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Gleichgezogen mit Martin von Wagner

21.02.2023

Mit der Gründung der „Wellhöfer-Stiftung für das forschende Museum“ wird das Martin von Wagner Museum der Universität Würzburg entscheidend gestärkt.

Die Stiftung ist errichtet: Mit Herbert Wellhöfer (Mitte) freuen sich Erwin Pfeuffer von der HypoVereinsbank und Professor Damian Dombrowski, Direktor der Neueren Abteilung des Martin von Wagner Museums, in der Graphischen Sammlung.
Die Stiftung ist errichtet: Mit Herbert Wellhöfer (Mitte) freuen sich Erwin Pfeuffer von der HypoVereinsbank und Professor Damian Dombrowski, Direktor der Neueren Abteilung des Martin von Wagner Museums, in der Graphischen Sammlung. (Bild: Christina Kiefer / Universität Würzburg)

Seit vielen Jahren ist der Würzburger Unternehmer Herbert Wellhöfer der bedeutendste Förderer des Martin von Wagner Museums. Jetzt wurden die Weichen gestellt, damit auch kommende Generationen von seinem Mäzenatentum profitieren können. Besonders im Blick dabei: Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler der Fächer Kunstgeschichte und Archäologie.

Frühe Neigung

Seine Liebe zum Würzburger Universitätsmuseum begann am 30. Januar 1959. An diesem Tag vor 64 Jahren, so vermerkt es das erste Besucherbuch, suchte der fünfzehnjährige „Herbert Wellhöfer, Schüler“ im Beisein seiner Mutter erstmals die Graphische Sammlung des Martin von Wagner Museums auf. Offiziell war es noch gar nicht wiedereröffnet – das geschah erst am 23. März 1963. Doch die Zeichnungen und Druckgraphik im Besitz der Universität waren bereits zugänglich.

Freilich: Seine Neigung zur Kunst konnte Herbert Wellhöfer lange Zeit nur nebenher ausleben. Eine Banklehre, das Jurastudium in Lausanne und Würzburg sowie ein Traineeprogramm bei Unilever bereiteten ihn auf den Einstieg in den väterlichen Betrieb vor. „Wellhöfer Treppen“ wurde in den Jahrzehnten unter seiner Leitung zu einem umsatzstarken Industrieunternehmen.

Doch Herbert Wellhöfer hörte nicht auf, die Kunst zu umkreisen – und die Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU). Er schloss Freundschaft mit Erika Simon, der langjährigen Inhaberin des Lehrstuhls für Klassische Archäologie, und absolvierte neben seiner Berufstätigkeit das Grundstudium im Fach Kunstgeschichte. Über das Kennerschaftliche des Kunstliebhabers hinaus hat Wellhöfer so auch einen Sinn für die wissenschaftlichen Anforderungen an den Umgang mit Kunst entwickelt.

Der wichtigste Wohltäter seit Martin von Wagner

Seine Sammeltätigkeit wurde zur Sammelleidenschaft, als er sein Herz für griechische Münzen entdeckte. Gekauft hat er nur die wertvollsten. Seine erlesene Kollektion aus knapp 400 Münzen aus Archaik, Klassik und Hellenismus schenkte er 2019 der Antikensammlung des Martin von Wagner Museums – und finanzierte gleich eine Stelle zur Katalogisierung sowie die Ausstattung des neuen Münzkabinetts mit.

Zu diesem Zeitpunkt war er längst zum Wohltäter des Museums geworden: 2016 spendierte er der Gemäldegalerie ein neues Beleuchtungssystem in allen Sälen. Es war der Startschuss für eine umfassende Modernisierung der Bildersammlung, die 2018 wiedereröffnet wurde. Für seine außergewöhnliche Großzügigkeit ehrte die JMU Herbert Wellhöfer 2017 mit der Röntgenmedaille; 2021 verlieh sie ihm die Ehrendoktorwürde.

Ein Herz für den wissenschaftlichen Nachwuchs

Herbert Wellhöfer interessierte sich aber nicht nur für Räume und Werke, er wollte auch etwas für die jungen Menschen tun, die von der Kunst genauso angetan sind wie er. Also begann er 2021, Stipendien für Promovierende zu finanzieren. Derzeit werden zwei Kunsthistorikerinnen auf diese Weise gefördert. So punktuell sollte es jedoch nicht bleiben. Darum hat Dr. h.c. Wellhöfer sich jetzt entschlossen, einen Teil seines Vermögens der Wissenschaft an der JMU zugutekommen zu lassen.

