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Was tun in Sachen Klimaschutz?

16.07.2019

„Economics for Future – Wir sprechen über das Klima“: So lautete der Titel einer Veranstaltung der Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät der Uni Würzburg. Unter den Zuhörern waren viele „FridaysforFuture“-Aktivisten.

Peter Bofinger und Heiko Paeth befassen sich aus unterschiedlichen Blickwinkeln mit dem Thema „Klimaschutz“.
Peter Bofinger und Heiko Paeth befassen sich aus unterschiedlichen Blickwinkeln mit dem Thema „Klimaschutz“. (Bild: Universität Würzburg / Pressestelle)

Studierende, Dozierende, Interessierte aus Würzburgs Bevölkerung sowie um die 200 Schülerinnen und Schüler aus mainfränkischen Schulen waren in den Audimax der Uni Würzburg gekommen, um über das Thema „Klimaschutz“ zu diskutieren. Organisiert wurde die Veranstaltung von der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Uni Würzburg. Als einer von zwei Rednern war Deutschlands führender Klimaforscher, Ottmar Edenhofer vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, eingeladen. Dessen Zug blieb allerdings auf dem Weg von Berlin nach Würzburg stecken. Entschädigt wurden die Zuhörer durch zwei spannende Vorträge von Heiko Paeth und Peter Bofinger.

Keine Erfolge in Sachen Klimaschutz

Vor allem das, was Paeth sagte, war Wasser auf die Mühlen der „FridaysforFuture“-Aktivisten. Dem Professor für Physische Geographie zufolge muss die Politik dringend umsteuern, denn ein „Business as usual“ hätte verheerende Auswirkungen auf Umwelt, Natur und Menschen. Was bislang geschehen sei, reiche bei weitem nicht aus. Auch das Pariser Klimaschutzabkommen von 2015 habe bisher nichts bewirkt: „Seit dem Abkommen stiegen die Triebhausgasemissionen weiter an.“ Das Abkommen als „Durchbruch“ zu feiern, dafür gibt es nach Paeths Ansicht keinen Grund: „Bislang sehen wir in Sachen Klimaschutz überhaupt keine globalen Erfolge.“

Fragt sich, wie eine Tendenzwende weg von weiter steigenden Emissionen gelingen könnte. „Sind Elektroautos ein geeignetes Instrument? Oder spricht das Lithiumproblem dagegen?“ Das war eine von vielen, während der Veranstaltung online gestellten Fragen, auf die Paeth einging. Für den Klimaexperten ist E-Mobilität aktuell sinnvoll, allerdings nur als Übergangstechnologie: „Ein Elektroauto zu fahren, ist besser, als gar nichts zu machen, denn wir müssen wegkommen vom Verbrennungsmotor.“ Elektrisch angetriebene Autos seien wegen des Lithiumabbaus in Südamerika allerdings ökologisch höchst problematisch: „Dafür wird extrem viel Wasser verbraucht.“

Wie zerstörerisch der Klimawandel schon jetzt wirkt, zeigte Paeth anhand mehrerer Beispiele auf. So seien Waldbäume in einer noch nie dagewesenen Weise von Hitze und Wassermangel gestresst: „Es geht zunehmend nicht mehr darum, den Wald ertragreich zu machen, sondern darum, ihn zu retten.“ Hitzewellen forderten gleichzeitig immer mehr Menschenleben. Im Rekordsommer 2018 sollen laut Robert Koch-Institut allein in Berlin fast 500 Menschen direkt an den Folgen der Hitze gestorben sein. Deutschlandweit wurde die Zahl damals auf 1.000 Opfer geschätzt. Paeth: „Der Klimawandel geht mit höheren Mortalitätsraten einher als jedes andere Naturereignis.“

Appell für eine CO2-Steuer

Wer kein sauberes Autos fährt, wer viel fliegt und mit veralteten Systemen heizt, der soll künftig zur Kasse gebeten werden: Das sieht die aktuell lebhaft diskutierte CO2-Steuer vor. Für Peter Bofinger, Inhaber des Würzburger Lehrstuhls für Volkswirtschaftslehre, ist es sinnvoll, Umweltverschmutzung in Zukunft mit einer Steuer zu belegen. Denn nur mit dem, was etwas kostet, werde achtsam umgegangen. Allerdings müsse die Steuer so hoch sein, dass es tatsächlich zu einer deutlichen Reduktion der Emissionen kommt. Laut dem ehemaligen Wirtschaftsweisen bräuchte es, um das Pariser Klimaabkommen zu erfüllen, einen Preis von mindestens 34 Euro pro Tonne CO2.

Familien, die kein oder ein abgasarmes Auto fahren, die vernünftig heizen und ihren ökologischen Fußabdruck möglichst klein halten, sollen durch die neue Steuer nicht belastet werden, so Bofinger. Dafür soll einem Vorschlag des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zufolge ein pro Kopf ausgezahlter „Klimabonus“ sorgen. Zur Kasse gebeten werden nach dem soeben vorgelegten DIW-Gutachten vor allem kinderlose Paare mit doppeltem Einkommen und zwei herkömmlichen Autos. Das DIW schlägt vor, 2020 eine Steuer von 35 Euro pro Tonne CO2 zu erheben, 2023 soll der Preis auf 80 und 2030 auf 180 Euro steigen.

Sofort eine Steuer in Höhe von 180 Euro zu erheben, gilt als kaum realisierbar. Doch genau das fordert die „FridaysforFuture“-Bewegung. Wieder einmal geht alles viel zu langsam, äußerte Medizinstudent Johannes Wagner, der damit mehreren Klimaschutzaktivisten aus dem Herzen sprach. Enttäuschend findet es der 27-Jährige weiter, dass angesichts der rasant voranschreitenden Klimakrise immer noch dem Credo „Wirtschaftswachstum“ gehuldigt wird. Er würde sich mehr Forschung über Konzepte einer Postwachstumsökonomie wünschen.

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