen Fachbereichen sind das A&O in der Arbeitssicherheit. „Beispielsweise arbeiten wir bei Bauvorhaben auf dem Campus eng mit dem Baureferat der Universität, dem Staatlichen Bauamt und den Genehmigungsbehörden zusammen – um von Anfang an die Vorgaben der Arbeitssicherheit zu integrieren. Dazu gehören zum Beispiel Sicherheitseinrichtungen, Fluchtwege und die Aufteilung von Arbeitsflächen“.
Einst „Blockierer“, heute Partner
„Früher galt die Arbeitssicherheit häufig als ‚Verhinderer‘ von Wissenschaft“, erinnert sich Wolfgang Geise. „Denn Vieles, was mit dem Thema einherging, wurde mit Einschränkungen in Verbindung gebracht. Heutzutage werden wir gerade von den jüngeren Beschäftigten eher als Partner in Sicherheitsfragen wahrgenommen.“ Das liegt auch daran, dass die Arbeit der Fachleute ganz unmittelbar den Menschen zugutekommt. „Wir helfen zum Beispiel bei Fragen über Arbeitsschutz innerhalb der Schwangerschaft und machen uns Gedanken über die psychischen Folgen, die mit bestimmten Arbeiten oder bestimmten Arbeitsbedingungen verbunden sein können.“
Technologischer Wandel geht stets auch mit neuen rechtlichen Entwicklungen in der Arbeitswelt einher. Da den Überblick zu behalten, ist gar nicht so einfach. „Wir können Vorgesetzten dabei helfen, geltende Vorschriften und Regeln für ihre Angestellten und Mitarbeitenden richtig anzuwenden“, so Wolfgang Geise. Belehrungen stehen dabei nicht auf der Tagesordnung. „Im Dialog mit Beschäftigten auf allen Hierarchieebenen wollen wir für unsere Themen sensibilisieren, Vorteile aufzeigen – und alle dafür gewinnen, Arbeits- und Umweltschutzmaßnahmen in ihre Arbeitsabläufe zu integrieren.“
Unvermutete Probleme
Alles in allem ist Dr. Wolfgang Geise davon überzeugt, gemeinsam mit seinem Team an der Universität die Verantwortlichen für die Schaffung einer sicheren und gesunden Arbeitsumgebung sensibilisieren zu können.
Manchmal allerdings treten Probleme an Stellen auf, die man nicht vermuten würde: „Vor längerer Zeit brannte einmal ein Labor. Allerdings lag das nicht an gefährlichen Substanzen darin – sondern das Feuer entstand im Nachbarbüro. Dort war ein elektrisches Gerät in Brand geraten!“ Glücklicherweise entstand dabei nur Sachschaden. Und auch solchen Unfällen kann man etwas Nützliches abgewinnen. „Daraus analysieren wir Ursachen und Folgen. Und die neuen Erkenntnisse fließen wieder in unsere Arbeit ein.“
Die Verwaltungsserie
Man kennt, grüßt und unterhält sich. Doch was die Kollegen in der anderen Abteilung den ganzen Tag machen, weiß man oft nicht voneinander. Das ändert sich nun: In unregelmäßigen Abständen stellen wir hier die Arbeit einer Abteilung der Zentralverwaltung vor.