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Vorlagen aus der Natur für Solartechnologie

21.04.2020

Die Würzburger Forscherin Merle Röhr will ein atomistisches Bild von Chlorosomen entwickeln, die in Bakterien Licht in Energie umwandeln. Ein neues Konzept für die Solarenergie? Gefördert wird sie vom Klaus Tschira Boost Fund.

Die Aufklärung der atomistischen Struktur von Chlorosomen erfordert die Kombination verschiedener Disziplinen: Die spektroskopischen Signale liefern quanten-mechanische Information, die mittels der Quantenchemie in ein molekulares Bild überführt werden kann. Mit Hilfe von neu entwickelten Algorithmen wird die molekulare Anordnung in den Lichtantennen (ganz rechts im Bild) der Chlorosomen bestimmt.
Die Aufklärung der atomistischen Struktur von Chlorosomen erfordert die Kombination verschiedener Disziplinen: Die spektroskopischen Signale liefern quanten-mechanische Information, die mittels der Quantenchemie in ein molekulares Bild überführt werden kann. Mit Hilfe von neu entwickelten Algorithmen wird die molekulare Anordnung in den Lichtantennen (ganz rechts im Bild) der Chlorosomen bestimmt. (Bild: Merle Röhr / Universität Würzburg)

Der Klimawandel ist die große Herausforderung der Weltgemeinschaft. Erneuerbare Energien, wie zum Beispiel die Solarenergie, spielen in der Bekämpfung der Klimakrise eine entscheidende Rolle. In verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen wird daher intensiv zum Klimawandel geforscht. Dr. Merle Röhr, Expertin für theoretische Chemie und Physik an der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg, leistet dazu ebenfalls einen Beitrag mit ihrer Expertise – und will nun das Thema Klimawandel mit einem Forschungsprojekt in Quantenbiologie angehen.

Röhr blickt im Kampf gegen den Klimawandel in die Natur: „Die Natur deckt ihren gesamten Energiebedarf durch die Aufnahme und Umwandlung von Sonnenlicht“, so die Expertin. „Besonders beeindruckend ist die Effizienz der Lichtabsorption durch Chlorosomen in grünen Schwefelbakterien, die es den Bakterien ermöglicht, selbst Orte mit minimaler Sonneneinstrahlung zu besiedeln.“

Chlorosomen bilden in Zellen einen photosynthetischen Antennenkomplex, sie beinhalten Aggregate aus dichtgepackten Chlorophyll-Molekülen, die der Absorption von Licht dienen. Der genaue atomistische Aufbau dieses Komplexes ist aber noch immer unbekannt.

Interdisziplinäres Vorgehen

Genau hier setzt Röhr in ihrer Forschung an: „Es geht in unserem Forschungsprojekt darum, ein atomistisches Bild von der Struktur der Chlorosomen zu entwickeln. Denn wenn wir aufklären, wie sie im Detail aufgebaut sind und wie sie funktionieren, können wir diese Strategien nutzen, um neue Materialien für eine effizientere Nutzung des Sonnenlichts zu entwickeln – zum Beispiel in Solarzellen.“

Doch hierfür werden Methoden aus verschiedenen Disziplinen nötig sein. „Lichtabsorption ist ein quanten-mechanischer Prozess, den wir in ein molekulares Bild übertragen wollen“, so Röhr. Konkret bedeutet dies: die Entwicklung eines Algorithmus zur Analyse und anschließenden Interpretation von spektroskopischen Messdaten, die an einer Reihe von Mutanten des Bakteriums Chlorobium tepidum aufgenommen wurden. Durch die gezielte Manipulation ihrer Biosynthese weisen die Mutanten simplere Strukturen auf und liefern somit für die anschließende Analyse und Modellierung von Chlorosomen erste Anhaltspunkte.

80.000 Euro vom Klaus Tschira Boost Fund

Merle Röhr hat das Forschungsprojekt zum 1. April 2020 begonnen, dabei wird sie auch mit Forschern der Universität Bayreuth und der Pennsylvania State University (USA) zusammenarbeiten. Gefördert wird sie dabei vom Klaus Tschira Boost Fund, mit 80.000 Euro über zwei Jahre. Der Fund ist eine Initiative der German Scholars Organization und der Klaus Tschira Stiftung. Die Initiative möchte damit exzellente Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Naturwissenschaften, Mathematik und Informatik unterstützen.

Röhr studierte Chemie an der Humboldt-Universität zu Berlin und schloss ihre Promotion in theoretischer Physik an der Freien Universität Berlin ab. Aktuell ist sie Nachwuchsgruppenleiterin am Zentrum für Nanosystemchemie der JMU. In dem Projekt überträgt sie erstmals ihre Expertise in das Forschungsgebiet der Quantenbiologie. „Langfristig möchten wir durch solche Forschung Prozesse in der Biologie in ein molekulares Bild bringen, um ihre Funktionsweise in (teil-)synthetischen Materialien nutzbar zu machen“, so Röhr.

Kontakt

Dr. Merle Röhr, Institut für Organische Chemie & Center for Nanosytems Chemistry, Universität Würzburg, T +49 931 – 31 88832, merle.roehr@uni-wuerzburg.de

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