Hinter den Kulissen: Live-Gottesdienst fürs TV
04.03.2025Studierende der Theologie waren hautnah bei der aufwändigen Produktion eines Live-TV-Gottesdienstes dabei. Chiara Kurz berichtet von unerwarteten Herausforderungen.

Das ZDF hat Mitte Februar den katholischen Sonntagsgottesdienst aus der Mutterhauskirche der Erlöserschwestern in Würzburg live im Fernsehen übertragen. Leiter des Gottesdiensts war Professor Martin Stuflesser vom Lehrstuhl für Liturgiewissenschaft der Universität Würzburg.
In die Organisation waren auch 30 Studierende eingebunden. Sie konnten einen Blick hinter die Kulissen der aufwändigen Fernsehproduktion werfen und den Gottesdienst live mitgestalten. „Das war wirklich toll, ich würde es jederzeit wieder machen“, sagt Theologiestudentin Chiara Kurz. Die Begeisterung für das Event ist ihr auch Tage danach noch deutlich anzumerken.
Beeindruckt war die Studentin unter anderem von dem enormen technischen, personellen und zeitlichen Aufwand, der für die 45-minütige Live-Übertragung getrieben wurde. Die ersten Vorbereitungen hatten schon im September begonnen. Einige Tage vor dem Termin wurde die Arbeit immer intensiver. Und am Samstagabend vor der Übertragung überstürzten sich die Ereignisse.
Viele Regieanweisungen waren zu beachten
Chiara Kurz hat im Live-Gottesdienst eine Fürbitte vorgetragen. Was dabei herausfordernd war: „Bei der Generalprobe hatte ich eine Riesenkamera vor dem Gesicht, durfte aber nicht hinschauen.“ Denn das war eine der vielen Regieanweisungen, an die sich die am Gottesdienst Teilnehmenden halten sollten: Auf keinen Fall das TV-Team und die Kameras beachten!
Am Sonntagmorgen, als es ernst wurde, stand die Kamera dann aber ganz woanders – weit weg vom Vorlesepult. Auch das gehörte zu den überraschenden Erfahrungen, die Chiara machte: Dass bei der Vorbereitung und Umsetzung der Live-Übertragung alles im Fluss war, dass manche Abläufe auch sehr kurzfristig geändert wurden.
Zwei Todesfälle machten Umplanung nötig
Das bekam sie selbst auch direkt zu spüren. Ihre Fürbitte sollte zuerst nur den von den Kriegen in Nahost und der Ukraine betroffenen Menschen gelten. Dann aber traf spät am Samstag eine traurige Nachricht ein: Die beim Anschlag in München schwer verletzte Mutter und ihr zweijähriges Kind waren gestorben.
Das setzte im Gottesdienstteam Emotionen frei – und war Anlass, nicht nur über die Fürbitte neu nachzudenken, sondern über den Ablauf des gesamten Gottesdienstes. Nach längeren Diskussionen wurde schließlich Chiaras Fürbitte umgetextet – und das nur wenige Stunden vor dem Live-Event.
Abrufbar in der Mediathek des ZDF
Doch aller Aufregung zum Trotz: Am Ende klappte die Live-Übertragung wie am Schnürchen. Davon kann man sich in der ZDF-Mediathek überzeugen, wo das Video vom Gottesdienst aus der Würzburger Mutterhauskirche abrufbar ist.
Glaube und Gottesdienste auf Social Media
Im Vorfeld der TV-Produktion hatten sich die Studierenden in einem Hauptseminar mit dem Thema „Gottesdienste in Medien“ auseinandergesetzt. Die Professoren Martin Stuflesser und Johannes Heger, Leiter des Lehrstuhls für Religionspädagogik und Didaktik des Religionsunterrichts, behandelten unter anderem grundlegende liturgische Fragen der Gestaltung und der mediengerechten Inszenierung von Gottesdiensten.
Die Studierenden nahmen das Verhältnis von Glaube, Gottesdienst und Medien genauer in den Blick. Dabei ging es um althergebrachte Übertragungsformen im Radio und im Fernsehen, aber auch um neuere Gottesdienstformate und Glaubensbekundungen auf Facebook, Instagram und TikTok.
„Wir haben uns zum Beispiel mit Tiktoks befasst, in denen Menschen zeigen, wie sie ihren Glauben leben“, erzählt Chiara. Manche dieser Videos empfand sie als absurd – wenn etwa ein Mann erklärte, er sei durch seinen Glauben zu einem Heiler geworden. Andere Videos dagegen stufte sie als hilfreich ein für Menschen, die den Glauben frisch für sich entdeckt haben. Grundsätzlich sieht die Studentin solche Formate als Chance, junge Menschen zu erreichen und ihnen Zugänge zum Glauben zu verschaffen.
Im Seminar wurden die Studierenden auch selbst aktiv: Sie sollten Tiktoks drehen mit dem Ziel, bei jungen Leuten für den Gottesdienst in der Mutterhauskirche zu werben. Dabei merkten die Studierenden, dass das gar nicht so einfach ist: Auf den fertigen Tiktoks wirkten manche Sachen am Ende eher komisch als cool.
Weblink
Valerie Kiendl, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit der Katholisch-Theologischen Fakultät, hat auf deren Instagram-Account „hinter den Kulissen“ über den ZDF-Gottesdienst berichtet. Die Stories mit Interviews zum Drehbuch-Prozess, zum Seminar und zum Aufbau finden sich im Highlight „ZDF Gottesdienst“ .