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„Wenn ich Hosen angehabt hätte“

28.07.2020

Studierende der Universitäten Würzburg und Kairo präsentieren neue Ideen für das Museum für Franken. Sie wollen besondere Museumsobjekte durch emotional aufbereitete Geschichten einem breiten Publikum näherbringen.

Modell des Ausstellungskabinetts, das die Studierenden für das Selbstbildnis Margarethe von Geigers entworfen haben.
Modell des Ausstellungskabinetts, das die Studierenden für das Selbstbildnis Margarethe von Geigers entworfen haben. (Bild: Guido Fackler)

Das Selbstporträt der jungen Malerin Margarethe von Geiger, die 1783 in Schweinfurt geboren wurde, zählt zu den Highlight-Objekten des Museums für Franken. Doch es ist nicht nur von kunsthistorischer Bedeutung. Felicitas Fendel, Laura Hoss, Miriam Rautenberg und die ägyptische Gaststudentin Fatma Mohamed entwickelten deshalb ein modernes Ausstellungskonzept: Es stellt Geigers zentrales Werk in den Mittelpunkt, gewährt aber auch einen seltenen Einblick in das emotional berührende Leben dieser Künstlerin.

Denn Geigers ereignisreicher Lebensweg führte über Würzburg nach München, wo sie von König Maximilian I. Joseph und seiner Familie empfangen wurde und sich selbstbewusst in Künstlerkreisen bewegte. Um weiterzukommen übersiedelte sie nach Wien. Doch hier durfte sie als Frau trotz ihres Talents nicht an der Akademie studieren: „Wie gerne hätte ich mich hingesetzt in das Zimmer der Handzeichnungen, wenn ich nur Hosen angehabt hätte!“, notierte sie enttäuscht. Mit nur 26 Jahren verstarb die Hochbegabte in Wien an Typhus.

Ein Kulturzentrum für alle Besuchergruppen

Erhaltene Briefe bildeten den Ausgangspunkt für die Studierenden, sich Geigers künstlerischer Sensibilität und Streben nach Emanzipation anzunähern. Ihr Ausstellungskonzept ist als Kabinett gestaltet, das mit Zitaten auf den Außenwänden ins Innere lockt, um Geigers Leben und Werk zu entdecken. Eine kalligraphisch gestaltete Lebenslinie veranschaulicht hier mit weiteren Werken, einem Quiz, einer Hörstation und einem Tablet Geigers bewegtes Leben. Zarte Stoffbahnen weisen den Weg zum Selbstbildnis. Ein zusätzliches Tastmodell mit Audiodeskription macht es auch für Blinde und Menschen mit Sehbehinderung erfahrbar.

Dies war ein besonderes Anliegen von Fatma, die im NMEC, einem der größten Museen Kairos arbeitet und ihr Auslandssemester an der Würzburger Ägyptologie und Museologie absolviert. Deshalb ist das gesamte Kabinett auch für Rollstuhlfahrer zugänglich. „Ich wünsche mir,“ so Fatma ganz im Sinne des Museums für Franken, „dass das neue Haus zu einem Kulturzentrum wird, das sich an alle Besuchergruppen richtet, insbesondere an solche mit besonderen Bedürfnissen.“ Und da zeitgemäße Museen ihre Besucherinnen und Besucher aktiv einbeziehen, fordert die am Ausgang des Kabinetts angebrachte Frage „Was bestimmt Deinen Weg?“ diese zum Nachdenken auf.

Virtuelle Fahrt mit dem Motorrad

Weitere Ausstellungskonzepte wurden von anderen Studierenden für den mittelalterlichen „Gnadenstuhl“ aus dem Bürgerspital zum Hl. Geist und das neu erworbene Hercules-Motorrad von 1953 mit Sachs-Motor aus Schweinfurt erarbeitet, einem Lieblingsobjekt des scheidenden Museumsdirektors Erich Schneider: Nicht nur für ihn vermittelte es ein „Gefühl von Freiheit“, wie er betonte. Deshalb soll mittels Virtual Reality eine Fahrt auf einem stilisierten Modell des historischen Motorrads eine Zeitreise durchs heutige Würzburg ermöglichen.

„Ziel dieses Kooperationsprojekts ist es, besondere Museumsobjekte durch emotional und abwechslungsreich aufbereitete Geschichten einem breiten Publikum näherzubringen“, bestätigten Museumspädagogin Petra Maid und Guido Fackler, Professor für Museologie, die das Seminar leiteten. Die intensiven Diskussionen mit den Museumsmitarbeiterinnen und -mitarbeitern zeigten, dass sich das Museum und die Studierenden dabei auf einem guten Weg befinden.

Kontakt

Prof. Dr. Guido Fackler, Professur für Museologie, T: +49 931 31-85607, guido.fackler@uni-wuerzburg.de

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