Die „Wellhöfer-Stiftung für das forschende Museum“ fördert nicht nur, aber vor allem Forschungen zu den Schwerpunktepochen des Martin von Wagner Museums, insbesondere zur Kunst-, Kultur- und Wissenschaftsgeschichte des 18. und 19. Jahrhunderts. Ein zweiter Förderschwerpunkt ist das Studium griechischer Münzen. Die geförderten Forschungen müssen nicht auf Objekte des Universitätsmuseums gerichtet sein, ein inhaltlicher Zusammenhang ist jedoch erwünscht.

Präsident und Direktor freuen sich

„Erneut ist Herbert Wellhöfer zum Mäzen der Alma Julia geworden“, freut sich JMU-Präsident Paul Pauli: „Mit ihrer Langzeitperspektive stärkt seine Stiftung in eminenter Weise die Funktion des Universitätsmuseums als Ort der Forschung und der Wissenschaftskommunikation. So kann das Museum seine akademischen Aufgaben vertiefen und zugleich seine Rolle als Scharnier zwischen Universität und Öffentlichkeit noch besser ausspielen. Die Wellhöfer-Stiftung wird zur Profilbildung unserer Kunstsammlung weiter beitragen. Schon der Qualität ihrer Artefakte wegen hat sie unter den Universitätsmuseen des europäischen Kontinents kaum ihresgleichen. Mehr und mehr tritt sie nun auch als ein produktives Forschungszentrum in Erscheinung. Diese Kombination ist einzigartig.“

Der Stiftungsfonds wird von der HypoVereinsbank verwaltet. Die erwirtschafteten Erträge fließen der Neueren Abteilung des Martin von Wagner Museums zu, die über die satzungsgemäße Verteilung der Mittel wacht. Dort ist die Begeisterung groß. Professor Damian Dombrowski, Direktor der Neueren Abteilung, unterstreicht die Bedeutung der Wellhöfer-Stiftung: „Sie ist ein entscheidender Baustein für die Institutionalisierung und Profilierung des Martin von Wagner Museums als ein Zentrum für Studien zur Kunst im Zeitalter von Aufklärung und Klassizismus.“

Das 18. und 19. Jahrhundert als Einheit begreifen

Der Professor für Kunstgeschichte erläutert weiter: „Zwei ‚Heroen‘ unseres Museums gehören dieser Epoche an: Giambattista Tiepolo und Martin von Wagner. Der eine wird dem Rokoko, der andere dem Klassizismus zugerechnet. Die Kunst dieser beiden Epochen wird überwiegend als Gegensatz wahrgenommen. Was zumeist übersehen wird, sind die Kontinuitäten, die in der Zusammenschau einer Sammlung viel eher ins Auge fallen als in monographischen Darstellungen.“

Die von der Wellhöfer-Stiftung ermöglichten Forschungen sollen unter anderem dazu dienen, diese innere Zusammengehörigkeit zu konturieren, so Dombrowski – und zwar weit über Tiepolo und Wagner hinaus. Die scheinbar so gegensätzlichen Epochen bildeten eine einzige Übergangszeit, in der vielfältige Symptome für den Anbruch der Moderne fassbar würden. Diese Phänomene würden von den beiden gegenwärtigen Wellhöfer-Stipendiatinnen im Rahmen ihrer Dissertationen bereits erforscht.

Eine Tradition nach 100 Jahren wiederbelebt

Von nun an wird die Stiftung alle zwei bis drei Jahre mindestens ein Stipendium für die Anfertigung von Qualifikationsschriften vergeben, die an der JMU angefertigt werden. Damit tritt Herbert Wellhöfer endgültig in die Fußstapfen Martin von Wagners. Der hatte 1858 in seinem Testament die Errichtung eines Stiftungsfonds verfügt, aus dem auch schon ein Stipendium finanziert wurde.

Über sechzig Jahre lang wurde fränkischen Künstlern dank des „Wagner-Stipendiums“ ein mehrjähriger Romaufenthalt ermöglicht. Die Geldentwertung 1923 setzte dem ein Ende. Nach genau hundert Jahren knüpfen die Stipendien der Wellhöfer-Stiftung an diese Tradition wieder an, mit nur leicht veränderter Zielsetzung.

Darüber hinaus unterstützt die Wellhöfer-Stiftung Forschungen zu den Förderschwerpunkten in Form von Tagungen, Publikationen, Ausstellungen oder anderer Projekte. Als regelmäßige Veranstaltung wird ab 2024 alle zwei Jahre das „Würzburger Wellhöfer-Kolloquium“ stattfinden. Der Name Wagner wird in Würzburg vom Namen Wellhöfer wohl nicht mehr zu trennen sein.

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Von Presse- und Öffentlichkeitsarbeit JMU

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