Würzburg first
25.07.2017Der Würzburger Zahnmedizin-Student Paul Drehmann hat den weltweiten Global Clinical Case Contest gewonnen. Er setzte sich damit als nationaler Sieger gegen 592 Studenten aus 169 Universitäten und letztendlich 18 internationale Finalisten durch.
Die klinische Situation stellte sich wie folgt dar: Eine 72-jährige Patientin war mit dem Erscheinungsbild ihrer Frontzähne im Oberkiefer unzufrieden. Eine Entzündung des Zahnbetts – im Fachjargon Parodontitis genannt – hatte zu Knochenverlusten und einem Rückgang des Zahnfleischs geführt; Zahnhälse lagen frei, Zähne hatten ihre Stellung verändert. Insgesamt kein ästhetischer Anblick und für die behandelnden Zahnärzte eine anspruchsvolle Ausgangssituation.
Um diese zu ändern, hatte sich die Patientin explizit an das Würzburger Zentrum für Zahn-, Mund- und Kiefergesundheit gewandt – speziell an die Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie.
Das Gebiss vor der Behandlung (Foto: Britta Hahn)
Dort war sie bereits seit zehn Jahren wegen ihrer Parodontitis-Erkrankung in Behandlung. Regelmäßige professionelle Zahnreinigungen und eine gute Mundhygiene hatten inzwischen zu einer „stabilen parodontalen Situation“ geführt, so dass die Zahnmediziner nun die Aufmerksamkeit auf die Verbesserung des ästhetischen Erscheinungsbildes legen konnten.
Eine ästhetisch hochwertige Versorgung
Hilfe erhielt die Patientin vom Zahnmedizin-Studenten Paul Drehmann. Dieser behandelte die Patientin bereits während des klinischen Kurses im Wintersemester 2016/2017. Betreut wurde er dabei von seiner Tutorin Dr. Britta Hahn. „Nach Erörterung der Problematik, Abwägung der möglichen Behandlungsmaßnahmen sowie Wünschen der Patientin haben wir uns gemeinsam für eine minimal invasive und ästhetisch hochwertige Versorgung mit Kompositmaterialien entschieden“, berichtet Paul Drehmann. Gleichzeitig sei der Versuch gestartet worden, sich mit dem Ergebnis der Behandlung international zu messen – sprich: am Global Clinical Case Contest (GCCC) teilzunehmen.
Im Endeffekt machte Drehmann nicht nur seine Patientin glücklich. Die erfolgreiche Behandlung brachte ihm Anfang des Jahres zuerst den nationalen Titel – 1. Platz Deutschland-Österreich-Schweiz – ein. Mit diesem Erfolg in der Tasche konnte er sich sogar weltweit beim Finale des GCCC 2016-2017 am 26. Juli in Konstanz gegen 18 weitere Finalisten durchsetzen und den Weltmeistertitel gewinnen. Der Preis ist mit 3.000 Euro dotiert.
„Mit seinen Pflichtleistungen war Paul Drehmann weit vor Semesterende und vor allen anderen bereits fertig und hatte damit Zeit, sich zusätzlich dieser Patientin anzunehmen“, erklärt Britta Hahn. Tatsächlich sei es nicht die Regel, solch aufwändige Behandlungen im Studentenkurs durchführen zu können. Im Fall von Paul Drehmann stecke ihren Worten nach deshalb „wirklich viel Talent dahinter“.
Das Talent wird Paul Drehmann auch in Zukunft zum Wohle seiner Patienten einsetzen: Nach Abschluss seiner Doktorarbeit wird er im September seine erste Stelle in einer zahnärztlichen Praxis in Ingolstadt antreten.
Keine Routinebehandlung im Studentenkurs
„Frontzahnästhetik mittels direkter Komposittechnik“ heißt die prämierte Behandlungstechnik in der Fachsprache. Diese gehört nicht zur Routinebehandlung im Studentenkurs, aber zu einer häufigen Therapie durch die Zahnärzte der Abteilung für Zahnerhaltung und Parodontologie. Studierende der Zahnmedizin durchlaufen im zehnten Semester einen praktischen Kurs „Frontzahnästhetik“.
Das Gebiss nach der Behandlung (Foto: Britta Hahn)
„Bereits hier stach Paul Drehmann durch exzellentes Umsetzen der gelehrten Techniken am Übungsmodell heraus“, erzählt Britta Hahn. Sein besonderes Interesse an diesem Fall und die Tatsache, dass er den vorgeschriebenen Katalog an Behandlungen bereits erledigt hatte, machten es möglich, dass sich Paul Drehmann dieser Patientin widmen konnte, so die Tutorin.
Qualitativ hochstehende Behandlung für Jedermann
Eine Behandlung in der Würzburger Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie steht übrigens Jedermann offen. „Unsere Patienten werden ausschließlich von Studierenden der höheren Semester behandelt. Jeder einzelne Arbeitsschritt wird von einem Zahnarzt, Oberarzt oder Professor kontrolliert“, sagt Britta Hahn. Diese enge Studentenbetreuung sowie die großzügig bemessenen Behandlungszeiten garantieren ihren Worten nach eine qualitativ hochstehende Behandlung. Zudem würden die Behandlungen im Studentenkurs zu deutlich günstigeren Konditionen angeboten.
Die Anmeldung läuft über das Foyer des Zentrums für Zahn-, Mund- und Kiefergesundheit, Pleicherwall 2, 97070 Würzburg.
Der Global Clinical Case Contest
Ausrichter des Wettbewerbs ist das Unternehmen Dentsply Sirona. Der nach eigenen Angaben weltweit größte Hersteller von Dentalprodukten und -technologien beliefert Zahnärzte und Zahntechniker – angefangen mit Verbrauchsmaterialien über Behandlungseinheiten bis zu Spezialprodukten in den Bereichen Kieferorthopädie, Endodontologie und Implantologie.
Die erste Ausgabe des „Wettbewerbs für Fallstudien zu ästhetischen Restaurationen“ fand 2004/2005 statt. Seitdem haben mehr als 2.300 Studierende daran teilgenommen. Diese dürfen über maximal zwei Jahre klinischer Praxis verfügen; für den Wettbewerb müssen sie mit Fotos und Text dokumentierte Patientenfälle einsenden. Die nationalen Gewinner werden von den Länderorganisationen von Dentsply Sirona gekürt; anschließend präsentieren diese ihre Fälle einer hochkarätigen internationalen Jury.
Die Universität Würzburg war in diesem Jahr zum ersten Mal als Teilnehmer am GCCC vertreten. Paul Drehmann ist der dritte internationale Sieger, der aus Deutschland stammt – nach der Universität Witten/ Herdecke 2008/09 und der Universität Göttingen 2012/13. Weitere Preise gingen in diesem Jahr an Studierende aus Leuven (Belgien) und Siena (Italien).
Kontakt
Dr. Britta Hahn, Hahn_B1@ukw.de
Paul Drehmann, drehmannpaul@msn.com