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Würzburgs erster E-Sports-Verein gegründet

21.06.2022

E-Sports, also das Spielen an PC oder Konsole im Wettbewerb, ist voll im Trend – auch im universitären Umfeld. Nach drei Jahren als studentische Gruppe haben engagierte Gamer nun Würzburgs ersten E-Sports-Verein gegründet.

Aus einer Hochschulgruppe wird ein Verein. WueSports soll zukünftig noch mehr E-Sports-Interessierten in der Region Würzburg eine Anlaufstelle bieten.
Aus einer Hochschulgruppe wird ein Verein. WueSports soll zukünftig noch mehr E-Sports-Interessierten in der Region Würzburg eine Anlaufstelle bieten. (Bild: RyanKing999 / iStockphoto.com)

2019 taten sich Studentinnen und Studenten der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg zusammen, um ihrem gemeinsamen Hobby, dem Gaming, ein Zuhause an der Uni zu schaffen. Über E-Sports Uni Würzburg haben sich seitdem auf Discord, einem Onlinedienst, den vor allem Gamer zur Organisation nutzen, 900 Studierende vernetzt.

Einer von ihnen ist Max. Er studiert Luft- und Raumfahrtinformatik im sechsten Semester, ist einer der Initiatoren von E-Sports Uni Würzburg und seit kurzem Gründungsmitglied und zweiter Vorstand des Vereins WueSports: „In erster Linie wollen wir vernetzen. Wer etwas spielen möchte, wer ein Team sucht, wer E-Sports ausprobieren will, der oder die ist bei uns richtig“, sagt er. Aktuell gibt es 25 Teams, bei durchschnittlich etwa sieben Teammitgliedern sind das um die 175 aktive Spielerinnen und Spieler. Wer mitspielen will, tritt einfach auf Discord bei. Der Link zum Server findet sich beispielsweise auf der Instagramseite.

Von der Hochschulgruppe zum Verein

Mit der Vereinsgründung gehen zwölf Gaming-Begeisterte nun den nächsten Schritt. Neben Max sind auch Elli und Demian dabei. Stellvertretend für das gesamte Team erzählen die drei vom bisherigen Weg und sprechen auch über Potenziale von und Vorurteile gegenüber E-Sports.

Demian hat an der JMU neben dem Bachelor und Master in Informatik auch den Bachelor im Studiengang Games Engineering gemacht, welcher 2016 eingeführt worden war. Am Institut für Informatik angesiedelt, vermittelt das Fach die wissenschaftlichen und technischen Kompetenzen zur Entwicklung von Computerspielen. Im neuen Verein engagiert er sich als Schatzmeister, darüber hinaus zählen Technik und Infrastruktur zu seinem Aufgabenbereich.

Auch Elli hat Games Engineering studiert, zukünftig orientiert sie sich aber neu: „Im September fange ich eine Ausbildung zur Ergotherapeutin an. Dazu passt auch meine künftige Rolle im Verein, bei der es um Jugendarbeit, Inklusion, Diversity, Mental Health und Coaching gehen wird.“

Rechtsfähigkeit und offene Türen

Was sich die Gamer von der Vereinsgründung versprechen, lässt sich unter zwei Punkten zusammenfassen. Erstens: Mehr Rechtsfähigkeit. „Als Verein können wir mit Geldern hantieren, zum Beispiel bei der Anmietung von Servern oder der Anschaffung von Infrastruktur fürs Streaming. Vertragsabschlüsse, etwa mit potenziellen Sponsoren, sind auch ein Aspekt. Das ist alles etwas einfacher, wenn es nicht mehr über die Uni gehen muss“, erklärt Demian.

Zweitens: Höhere Aktivität über die Grenzen der Uni hinaus, also die Öffnung einem breiteren Publikum gegenüber. Jetzt könne man alle Menschen mit Interesse an Gaming und E-Sports ansprechen und ihnen eine Plattform in Würzburg bieten. Wenn die Hürde zum eingetragenen Verein genommen ist, die Unterlagen sind fertig und gehen demnächst zum Amtsgericht, können auch weitere Mitglieder beitreten.

