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Wie Museen grüner werden

12.12.2023

Bei den Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz haben Museen einigen Nachholbedarf. Ein trinationales Projekt der Uni Würzburg mit Partnerhochschulen aus Tunesien und Ägypten will dafür Lösungen finden.

Gemeinsam informierten sich die ägyptischen, deutschen und tunesischen Projektpartner über das Thema Nachhaltigkeit in der Sonderausstellung „Geht doch!“ des Museums für Alltagskultur in Waldenbuch.
Gemeinsam informierten sich die ägyptischen, deutschen und tunesischen Projektpartner über das Thema Nachhaltigkeit in der Sonderausstellung „Geht doch!“ des Museums für Alltagskultur in Waldenbuch. (Bild: privat)

Bei Nachhaltigkeit denken die meisten Menschen vermutlich an Dinge wie Mobilitäts- und Energiewende, ökologische Landwirtschaft und Vermeidung von Abfällen. Neben diesen zentralen Säulen spielt das Thema aber auch in unzähligen anderen Bereichen eine wichtige Rolle: zum Beispiel in Kunst und Kultur.

Besonders im Fokus stehen hier Museen. Bereits 2021 hatten Regierungsvertreterinnen und -vertreter von Bund und Ländern gemeinsam mit dem Deutschen Museumsbund eine Initiative für mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit in Museen beschlossen.

Die Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) startet nun gemeinsam mit zwei nordafrikanischen Universitäten ein Projekt, das sich genau diesen Zielen verschrieben hat: GreenMuseumHub: Sustainable Futures for Museums and Heritage Sites. Hier soll ein reger Austausch über Erfahrungen, Herausforderungen und mögliche Lösungen stattfinden.

Ein beträchtlicher CO2-Abdruck

An der JMU leitet Guido Fackler, Professor für Museologie, das trinationale Projekt. Er weiß von den Herausforderungen, vor denen Museen in Sachen Nachhaltigkeit stehen: „Unter den Kultureinrichtungen gehören Museen leider häufig zu den größten CO2-Verursachern. Das hat verschiedene Gründe. Etwa die klimatischen Anforderungen für bestimmte Exponate oder auch die baulichen Voraussetzungen in großen alten Gebäuden, die energetisch oft alles andere als optimal sind.“

Für Heizung und Klimaanlagen verbrauchen Museen viel Energie, da viele Exponate besondere klimatische Bedingungen benötigen. Hinzu kommt die Tatsache, dass Ausstellungen häufig mit wenig nachhaltigen Materialien inszeniert werden, die nach Beendigung oft auf dem Müll landen.

„Mögliche Ansätze wären ein etwas weniger strenges Temperaturmanagement, der Einsatz von ökologischeren Materialen oder auch mehr modulare Bestandteile, die dann für spätere Ausstellungen wiederverwendet werden könnten. Was funktioniert, auch im Bereich sozialer Nachhaltigkeit, wollen wir in den nächsten Jahren mit unseren Partnern herausfinden“, so der Museologe.

Wie genau solche Anpassungen und Neuentwicklungen aussehen könnten, das soll im GreenMuseumHub durch Austausch, Fortbildungen und wissenschaftliche Untersuchungen erarbeitet werden.

Erfahrungswerte aus drei Ländern

Als internationale Partner konnte Guido Fackler die Helwan University in Kairo und die Université de la Manouba in Tunis gewinnen. Der Austausch erfolgt in regelmäßigen Videokonferenzen, Workshops und Lehrveranstaltungen. Zusätzlich wird man sich einmal jährlich zum GreenMuseumCamp treffen. Die erste Ausgabe in Kooperation mit dem WueLab fand Anfang Dezember in Würzburg statt und legte als Auftaktveranstaltung des Projekts mit Workshops, digital übertragenen und ins Arabische übersetzten Vorträgen sowie einer Exkursion einen vielversprechenden Grundstein.

Über die besonderen Herausforderungen bezüglich Nachhaltigkeit in Tunesien sagt Professorin Lamia Ben Abid: „Tunesien hat sich den Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen verschrieben. Erneuerbare Energien, die Verringerung von Abfällen und Recycling sind auch bei uns große Themen. Genauso wie die Auswirkungen der globalen Erwärmung. Wir haben also viele gemeinsame Ansatzpunkte.“ Diesbezüglich hat das ägyptische Antikenministerium bereits mehrere Museen ausgewählt, die exemplarisch als Vorreiter dienen werden, berichtet Professor Aly Omar Aly Abdalla.

Außer den drei Universitäten umfasst das Netzwerk bislang rund 25 Museen, Partner aus der Wirtschaft, NGOs, eine bildungspolitisch Einrichtung, eine staatliche Behörde sowie zwei Hochschuleinrichtungen.

Ausstellung als Abschluss

Neben einem nachhaltigeren Wirken der Museen und Heritage Sites (Orte des Weltkulturerbes) soll auch diskutiert werden, wie das Thema Nachhaltigkeit in Ausstellungen einer breiten Öffentlichkeit nahbar vermittelt werden kann.

Zu diesem Zweck soll über die dreijährige Förderphase durch den Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) eine mehrsprachige Pop-Up-Ausstellung in physischer und digitaler Form konzipiert werden.

An der JMU plant Projektkoordinatorin Elisabeth Greifenstein außerdem, die Thematik eng mit der Lehre im Fach Museologie zu verknüpfen: „Wir können uns gut vorstellen, hybride Seminare und Abschlussarbeiten im Rahmen des Projekts anzubieten und versuchen auch, über weitere Programme Austauschmöglichkeiten für die Studierenden zu schaffen.“

Kontakt

Prof. Dr. Guido Fackler, Professur für Museologie, Tel: Telefon: 0931-31-85607, E-Mail: guido.fackler@uni-wuerzburg.de

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Von Lutz Ziegler

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