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Zehn Jahre Zentrum für Seltene Erkrankungen

05.03.2024

Das Zentrum für Seltene Erkrankungen Nordbayern am Uniklinikum Würzburg hat sein zehnjähriges Bestehen gefeiert. Bislang sind weltweit etwa 8.000 seltene Erkrankungen bekannt – Tendenz steigend.

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Beim 10. Jahrestag des Würzburger Zentrums für Seltene Erkrankungen (v.l.): Professor Martin Fassnacht, Staatssekretärin Sabine Dittmar, Folker Quack vom Würzburger Arbeitskreis für Seltene Erkrankungen, Eva Luise Köhler, Professor Helge Hebestreit, Geske Wehr, Vorsitzende der Allianz Chronischer Seltener Erkrankungen, Professor Tilmann Schweitzer, stellvertretender Sprecher des ZESE, Thomas Zöller, Patienten- und Pflegebeauftragter der Bayerischen Staatsregierung, und Professor Matthias Frosch, Dekan der Medizinischen Fakultät. (Bild: Stefan Dreising / Universitätsklinikum Würzburg)

Als selten gelten Erkrankungen, von denen nicht mehr als fünf von 10.000 Menschen betroffen sind. Bei der Jubiläumsveranstaltung am Universitätsklinikum Würzburg (UKW) gab es unter anderem eine Podiumsdiskussion. Daran nahm auch Sabine Dittmar teil. Die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Gesundheit betonte: „Diese Zentren innerhalb der Universitätsmedizin, wie das in Würzburg, sind eine sehr wichtige Anlaufstelle für Patientinnen und Patienten, die oft lange nach einer passenden Behandlung suchen. Neben der Versorgung werden dort auch standortübergreifend Forschungsprojekte initiiert, um die Behandlung zu verbessern.“

Vernetzung als Vorteil für bessere Versorgung

Die bayerische Gesundheitsministerin Judith Gerlach dankte dem Würzburger Zentrum, das von Professor Helge Hebestreit geleitet wird, per Videobotschaft auch für die Koordination des BASE-Netzes („Bayerischer Arbeitskreis für Seltene Erkrankungen“).

Dieses Netz ist ein Zusammenschluss der Zentren für Seltene Erkrankungen der bayerischen Unikliniken in Würzburg, Regensburg, Erlangen, München (TU und LMU) und Augsburg. In diesem Netzwerk werden bayernweit Kompetenzen gebündelt und datenschutzkonform Patientenakten zusammengestellt, die von Fachärzten in den Zentren genutzt werden können.

„Gerade bei einer seltenen Erkrankung ist es wichtig, dass alle Daten für die behandelnden Mediziner schnell verfügbar sind. Die Zusammenarbeit der bayerischen Zentren hat Vorbildcharakter. Davon profitieren die Patientinnen und Patienten und alle, die an der Behandlung beteiligt sind“, so Judith Gerlach.

Landtagsabgeordneter Thomas Zöller, Patienten- und Pflegebeauftragter der Bayerischen Staatsregierung, erklärte: „„Der 29. Februar ist der ‚Tag der Seltenen Erkrankungen‘. Zusammen sind die ‚Seltenen‘ aber Viele. Allein in Bayern sind etwa 600.000 Menschen betroffen. Patientendaten können Forschungserfolge beschleunigen. Patientenbeteiligung ist daher unerlässlich!“

„Ein Ort, der Sicherheit und Orientierung gibt“

Zu Gast in Würzburg war auch Eva Luise Köhler (Eva Luise und Horst Köhler Stiftung und Schirmherrin der Allianz Chronischer Seltener Erkrankungen, ACHSE). Sie dankte dem Team um UKW-Professor Hebestreit für den Einsatz: „Mit beeindruckendem Engagement und der notwendigen Portion Idealismus haben er und sein Team hier in Würzburg einen Ort geschaffen, der weit mehr ist als nur eine medizinische Einrichtung. Ihr Zentrum ist ein Leuchtturm in der Versorgung geworden, der Menschen mit seltenen Erkrankungen Sicherheit und Orientierung gibt und auch in schwierigen gesundheitlichen Fahrwassern verlässlich den Weg weist. Von Herzen danke ich für den besonderen Einsatz und wünsche weiterhin viel Kraft für diese wichtige Arbeit.“

Diese Leuchtturmfunktion des Würzburger ZESE bekräftigte auch Geske Wehr, Vorsitzende der Allianz Chronischer Seltener Erkrankungen (ACHSE): „Hier werden die mit der Patientenselbsthilfe erarbeiteten Qualitätskriterien für Zentren für Seltene Erkrankungen gelebt. Die gute, umfassende Betreuung in Zukunft sicherzustellen, ist eine Aufgabe, die viel Kraft abverlangt – auch von einzelnen engagierten Köpfen. Zehn Jahre sind ein Meilenstein. Danken möchten wir insbesondere Professor Helge Hebestreit: für sein bisheriges Engagement, der Energie, die er mit Herzblut und dabei stets nahbar für seine Patientinnen und Patienten, in seine Arbeit und dieses Zentrum einbringt. Wir freuen uns auf die weitere konstruktive Zusammenarbeit, bei der die Patientenseite Gehör für ihre Anliegen erfährt.“

Herausforderung: Kontinuierliche Versorgung

Helge Hebestreit nutzte die Jubiläumsveranstaltung auch, um auf die kommenden Aufgaben hinzuweisen. Die sieht er unter anderem darin, eine altersgruppenübergreifende Versorgung für die Patientinnen und Patienten sicher zu stellen.

„Derzeit sind circa 60 Prozent der Patienten im Erwachsenenalter. Allerdings gibt es große Probleme, wenn aus Kindern bzw. jugendlichen Patienten Erwachsene werden und sich dann alle Ansprechpartner ändern oder gar keine Erwachsenenversorgung existiert. In den universitären Zentren gibt es zwar eine große personelle Kontinuität in der Versorgung, aber wenn anstelle des langjährigen Teams in der Kinderklinik dann im Erwachsenalter ein neuer Arzt mit einem ganz anderen multiprofessionellen Team die Betreuung übernimmt, kann dies eine große Herausforderung sein. Gerade bei seltenen Erkrankungen ist aber eine Kontinuität wichtig in der Behandlung“, so Hebestreit. Zudem steige, auch dank der vernetzten Forschung, die Anzahl der seltenen Erkrankungen: Jährlich kommen etwa 200 neue Krankheitsbilder dazu.

Zu den bekannteren seltenen Erkrankungen zählt etwa die Mukoviszidose, mit der jährlich rund 200 Kinder in Deutschland geboren werden. Viele Erkrankungen sind allerdings noch seltener, etwa die Blutgerinnungsstörung „Faktor XIII-Mangel“: Sie tritt nur bei einem von rund zwei Millionen Menschen auf.


Hintergrund: „Tag der Seltenen Erkrankungen“

2024 ist wieder ein Schaltjahr und daher am 29. Februar ein ganz spezieller Tag, der „echte“ Tag der Seltenen Erkrankungen. Jährlich wird – weil es den 29. Februar nur selten gibt – immer am letzten Tag im Februar auf das Thema aufmerksam gemacht. In Deutschland gibt es rund vier Millionen Menschen mit einer seltenen Erkrankung.

Das Motto in diesem Jahr lautet: #Shareyourcolours bzw.  #Teilt eure Farben. Zum Aktionstag wurde am Abend des 29. Februar das Gebäude des ZESE am UKW ebenso beleuchtet wie die Steinburg in Würzburg.

Von Pressestelle Universitätsklinikum Würzburg

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