Von Würzburg in die Welt
04.02.2020Andrea Brandl leitet die Kunsthalle sowie die städtischen Galerien und Museen in Schweinfurt. Das heißt allerdings nicht, dass ihr Alltag von der Kunst dominiert wird. Stattdessen dominieren Verwaltungsaufgaben ihren Arbeitstag.
Was arbeiten Absolventen der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU)? Um den Studierenden verschiedene Perspektiven vorzustellen, hat Michaela Thiel, Geschäftsführerin des zentralen Alumni-Netzwerks, ausgewählte Ehemalige befragt. Diesmal ist Alumna Andrea Brandl an der Reihe.
Andrea Brandl hat Klassische Archäologie, Romanistik, Philosophie sowie Kunstgeschichte an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg studiert. Seit 2016 leitet sie die im ehemaligen Ernst-Sachs-Bad beheimatete Kunsthalle sowie die städtischen Galerien und Museen in Schweinfurt.
Frau Brandl, was hat Sie an Ihren Studienfächern besonders fasziniert? Ich bin schon immer ausgesprochen wissbegierig gewesen und sogar im Schulunterricht aufgefallen, weil ich vieles in Frage gestellt habe und den Dingen auf den Grund gehen wollte. Eigentlich wäre mir seitens des Elternhauses eher ein medizinisches Studium in die Wiege gelegt worden. Aber meine Eltern waren beide sehr kunstaffin, und der Besuch von romanischen Kirchen stand seit Kindesbeinen auf dem Programm. Das führte bei mir allerdings als Jugendliche auch zu der Aussage: „… ich kann keine Barockkirchen mehr sehen…“.
Warum haben Sie sich letztendlich für die Richtung Kunsthistorik und Museologie entschieden? Ich hatte als Schülerin – mit einem gewissen Talent zum Zeichnen – tatsächlich erst überlegt, mich an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg zu bewerben. Dass es etwas mit Kunst oder Geschichte zu tun haben muss, war aber klar. Ein spannender Bildband über das Schicksal von Pompeji und Herculaneum war letztlich der Auslöser, klassische Archäologie zu studieren, die ich auch heute noch liebe. Ergänzt habe ich später dann das Studium der Philosophie, da alle drei Studiengänge eng miteinander verbunden sind, obgleich man das erst später wirklich begreift. Deshalb liebe ich auch Rom.
Wie können wir uns Ihren Arbeitsalltag als Leiterin der Kunsthalle Schweinfurt vorstellen? Die klassische Meinung über meinen Beruf ist: Frau Brandl hängt den ganzen Tag nur schöne Bilder auf. Haha! 80 Prozent sind Verwaltungsarbeit, 20 Prozent Kunst. Tatsächlich gehe ich aber mindestens einmal in der Woche durchs Haus und lasse die Neuhängung zum Jubiläumsjahr auf mich wirken. Manches hinterfragt man dann, ich plaudere mit Gästen und den Kolleginnen des Aufsichtsdienstes. Deren Meinung ist mir wichtig! Dieses großartige Haus mit seiner zauberhaften Architektur leiten zu dürfen, ist eine wunderbare Aufgabe.
Wie wird zeitgenössische Kunst definiert und was ist es, dass Sie an dieser Kunstform begeistert? Bei der Vielschichtigkeit der zeitgenössischen Kunst kann man das nicht in zwei Sätzen beantworten. Kunst im Jetzt ist der Spiegel der Gesellschaft und des Lebens in all seinen Facetten. Auffallend ist im Moment im regionalen wie im überregionalen Kunstschaffen die Auseinandersetzung mit politischen und religiösen Fragestellungen. Ein Künstler ist bei seiner Arbeit ja auch immer ein Suchender. Ich beschäftige mich aber nicht nur mit zeitgenössischer Kunst. Vom Studium her habe ich eine ganz klassische Ausbildung genossen und fühle mich auch heute noch im Mittelalter sehr wohl. Im Moment faszinieren mich die Auffassung vom „Himmlischen Jerusalem“ und seine Darstellung in Oktogonalbauten der Romanik und Gotik.
Was würden Sie Studierenden mit ähnlichem Berufswunsch mit auf den Weg geben? Unbedingt Kunstgeschichte mit ähnlichen Studienfächern zusammen studieren. Frühzeitig in den Semesterferien Praktika absolvieren, regelmäßig Ausstellungen besuchen, Netzwerke aufbauen.
Vielen Dank für das Gespräch.
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