Ringen um Anerkennung

Einerseits ist E-Sports längst zum Massenphänomen geworden – Spitzenspieler verdienen Millionen, das Zuschauerinteresse ist besonders auf höchstem Niveau enorm. Andererseits sind Teile der Gesellschaft, gerade in Deutschland, noch skeptisch. So konnten E-Sports-Vereine bislang nur in Ausnahmen den Status der Gemeinnützigkeit erreichen, was beispielsweise Steuerbegünstigungen ermöglicht: „Die aktuelle Regierung hat das Thema in ihren Koalitionsvertrag aufgenommen, das kann aber natürlich noch länger dauern“, gibt sich Demian vorsichtig optimistisch. Trotzdem sei zu spüren, dass immer mehr Menschen, und auch die Wirtschaft, das Potenzial erkennen, welches in der Branche stecke.

Einer der Vorreiter ist Sebastian von Mammen, Professor für Informatik an der JMU und für den Studiengang Games Engineering verantwortlich. Er unterstützte die Studierenden von Anfang an in ihren Ambitionen und ist nun ebenfalls Gründungsmitglied: „Ich freue mich sehr, dass unsere Studierenden es geschafft haben, in den vergangenen Jahren eine E-Sports-Community in Mainfranken florieren zu lassen und ihr nun mit Gründung des WueSports e.V. eine Stimme in unserer Gesellschaft zu verleihen.“

Mehr als nur Daddeln

Auch Lukas Kagerbauer, an der JMU Lehrbeauftragter am Lehrstuhl für Ökonometrie, gehört zu den Unterstützern. „In seinem Podcast haben wir letztes Jahr unter anderem über Fähigkeiten gesprochen, die man beim Gaming erwirbt und die einen im Berufsleben weiterbringen können“, berichtet Elli.

Auch wenn es auf den ersten Blick vielleicht nicht so aussehen mag: E-Sport ähnelt in vielen Punkten klassischen Sportarten. Wenn die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Turniere organisieren, gemeinsam trainieren oder im Team um den Sieg kämpfen, spielen soziale Aspekte eine wichtige Rolle. Und um soziale Aspekte geht es natürlich auch beim Public Viewing, das gerade bei Großveranstaltungen beliebt ist. Wer nun meint, bei E-Sport handelt es sich nicht um Sport – schließlich sitzen die Wettkämpfer in der Regel die meiste Zeit auf ihren Stühlen und bewegen lediglich Daumen, Finger und Handgelenk –, der liegt falsch: E-Sports trainieren wichtige Fähigkeiten wie Schnelligkeit, Koordination und Reaktion, die auch jenseits des Sports von Bedeutung sein können.

Wurzeln werden nicht vergessen

Von den erwähnten aktuell 25 aktiven Teams spielt der Großteil in der E-Sports Uniliga. In zwölf verschiedenen Spielen treten hier Hochschulen aus ganz Deutschland gegeneinander an – Würzburg ist in fünf davon vertreten. Die Anzahl der Ligen ist durch die Beliebtheit des jeweiligen Spiels bedingt. Im bekannten Multiplayer-Titel League of Legends, kurz LoL, sind es beispielsweise fünf Ligen, auf die sich elf Teams aus der Domstadt verteilen. Bei den Shootern Rainbow 6 Siege und Overwatch sowie Rocket League, einer Art Autoball, sind die JMU-Zockerinnen und -Zocker bereits in der höchsten Spielklasse angekommen.

„In der Uniliga dürfen nur Studierende spielen“, erklärt Max, „da werden auch weiterhin viele unserer Teams antreten. Dazu sollen mit der anstehenden Erweiterung der Community zukünftig aber auch mehr externe Ligen bespielt werden.“ Demian macht weiterhin deutlich, dass „unsere Wurzeln dennoch an der Uni sind, und der wollen wir auch noch lange verbunden bleiben. Als Verein sind wir jetzt aber einfach mehr als ‚nur‘ eine Hochschulgruppe und können alle E-Sports-Interessierte in ganz Würzburg und Umgebung ansprechen.“

Links:

Hier geht es zum Podcast von Lukas Kagerbauer:

Faszination E-Sports (Teil 1): Warum es noch viel Aufklärungsarbeit und Rolemodels braucht, um Vorurteile abzubauen.

Faszination E-Sports (Teil 2): Future Skills und was Organisationen vom E-Sports lernen können.

Weitere Bilder

Von Lutz Ziegler

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