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Wie Menschen künftig arbeiten

30.01.2018

Die Digitalisierung wird die Arbeitswelt verändern. Zu diesem Thema plant die Professur für Wirtschaftsjournalismus eine Multimedia-Reportage. Studierende können daran mitarbeiten.

Digitalisierung der Arbeit: Schon heute assistieren Roboter im OP. Hier das Modell „da Vinci Xi“ des Würzburger Universitätsklinikums. Es kommt unter anderem bei der Entfernung der Prostata bei Krebspatienten zum Einsatz. (Foto: UKW)
Digitalisierung der Arbeit: Schon heute assistieren Roboter im OP. Hier das Modell „da Vinci Xi“ des Würzburger Universitätsklinikums. Es kommt unter anderem bei der Entfernung der Prostata bei Krebspatienten zum Einsatz. (Foto: UKW)

Wie sich die Digitalisierung genau auswirken wird, kann niemand sagen. Klar ist nur: Es wird zu gravierenden Veränderungen kommen. Vieles von dem, was heute Menschen machen, könnte künftig von Künstlichen Intelligenzen übernommen werden.

„Computer können sogar ärztliche Diagnosen stellen“, sagt Kim Otto, Professor für Wirtschaftsjournalismus an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU). In einem innovativen Projekt will er der Öffentlichkeit vermitteln, was auf uns alle in wenigen Jahren zukommen könnte.

Veränderungen an 30 Berufen zeigen

Ein fünfköpfiges Team um Professor Otto möchte die Facetten der Digitalisierung in einer Multimedia-Reportage anschaulich darstellen. „Wir fragen am Beispiel von 30 verschiedenen Berufen nach den Veränderungen in der Arbeitswelt“, erläutert der Wirtschaftsjournalist. Er hat sich für eine auf dem Fernsehsender arte ausgestrahlte Dokumentation vor wenigen Jahren schon einmal mit der Arbeitswelt 4.0 befasst.

Anlass für ihn, jetzt neuerlich in das Thema einzusteigen, ist das Wissenschaftsjahr 2018. Das steht deutschlandweit unter dem Motto „Arbeitswelten der Zukunft“. Fast 100.000 Euro investiert das Bundesministerium für Bildung und Forschung in den Würzburger Beitrag.

Pflege, Putzdienste und Hochschullehre

Das Thema, so Kim Otto, betreffe fast jede Branche. In der Pflege zum Beispiel werde der Einsatz von Robotern immer selbstverständlicher. Menschen, die heute noch in Datenbanken recherchieren, könnten ebenfalls leicht durch Computer ersetzt werden. Und die Reinigungsbranche, die händeringend nach Personal sucht, wird in Zukunft sehr wahrscheinlich zunehmend auf Roboter setzen. Otto: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass es in zehn Jahren noch Menschen sein werden, die den Boden unseres Universitätsgebäudes putzen.“

Der JMU-Professor geht davon aus, dass sich selbst der Beruf des Uni-Dozenten gravierend verändern wird. „Möglicherweise werden wir den Studierenden in Zukunft nur noch eine sechssemestrige Grundausbildung anbieten“, erklärt er. Weil es immer bessere Algorithmen gibt und die Einsatzfelder von Computern immer breiter werden, müsse sich jeder das, was er an seinem Arbeitsplatz konkret benötigt, künftig vermutlich selbst aneignen.

Bis zu 200 Studierende können mitarbeiten

Die Arbeit an der Reportage wird am 1. Februar 2018 starten. Zwei wissenschaftliche Mitarbeiter wollen im ersten Schritt recherchieren, welche Institutionen und Wissenschaftler sich derzeit besonders intensiv mit der Frage befassen, wie sich die Arbeitswelt durch die Digitalisierung wandeln wird. Auch Arbeitgeber und Arbeitnehmer, letztere über die Gewerkschaften, sollen eingebunden werden.

Ab April, also mit Beginn des Sommersemesters 2018, werden bis zu 200 Studierende über Seminare und Übungen in das Projekt integriert. Zwei Dozenten des WDR werden den angehenden Wirtschaftsjournalisten Tipps und Tricks des „digitalen Storytellings“ näherbringen. In einem Blockseminar lernen die jungen Leute den Umgang mit der Filmkamera.

Nachdenken über Steuermodelle und Grundeinkommen

Kim Otto findet nicht nur die Frage interessant, wie wir in Zukunft arbeiten werden – und wer überhaupt noch Arbeit haben wird. Ihn interessiert genauso, was es für die Gesellschaft bedeutet, wenn immer weniger Menschen einer entlohnten Tätigkeit nachgehen können. „Vielleicht müssen wir über neue Steuermodelle nachdenken“, sagt er. Die Einkommenssteuer werde unter den neuen Bedingungen kaum mehr zur Staatsfinanzierung taugen. Ein Teil der Multimedia-Reportage wird sich deshalb um die Frage drehen, inwieweit eine Maschinen- oder Robotersteuer notwendig ist.

Beim Nachdenken darüber, wie auch in einer computerisierten Arbeitswelt jeder Mensch das bekommen könnte, was er materiell zu einem menschenwürdigen Leben braucht, landet man laut Otto früher oder später bei der Diskussion über ein Grundeinkommen. Hier gebe es viel Für und Wider, das sich multimedial spannend aufbereiten lässt. Die Studierenden werden ab April lernen, die einzelnen Facetten auch dieses Themas anschaulich darzustellen.

Studierende können in Cross-Media-Redaktion arbeiten

„Fakten zum Beispiel transportiert man mit Bildern und Grafiken“, so Otto. Doch nicht nur der Verstand soll angesprochen werden, sondern auch das Gefühl. Das gelinge durch den Einsatz audiovisueller Medien. Geplant ist unter anderem, dass die Studierenden 360-Grad-Aufnahmen von einer automatisierten und vernetzten Fabrik erstellen.

Ab April werden Ottos Studierende über eine Cross-Media-Redaktion verfügen. Dort soll ein großer Teil der Multimedia-Beiträge entstehen. Die ersten Ergebnisse werden in zwei bis drei Monaten über Printmedien, Rundfunk und Internet vorgestellt. Mit der Main-Post, dem Vogel-Verlag und dem Bayerischen Rundfunk hat Otto drei lokale Medienpartner gewonnen.

Vor-Premiere beim Jubiläum der Fakultät

Ab Mai 2018 sollen die ersten Beiträge der innovativen Reportage online abrufbar sein, bis Jahresende soll das Gesamtwerk vorliegen. Geplant ist, beim 50-jährigen Jubiläum der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät, das im November gefeiert wird, eine erste Version zu zeigen.

Otto: „Dann werden wir sicher schon zu zwei Dritteln fertig sein.“ Über einen Touchscreen-Monitor können Interessierte das, was bis dahin entstanden ist, abrufen und sich interaktiv durch die Welt des Digitalen hindurcharbeiten. Danach wird die Multimedia-Reportage über eine Projektwebsite veröffentlicht.

Kontakt

Prof. Dr. Kim Otto, Professur für Wirtschaftsjournalismus an der Universität Würzburg, T +49 931 31-88226, kim.otto@uni-wuerzburg.de

Website Wirtschaftsjournalismus der JMU

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