Von Rittern, Druiden und legendären Schwertern
18.07.2017Ende Juli findet erstmals der Kongress der Internationalen Artusgesellschaft in Würzburg statt. Dabei geht es nicht nur um mittelalterliche Literatur; auch neuzeitliche Filme und Computerspiele sind Gegenstand des Treffens.
In welcher Form erscheint die Sage von König Artus und den Rittern der Tafelrunde in der nachmittelalterlichen Literatur? Auf welche Weise werden die vielzähligen Figuren aus der britannischen Mythologie rezipiert? Und wie wird der Artus-Stoff in modernen Medienformen wie Film, TV-Serien und Computerspielen dargestellt? Diese und weitere Fragen möchte der XXV. Kongress der Internationalen Artusgesellschaft beantworten, der vom 23. Juli bis 29. Juli 2017 in Würzburg stattfindet. Organisiert wird die Tagung vom Lehrstuhl für Französische und Italienische Literaturwissenschaft unter der Leitung von Lehrstuhlinhaberin Brigitte Burrichter.
Zweifel an der Echtheit des Königs
Als Gestalt der britannischen und normannischen Mythologie wird Artus erstmals um das Jahr 1136 in der „Geschichte der Könige Britanniens“ von Geoffrey of Monmouth als König genannt. Ob Artus tatsächlich ein reales Vorbild hatte, ist in der Wissenschaft bis heute allerdings umstritten. Dennoch fand die Figur, deren Wirken in das 5. und 6. Jahrhundert nach Christus verortet wird, seither Einzug in die volkssprachliche Literatur vor allem Frankreichs und Englands.
Die Blütezeit der literarischen Verarbeitung des sagenhaften Königs lässt sich in das 12. bis 14. Jahrhundert verorten: Schriftsteller wie Chrétien de Troyes (ca. 1140-1190), Wace (ca. 1110-1174) oder Wolfram von Eschenbach (ca. 1180-1220) nahmen sich der Artussage an und vermittelten in ihren Abenteuergeschichten ritterliche Tugenden wie Mut, Treue und Loyalität.
Um diese und andere Themen rund um den Artusstoff aus literatur- und kulturwissenschaftlicher Perspektive zu betrachten, veranstaltet die Romanistik der Universität Würzburg den weltweit größten Kongress zur Artusforschung.
Kongress mit über 300 Teilnehmern
Insgesamt werden mehr als 300 Wissenschaftler aus allen Weltteilen in Würzburg erwartet, um sich im Tagungszentrum Burkardushaus auszutauschen. „Wer glaubt, dass mittelalterliche Literatur heutzutage nicht mehr aktuell ist, läuft schnell Gefahr, sich zu täuschen“, erklärt die Organisatorin und Vizepräsidentin der deutsch-österreichischen Sektion der Artusgesellschaft, Brigitte Burrichter.
Im Mai 2017 wurde eben erst der US-amerikanische Kinofilm King Arthur: Legend of the Sword von Guy Ritchie produziert, der den literarischen Stoff aus dem Mittelalter mit Darstellern wie Jude Law oder Eric Bana auf die Leinwand bringt. „Beinahe jeder kennt einige der Handlungsträger des Artusstoffes. Figurennamen wie Lancelot, Camelot, Parzival oder auch das wohl berühmteste Schwert Excalibur sind mittlerweile tief in der Kultur und Popkultur verankert, was die hohe Bedeutung des Artusstoffes unterstreicht“, so Burrichter weiter.
Auf dem Kongress werden sich die internationalen Teilnehmer in insgesamt 13 Sektionen, sieben Round-Table-Diskussionen und 190 Einzelvorträgen aus wissenschaftlicher Sicht mit dem Artusstoff und seiner hohen Bedeutung auseinandersetzen. Die Verbindung des Kongresses zum britannischen Sagenkreis wird durch das umfangreiche Rahmenprogramm auch kulturell ergänzt: Neben dem Kongressdinner im historischen Weinkeller der Würzburger Residenz findet ein keltischer Opern- und Liederabend unter dem Titel „Druiden, Artus und Ossian“ statt.
Kontakt
Prof. Dr. Brigitte Burrichter, Neuphilologisches Institut/Romanistik Tel. +49 931 31-85684, brigitte.burrichter@uni-wuerzburg.de
Die Internationale Artusgesellschaft
Die Internationale Artusgesellschaft wurde 1948 in Quimper (Frankreich) von Jean Frappier, Roger Sherman Loomis und Eugène Vinaver gegründet. Ziel war es, die Erforschung der Artusliteratur wegen ihrer Spannbreite sowie wegen der Vielfalt von Ansätzen und Fragestellungen zur einer eigenen Disziplin innerhalb der Literaturwissenschaften zu führen. Heute zählt die Internationale Artusgesellschaft insgesamt zwölf nationale Sektionen, unter anderem in Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Japan und den USA.
Romanistik in Würzburg
Romanistik ist die wissenschaftliche Beschäftigung mit den romanischen Sprachen und Kulturen. Das Studium der Romanistik hat in Würzburg eine lange Tradition und bietet eine umfassende Ausbildung für die drei romanischen Fächer Französisch, Spanisch und Italienisch in den Studiengängen Lehramt, Bachelor und Master. Im Laufe des Studiums werden nicht nur umfassende Kenntnisse in den Fachbereichen der Romanistik erlernt, sondern auch allgemeine Schlüsselqualifikationen, die eine Grundvoraussetzung in sehr vielen Berufsfeldern sind. Der Einstieg in das zulassungsfreie Romanistikstudium ist in Würzburg sowohl zum Winter- als auch zum Sommersemester möglich.