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Wer China kennt, ist angetan

28.01.2020

Masterstudierende des Studiengangs China Business and Economics haben die Geschäftskontakte unterfränkischer Unternehmen nach China untersucht. Die Ergebnisse ihrer Arbeit haben sie jetzt öffentlich präsentiert.

Unterfrankens Winzer strecken immer intensiver ihre Fühler nach China aus. Denn Wein zu trinken, wird in dem asiatischen Staat zunehmend beliebter. Das ist eines der Ergebnisse einer Untersuchung von Studierenden des Masterstudiengangs China Business and Economics. Links im Bild Doris Fischer, Inhaberin des Lehrstuhls für China Business and Economics.
Unterfrankens Winzer strecken immer intensiver ihre Fühler nach China aus. Denn Wein zu trinken, wird in dem asiatischen Staat zunehmend beliebter. Das ist eines der Ergebnisse einer Untersuchung von Studierenden des Masterstudiengangs China Business and Economics. Links im Bild Doris Fischer, Inhaberin des Lehrstuhls für China Business and Economics. (Bild: Pressestelle / Universität Würzburg)

Ängste, Bedenken, Vorurteile und Wissenslücken verhindern in vielen Branchen der unterfränkischen Wirtschaft, dass sich Firmen auf Geschäfte mit China einlassen. Das fanden Studierende der Julius-Maximilians-Universität Würzburg heraus, die im Masterprogramm „China Business and Economics“ eingeschrieben sind. Die Ergebnisse ihrer diesjährigen Projektarbeit zeigen, dass Betriebe, die bereits mit China zu tun haben, die Kooperation meist als sehr positiv beurteilen. Wer hingegen keine Kontakte nach China hat, äußert sich häufig negativ über die boomende Volksrepublik.

China – ein Markt für Wein aus Unterfranken?

Firmen, die bereits im Chinageschäft aktiv sind, haben in den meisten Fällen auch vor, ihre Beziehungen in den nächsten Jahren weiter auszubauen. Dies, so die Studierenden, kann in vielen Feldern geschehen. China wird vor allem als Import- und Exportland, aber auch als Rohstofflieferant und Produktionsstandort geschätzt. Chinesinnen und Chinesen sind außerdem als Einzelkunden interessant. Wie die Masterstudierenden herausgefunden haben, strecken zum Beispiel Unterfrankens Winzer immer intensiver ihre Fühler nach China aus. Denn Wein zu trinken, wird in dem asiatischen Staat zunehmend beliebter.

Vor allem für Unterfrankens Technologieunternehmen ist China ein zentrales Thema, wenn es um Internationalisierungsstrategien geht. „65 Prozent sind mit China verflochten“, berichtete Masterstudent Filip Wieteska bei der öffentlichen Präsentation der Projektergebnisse an der Uni Würzburg. Für fast alle dieser Maschinen- und Anlagenbauer ist China als Exportland interessant. Wobei vor allem größere Firmen mit mehr als 250 Mitarbeiter erfolgreich den chinesischen Markt erobert haben. Als ein Problem im Chinageschäft wird die Spionagegefahr gesehen. Den Analysen der Studierenden zufolge wünschen sich Unterfrankens Firmen hier mehr Hilfe vom Staat.

Textilien: Mehr Importe als Exporte

Die Studierenden kontaktierten auch um die 100 Firmen der unterfränkischen Bekleidungsbranche. Laut Masterstudentin Mateja Mogus sind in diesem Sektor nur etwa knapp die Hälfte der Unternehmen mit China verflochten. Anders als bei den Maschinenbauern ist China für die Bekleidungsbranche vor allem als Importland interessant. Mogus: „China ist der wichtigste Importpartner für diesen Industriezweig.“ Hingegen werde nur sehr selten nach China exportiert. Das fanden die Studierenden interessant: Warum ist das so? Wie sie feststellten, sind die direkten Nachbarstaaten der Bundesrepublik die wichtigsten Exportpartner der deutschen Bekleidungsindustrie.

Die Studierenden versuchten, persönliche Ansprechpartner in den verschiedenen Branchen zu finden, um Konkreteres zu erfahren. Fündig wurden sie unter anderem bei der Gebietsweinwerbung Frankenwein GmbH, wo Andreas Göpfert für das Marketing zuständig ist. Wie Göpfert den Studierenden mitteilte, ist der chinesische Weinmarkt extrem gespalten. Auf der einen Seite wird Wein als Luxusgut geschätzt und man ist bereit, dafür tief in die Tasche zu greifen. Wobei französische Spitzenweine bevorzugt werden. Auf der anderen Seite wird billiger Importwein konsumiert. Mit dem Silvaner zu punkten, sei schwer, weil der sich just in der mittleren Preisklasse befindet.

Tourismus: Wertheim Village und die Residenz

Insgesamt setzt sich Unterfrankens Lebensmittelbranche nicht eben tatkräftig für gute wirtschaftliche Beziehungen mit China ein, analysierten die Studierenden. Nur 38 Prozent aller Betriebe haben Geschäftskontakte nach China. So wenig hat keine andere befragte Branche. Deutlich stärker ist der Automotive-Sektor engagiert. Mehr als jedes zweite befragte Unternehmen aus Unterfranken gab an, mit China zu tun zu haben. Auch für den Tourismussektor und die unterfränkische Hotellerie ist China von großer Bedeutung. Umgekehrt mögen Chinesen Unterfranken. Vor allem die Residenz ist ein begehrtes „Sightseeing-Ziel“. Aber auch das „Wertheim Village“ lockt zahlreiche Chinesen an.

Vor allem chinesische Individualtouristen verschmähen billige Waren. „Sie haben Geld und sie sind auch bereit, es auszugeben“, so das Rechercheergebnis der Studierenden. Viele Einzelreisenden haben Würzburg, Miltenberg und Aschaffenburg während einer Stippvisite, zum Beispiel auf der Fahrt von Frankfurt nach München, schon einmal kurz kennen gelernt. Nun kommen sie zurück, um sich alles noch einmal in Ruhe anzuschauen. „Diese Individualreisenden bevorzugen kleinere, traditionelle Hotels“, erläuterte Masterstudentin Louisa Braun. Während chinesische Geschäftsreisende gern in großen, international ausgerichteten Hotels absteigen.

Viele sehen China als Bedrohung

Dass noch immer so viele Geschäftsleute die Schotten dicht machen, wenn sie „China“ hören, ist bedauerlich, kommentierte Kurt Treutmann, der den Bereich „Internationales“ bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mainfranken leitet. „Es bestehen nach wie vor viele Vorurteile, China wird gar als Bedrohung gesehen“, erklärte der Betriebswirt. Treutmann nahm an der Abschlusspräsentation teil, weil die IHK den Studierenden bei der Realisierung ihres Projekts geholfen hatte. So hatte die Kammer für die einzelnen Branchen Firmenlisten zur Verfügung gestellt. Je nach Branche nahmen zwischen fünf und elf Prozent der kontaktierten Firmen an der studentischen Befragung teil.

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