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Warum Lehrer nie fertig sind

30.07.2019

Bei der Abschlussfeier für die Absolventinnen und Absolventen der Lehramtsstudiengänge wurden die Besten geehrt. Hier erzählen drei von ihnen, warum sie Lehrer werden wollen und worauf sie sich freuen.

PSE-Vorstand Thomas Trefzger gratuliert den Prüfungsbesten (v.l.): Evelyn Schirmer, Valeria Diana Paul, Jana Gagel und Edzard Reim. Es fehlen Annalia Machuy und Viktoria Kobielusz.
PSE-Vorstand Thomas Trefzger gratuliert den Prüfungsbesten (v.l.): Evelyn Schirmer, Valeria Diana Paul, Jana Gagel und Edzard Reim. Es fehlen Annalia Machuy und Viktoria Kobielusz. (Bild: Professional School of Education / Universität Würzburg)

Die acht Semester waren im Handumdrehen vorbei, sagt Jana Gagel. Nun hat die 23-jährige Realschullehrerin das Erste Staatsexamen hinter sich. „Das Studium war eine Zeit voller positiver Erfahrungen“, berichtete die Coburgerin bei der Abschlussfeier der Absolventinnen und Absolventen aller Lehramtsstudiengänge in der Neubaukirche, der Festaula der Universität Würzburg.

Sie gehe mit gemischten Gefühlen von der Uni ab, sagte Gagel, die bei der Abschlussfeier als Prüfungsbeste der Absolventen für das Realschullehramt ausgezeichnet wurde. Schade sei es, dass sie viele ihrer Mitstudierenden nun nicht mehr sieht.

Auf der anderen Seite freut sich die zukünftige Mathematik- und Chemielehrerin darauf, endlich in die Praxis einzutauchen: „Zu unterrichten macht mir unglaublich Spaß.“ Von den Schülern erhielt sie bisher auch viel positives Feedback. Zum einen bei den im Studium vorgesehenen Praktika. Zum anderen bei den Schuleinsätzen, die sie freiwillig absolvierte: „In den Pfingstferien bot ich zum Beispiel einen Ferienkurs an.“

Erstmals Elite-Masterabsolventin geehrt

Im Sommersemester 2019 haben an der Uni Würzburg 450 junge Menschen mit dem Berufswunsch Lehrer das Erste Staatsexamen absolviert. 250 nahmen an der von der Professional School of Education (PSE) ausgerichteten Abschlussfeier teil; sechs davon wurden von PSE-Vorstand Thomas Trefzger als Prüfungsbeste geehrt.

Neben Jana Gagel waren das Evelyn Schirmer und Viktoria Kobielusz (Grundschule), Valeria Diana Paul (Mittelschule), Edzard Reim (Gymnasium) und Annalia Machuy (Sonderpädagogik). Mit Carolin Scheitl wurde außerdem erstmals einer Absolventin des Elite-Masterstudiums MINT-Lehramt PLUS zum Master gratuliert.

Eine Absolventin und ein Absolvent berichten

Dass sie feinfühlig mit Kindern umgehen kann, hat Evelyn Schirmer schon in ihrem ersten Beruf erfahren: „Ich habe nach dem Abi Sportwissenschaft studiert und war mehrere Jahre als Schwimmtrainerin tätig.“ Und zwar auch an Schulen. Diese Erfahrungen bewogen die 34-Jährige, noch einmal zu studieren – diesmal mit dem Ziel „Grundschullehrerin“. In diesen Wunsch spielten auch Erinnerungen an ihre eigene Grundschulzeit mit hinein: „Das ist für mich eine schöne Zeit gewesen.“ Schirmer ging in Sylbach, einem Ortsteil von Haßfurt, in die Schule: „Ich erinnere mich an tolle Tafelbilder und daran, dass wir oft zusammen musiziert haben.“

Edzard Reim träumte als Jugendlicher zunächst von einem anderen Job: „Ich überlegte, Medizin zu studieren.“ Das hätte mit den Noten auch hingehauen. Doch dann habe er noch mal in sich hineingehört und festgestellt: Arzt, das ist wahrscheinlich doch nicht sein Traumberuf.

Seine Liebe zu Sprachen bewog den 25-Jährigen, der aus der Nähe von Stuttgart kommt, Latein und Französisch zu studieren. Um die französische Sprache zu perfektionieren, legte er ein Jahr in Rennes ein. Auf das Referendariat freut sich Reim: „Ich habe durch den Auslandsaufenthalt insgesamt fünf Jahre studiert und finde, jetzt ist es genug mit der Theorie.“

Bei Praktika merkte Reim, dass er sich gut auf junge Menschen einlassen kann. Wobei vor allem die ersten Praktika eine große Herausforderung darstellten. „Einmal unterrichtete ich Latein in einer Oberstufe“, erzählt er: „Einige Schüler waren genauso alt oder sogar noch ein Jahr älter als ich.“ Das sei ein merkwürdiges Gefühl gewesen. Dennoch habe alles gut geklappt.

Merkmalskataloge nicht unreflektiert anwenden

Wie schafft man es, als Lehrer im besten Sinne Karriere zu machen? Was ist dabei wichtig? Worauf kommt es an? Mit dieser Frage setzte sich Jens Dreßler, Inhaber der Professur für Gymnasialpädagogik an der Universität Würzburg, in seiner Festrede auseinander.

Einen guten Lehrer zeichnet dem Schulpädagogen zufolge aus, dass er jede Unterrichtssituation in ihrer Besonderheit erfasst. Das sei nicht selbstverständlich in einer Zeit, in der Pädagogen animiert werden, sich an „Merkmalskataloge“ zu halten, um ihre Unterrichtsqualität zu verbessern. Diese Kataloge könnten zwar grundsätzlich Impulse geben, so Dreßler. Aber: „Lehrer sollten sie jedoch nicht unreflektiert anwenden.“

Auf dem Holzweg seien auch Lehrer, die denken, dass sie irgendwann „fertig“ sind, alles im Griff haben und alles wissen. Lehrer müssten immer wieder neue Entscheidungen treffen, denn jeder Schüler ist anders.

„Prüfen Sie stets, mit welcher Situation und mit welchen Menschen sie konfrontiert sind“, forderte Dreßler die Absolventinnen und Absolventen auf. In jeder Klasse müsse ein wenig anders unterrichtet werden. Immer wieder neu müssten Lehrer sich fragen, ob das, was sie tun, tatsächlich zum Wohle der Schüler geschieht. Dreßlers Ausführungen mündeten in den Appell an die Absolventen: „Bleiben Sie Suchende!“

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