Woran Forscher derzeit tüfteln
10.07.2018Großer Andrang herrschte am Sonntag, 8. Juli, auf dem Hubland-Campus. Beim Campusfestival gab es für Groß und Klein spannende Einblicke in die Welt von übermorgen.
„Dass hier so viel geboten wird, hätte ich nie gedacht, ich bin echt geflasht!“, sagt Manfred Sauer. Der Maschinenbauingenieur war am Sonntag erstmals beim Campusfestival der Uni. Dort zogen ihn nicht nur die technischen Stände an. „Mich interessiert vor allem das Thema ‚Umweltschutz’“, meinte der Besucher. Bei den studentischen CampusGärtnern war Sauer richtig. Aber auch die Biologen und Botaniker boten faszinierende Einblicke in die Welt der Natur.
Von Quadrocoptern, Raketen und Galaxienkernen
An etlichen Ständen konnte spielerisch ausprobiert werden, womit sich die Forscher an der Würzburger Uni in meist hochkomplexen Projekten beschäftigen. Den kleinen Paul zogen sofort die Quadrocopter der Informatiker an. „Ich habe auch eine Drohne“, verkündete der Fünfjährige. Allerdings kommt er damit noch nicht so gut zurecht: „Mit dem Steuern klappt’s nicht ganz.“ Am Stand der Informatiker durfte der Junge nicht nur einen Quadrocopter unter sachkundiger Anleitung fliegen lassen. Er bekam auch eine Spezialbrille aufgesetzt, womit er das Campusareal aus der Vogelperspektive bestaunen konnte.
Florian, ebenfalls fünf Jahre alt, faszinieren Raketen. Deshalb bugsierte er seine Mama an den Stand der Astronomen. Dort lernte er einen Namensvetter kennen: Florian Rösch, der zurzeit am Lehrstuhl für Astronomie promoviert. Das war für den Jungen, der fest vorhat, Astronaut zu werden, wenn er groß ist, interessant. Und vor allem lehrreich. Denn obwohl Florian erstaunlich viel über den Weltraum weiß: Sein Namensvetter erzählte ihm von Dingen, von denen er noch nie gehört hat. Zum Beispiel von „Aktiven Galaxienkernen“, über die er forscht.
Intelligente Polymere und hilfreiche Stilberater
An vielen Ständen erfuhren die Besucher, was morgen und übermorgen technisch möglich sein wird. Robert Luxenhofer, Professor für Polymere Funktionswerkstoffe, arbeitet derzeit zum Beispiel an intelligenten Polymeren – also Stoffen, die aus Molekülen bestehen, die wiederum aus etlichen Atomen aufgebaut sind. Mit Hilfe der von ihm entwickelten Polymere könnten einmal Organe aus Zellen mit 3D-Druckern gedruckt werden. Noch ist das allerdings Zukunftsmusik: „Es muss erst gelingen, in diese Organe Blutgefäße zur Zellenversorgung zu integrieren.“
Nicht nur die Medizin geht aufregenden Zeiten entgegen. Auch die Wirtschaft ändert sich rasant. Wohin die Reise in der Modebranche geht, erklärte Giacomo Welsch, der am Stand des Lehrstuhls für Wirtschaftsinformatik ein Kooperationsprojekt mit dem Modeunternehmen s.Oliver vorstellte. Dabei werden analoge und virtuelle Kataloge, stationäre Läden und Online-Shops verknüpft. Herzstück der Neuentwicklung ist ein Sprachassistent nebst Kamera.
Nehmen wir an, es trudelt eine spontane Einladung zu einer Party ins Haus. Morgen Abend soll die Fete steigen. Zum Glück hat der Partygast erst letzte Woche eine schnieke Hose erstanden. Aber es fehlt das passende Hemd. „Das ist künftig kein Problem mehr“, sagt Welsch. Der Partyfan stellt sich vor die Kamera und bittet den Sprachassistenten, ihm ein passendes Hemd für die Hose auszuwählen. Das geschieht in Sekundenschnelle: „Gefällt dem Kunden das Hemd, kann er es sich im nächsten stationären Shop zurücklegen lassen.“ Dort kann er es noch mal in Ruhe anprobieren. Das lästige Abklappern verschiedener Modeläden hat er sich auf jeden Fall erspart.
Einblicke in die Schule von morgen
Neue Perspektiven bietet auch die Chemie. Matthias Gerhard forscht zum Beispiel über eine Keramik, die 1.600 Grad aushalten wird, ohne zu verbrennen. Wenn er gerade nicht wissenschaftlich arbeitet, engagiert er sich für die „Initiative Junge Forscherinnen und Forscher“ (ijf). Am ijf-Stand zeigte er, wie faszinierend MINT-Themen sein können. So werden schon Schüler durch einfache Experimentieranordnungen in die Lage versetzt, selbst Computerprogramme zu schreiben.
Das „Morgen“ spielt auch bei der Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern eine Rolle. Wie soll die Schule von Morgen aussehen? Das fragten Lore Körber-Becker und Matthias Erhardt am Stand der Professional School of Education (PSE). „Also, daran konnte ich einfach nicht vorbeigehen“, lacht Martin Glückert. Er ist selbst Realschullehrer und hat viel mit jungen Leuten zu tun, die neu in den Lehrerberuf einsteigen. Sein größter Wunsch an die künftige Lehrerausbildung lautet schlicht: „Viel mehr Praxis!“ Diese Botschaft pinnte er denn auch an die PSE-Wand.