Warum Lehrer Helden sind
02.08.2016537 angehende Lehrinnen und Lehrer waren zum Semesterende zur Akademischen Abschlussfeier in der Neubaukirche geladen. Preise gab es diesmal nicht nur für die Prüfungsbesten; verliehen wurde auch der vom Ergon-Verlag gestiftete mit 1.000 Euro dotierte Bildungsforschungspreis.
Ein schlechter Lehrer kann die Lust an Mathe ein für alle Male austreiben. Eine gute Lehrerin hingegen Begeisterung für Gedichte, Romane und Sprachen wecken. „Gerade beim Lehrerberuf kommt es stark auf die Persönlichkeit an“, verdeutlichte Maria Eisenmann, Anglistikprofessorin an der Uni Würzburg, bei der vom Zentrum für Lehrerbildung (ZfL) ausgerichteten Akademischen Abschlussfeier.
Zwischen Hochbegabung und Handicap
Lehrerinnen und Lehrer müssen heute Allrounder sein. Sie gestalten den Unterricht so, dass sowohl Hochbegabte als auch Kinder mit einem Handicap etwas von den Stunden haben. „Sie integrieren Kinder aus Flüchtlingsfamilien und setzen sich mit digitalen Medien auseinander“, so Eisenmann. Wer alle diese Herausforderungen bewältigen will, müsse ein besonderer Mensch, ja, fast ein Held sein. „Be a teacher, be a hero“, lautete denn auch die Überschrift über den Festvortrag der Inhaberin des Lehrstuhls für Fachdidaktik moderner Fremdsprachen.
In Zeiten, an die sich die Großeltern der Absolventen womöglich noch erinnern, hieß Schule oft „pauken“ – Jahreszahlen, Formeln, Gedichte wurden eingetrichtert. „Heute geht es nicht mehr darum, auswendig zu lernen. Lehrkräfte geben Anstöße, es geht um Kompetenzen“, so die Professorin, die selbst zwölf Jahre lang an Gymnasien in Bad Kissingen und Würzburg unterrichtet hat. Einen fest gefügten Wissenskanon gebe es ebenfalls nicht mehr: „Die Kinder werden einmal Berufe ergreifen, die Lehrer heute noch nicht einmal kennen.“
Auch Kinder und Jugendliche stehen in einer sich permanent und immer rascher wandelnden Welt vor großen Herausforderungen. Junge Menschen darin zu unterstützen, Persönlichkeiten zu werden, gehört der Anglistikprofessorin zufolge vor diesem Hintergrund zu den wichtigsten Aufgaben eines Lehrers. Erfüllt werden kann sie nur von Menschen, die ebenfalls Persönlichkeiten sind: „Die öfter neue Wege gehen und auch mal gegen den Strom schwimmen.“ Dazu gehöre eine große Portion Mut. Was die These bestätigt: Lehrer müssen Helden sein!
Bildungsforschungspreis für eine Dissertation
Während der Akademischen Abschlussfeier in der voll besetzten Neubaukirche wurde zum dritten Mal der von Dr. Hans-Jürgen Dietrich vom Ergon-Verlag gestiftete und mit 1.000 Euro dotierte Bildungsforschungspreis verliehen. Er ging diesmal an Daniela Anton. Die aus Hessen stammende Lehrerin beschäftigte sich in ihrer Dissertation mit inter- und transkulturellem Lernen im Englischunterricht.
Dabei analysierte sie einschlägige Lehrbücher. Auf sehr kritische, fundierte Weise habe Anton ihr Thema bearbeitet, hob Eisenmann in ihrer Laudatio hervor. Die Doktorarbeit, die aus einer aufwändigen empirisch-analytischen Untersuchung hervorging, bedeutet der Anglistikprofessorin zufolge einen „sehr wichtigen Beitrag zur internationalen fachdidaktischen Forschung“. Sie wurde in der Begutachtung denn auch mit „ausgezeichnet“ bewertet.
Warum der Ergon-Verlag diesen Preis gestiftet hat, erklärt Hans-Jürgen Dietrich im Gespräch: „Es war und ist mir wichtig, meiner Universität etwas zurückzugeben, was ich von ihr erhalten habe. Es geht mir, und das ist ebenfalls wichtig, dabei auch um die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses, für besonders gelungene wissenschaftliche Forschungsergebnisse und die öffentliche Würdigung dieser meist im Stillen und Verborgenen entstandenen Forschungsleistungen.“
Auszeichnung für die Prüfungsbesten
Während der Feier wurden außerdem die fünf Prüfungsbesten der jeweiligen Lehrämter unter den 537 Lehramtsabsolventen dieses Sommersemesters geehrt. Verena Zweier schnitt als beste Absolventin für das Lehramt an Grundschulen ab, Katharina Sitz ist Prüfungsbeste für das Lehramt an Realschulen, Lilly Egelseer, Förderschullehrerin in spe, erzielte Bestnoten in der Sonderpädagogik. Florian Friedel war bester Absolvent unter den künftigen Mittelschul- und Felicitas Wilhelm Beste unter den künftigen Gymnasiallehrern.
Noch sind die 537 Lehramtsabsolventen keine „richtigen“ Lehrer: Das werden sie erst nach erfolgreich bestandenem Referendariat. „Über das Referendariat habt ihr sicher schon Horrorgeschichten gehört“, so Elisabeth Wimmer, die gerade an der Marktheidenfelder Realschule ein Referendariat absolviert, in ihrer Ansprache. Doch davon solle sich niemand beeindrucken lassen: „Macht eure eigenen Erfahrungen!“
Zweifellos sei das Referendariat eine „sehr anstrengende Zeit“, oft müsse am Abend, am Wochenende und in den Ferien gearbeitet werden. Referendare stehen laut Wimmer unter einem starken Druck: „Zwischendurch kommen euch ganz bestimmt auch mal Zweifel.“ Letztlich lohne sich die Anstrengung: „Denn ihr lernt wirklich alles, was man braucht, um ein guter Lehrer zu werden.“
Uni-Vizepräsidentin Barbara Sponholz und ZfL-Vorstand Thomas Trefzger gratulieren den Prüfungsbesten Florian Friedel (Mittelschule), Lilly Egelseer (Förderschule) und Katharina Sitz (Realschule). Es fehlen Verena Zweier (Grundschule) und Felicitas Wilhelm (Gymnasium). (Foto: ZfL)