Wie Immunzellen wandern
29.06.2021Dr. Tamara Girbl leitet seit April eine neue Forschungsgruppe am Rudolf-Virchow-Zentrum der Uni Würzburg. Sie untersucht die Interaktion von Immunzellen und Blutgefäßen, die bei vielen entzündlichen Krankheiten eine Rolle spielt.
Kommt es im Körper zu einer Verletzung oder einer Entzündung, werden über verschiedene Botenstoffe Immunzellen (Leukozyten) aktiviert. Diese gelangen über die Blutgefäße an die entsprechende Stelle im Körper und wandern dort aus dem Blutgefäß in das umliegende, verletzte Gewebe ein, um eventuelle Krankheitserreger abzuwehren.
Leukozyten müssen dazu die Blutgefäßwand, die aus zwei verschieden Zelltypen besteht, durchdringen. Dieser Vorgang findet in den Venolen, den feinverästelten Gefäßen die das Blut nach dem Stoffaustausch im Gewebe wieder zurück zum Herzen führen, statt. Die innere Schicht der venulären Blutgefäßwand wird von sogenannten Endothelzellen, die äußere Schicht von Perizyten gebildet.
Während die Wanderung der Immunzellen durch die Endothelschicht schon relativ gut erforscht ist, ist über die Interaktion mit den Perizyten recht wenig bekannt. Dieser Forschungsfrage widmet sich Dr. Tamara Girbl mit ihrer neuen Arbeitsgruppe.
Überschießende Immunreaktionen schädigen das Gewebe
„Die eigentlich sinnvolle Einwanderung der Immunzellen in das betroffene Gewebe, kann auch aus dem Ruder laufen“, erklärt Girbl. Kommt es zum Beispiel nach einem Schlaganfall zu einer übermäßigen Einwanderung von aktivierten Leukozyten, so können diese mehr Schaden anrichten als Nutzen bringen und damit zu einer schlechteren Prognose für den Patienten führen. „Genau an diesem Punkt ist es also essentiell wichtig die Mechanismen zu verstehen, wie die Immunzellen die Blutgefäßwand durchdringen können und wie diese Wanderung auf molekularer Ebene reguliert wird“, betont Girbl.
Girbl konnte in ihrer bisherigen Forschung zeigen, dass die Perizyten durch die Abgabe von kleinen Signalproteinen die Wanderung der Leukozyten in das entzündete Gewebe beeinflussen. Allerdings geben nicht nur die Perizyten, sondern auch die Immunzellen selbst Signalstoffe ab, es kommt also zu einem Austausch zwischen diesen Zelltypen. „Versteht man diese Interaktionen im Detail, könnte man Therapieansätze entwickeln die eine überschießende Einwanderung minimieren und damit auch die schädlichen Nebenwirkungen der Immunreaktion abmildern“, sagt Girbl.
Zur Person
Tamara Girbl promovierte an der Universität in Salzburg in Genetik und Molekularbiologie. Ihre Kenntnisse vertiefte sie bei einem Postdoc-Aufenthalt als Stipendiatin der British Heart Foundation an der Queen Mary University in London. Nach einer weiteren Postdoc-Stelle am Institut of Science and Technology (IST) in Österreich nahm sie die Stelle am Rudolf-Virchow-Zentrum - Center for Integrative and Translational Bioimagin der Universität Würzburg an, um ihre eigene Forschungsgruppe aufzubauen.
Weitere Informationen zum Rudolf-Virchow-Zentrum und zur Arbeitsgruppe von Dr. Tamara Girbl.
Kontakt
Dr. Tamara Girbl, Rudolf-Virchow-Zentrum, Universität Würzburg, T: +49 931 31-87514, tamara.girbl@uni-wuerzburg.de
Dr. Judith Flurer, Pressestelle, Rudolf-Virchow-Zentrum, T: +49 931 31 85822, judith.flurer@virchow.uni-wuerzburg.de