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Von Riemenschneider bis Mitoraj

16.11.2021

Die Gemäldegalerie des Martin von Wagner Museums ist wieder geöffnet – und hat sich ein bisschen verändert. Am auffälligsten sind die vielen Neuzugänge.

Einer der Niederländersäle in der Gemäldegalerie des Martin von Wagner Museums. Die Rubens-Madonna über der Tür ist endlich zurück.
Einer der Niederländersäle in der Gemäldegalerie des Martin von Wagner Museums. Die Rubens-Madonna über der Tür ist endlich zurück. (Bild: Martin von Wagner Museum / Universität Würzburg)

Von Oktober 2020 bis Januar 2021 wollte das Martin von Wagner Museum der Universität Würzburg in seiner Gemäldegalerie eine große Tiepolo-Ausstellung zeigen. Das wurde durch den langen Corona-Lockdown jedoch vereitelt. Im Mai 2021 wurde die Sonderausstellung deshalb noch einmal eröffnet, in etwas reduzierter Form und mit einer kürzeren Laufzeit. Danach wurde sie abgebaut, damit die Gemälde an ihren angestammten Platz zurückkehren konnten.

Eine solche Wiedereinrichtung kostet Zeit, die aber nicht ungenutzt verstrich. Denn begleitet wurde sie von behutsamen Eingriffen in die bisherige Präsentation. Die Beleuchtung wurde optimiert, die Beschilderung ausgebessert und korrigiert.

„Vor allem haben wir die Pause genutzt, um unsere Neuerwerbungen der letzten zwei Jahre zu integrieren“, sagt Museumsdirektor Damian Dombrowski. Das ist nicht so einfach wie es scheint, denn die Hängungsfläche blieb ja unverändert: „Also mussten wir ein paar Werke aus der ständigen Sammlung ins Depot verabschieden, um Platz für die neuen Gemälde zu schaffen. Aber auf diese Weise bleibt ein Museum auch lebendig“, so Dombrowski.

Neuankömmlinge vom Mittelalter bis zur Moderne

Chronologisch reichen die Neuzugänge vom Mittelalter bis zur Moderne. Eine Holzfigur des Heiligen Sebastian aus der Werkstatt Tilman Riemenschneiders ist darunter, eine Hausmadonna des 15. Jahrhunderts (die den Würzburger Stadtbrand 1945 überlebt hat!), ein brillantes, um 1650 entstandenes Frühwerk des neapolitanischen Barockmeisters Luca Giordano, die früheste Ansicht der Würzburger Residenz aus dem Jahr 1720, ein frühklassizistisches, 1779 datiertes Monumentalgemälde des von Goethe sehr geschätzten Johann Georg Schütz, eine raffaeleske Madonna des Deutschrömers Philipp Stöhr von 1824, ein Frauenporträt des Würzburger Malers Curd Lessig von 1967 und ein mythischer Bronzekopf des postmodernen Bildhauers Igor Mitoraj, gegossen um 1990.

„Es ist schon erstaunlich, was sich in einem verhältnismäßig kurzen Zeitraum bei uns angesammelt hat“, kommentiert Dombrowski die vielen hinzu gekommenen Werke.

Mit einer Ausnahme – der Stöhr-Madonna, die im Juli 2021 ersteigert wurde – handelt es sich um Schenkungen und Dauerleihgaben. „Wir gelten als ein sicherer Hafen, wenn es darum geht, privatem Kunstbesitz eine dauerhafte Bleibe zu geben“, erklärt sich Dombrowski diese Freigiebigkeit: „Viele Stifter und Leihgeber freuen sich auch, wenn ihre Werke in einer öffentlichen Sammlung ein breiteres Publikum erreichen.“

Noch attraktiver ist die Galerie dadurch geworden, dass mehrere Gemälde, darunter eine Rubens-Madonna und die beiden Historiengemälde von Giambattista Tiepolo, nach grundständigen Restaurierungen in die Dauerpräsentation zurückgekehrt sind.

Rundbilder aus der Neubaukirche

Die auffälligste Neuerung sind wohl die großen Rundbilder in Camaieu-Technik aus den Trümmern der Würzburger Neubaukirche. In dem 1945 zerstörten Sakralbau schmückten sie den Hochaltar, der von 1884 bis 1887 erneuert worden war. Zum Bildprogramm gehörten halbfigurige Darstellungen der Schutzheiligen der damals vier Fakultäten.

Drei der vier Tondi haben sich erhalten; im Universitätsmuseum begrüßen sie die Eintretenden jetzt im Empfangsbereich.

Herausgehoben ist dabei die Heilige Katharina: „Als Patronin der Philosophischen Fakultät hat sie bei uns ein natürliches Bleiberecht“, bemerkt Dombrowski dazu: „Schließlich war das Universitätsmuseum lange den Fächern Klassische Archäologie und Kunstgeschichte zugeordnet und wird von ihnen nach wie vor in Lehrveranstaltungen genutzt.“ Daher wurde der Heiligen ein Ehrenplatz zugewiesen: Sie überfängt die Darstellung der Sammlungsgeschichte.

Öffnungszeiten der Galerie

Ab sofort ist die Gemäldegalerie wieder bei freiem Eintritt geöffnet: dienstags bis samstags von 10 bis 13.30 Uhr sowie sonntags im Wechsel mit der Antikensammlung, ebenfalls von 10 bis 13.30 Uhr. Die Sonntagsöffnungszeiten stehen auf der Webseite www.martinvonwagner-museum.com

Das Museum empfiehlt, den mobilen Ausstellungsbegleiter auf das Smartphone herunterzuladen. Er steht im Apple Store oder in Google Play unter „Martin von Wagner Museum“ zur Verfügung.

Weitere Bilder

Von Robert Emmerich

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