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Zonta-Preis für die Germanistin Christine Ott

15.10.2024

Ihre Forschungen zum Themenkomplex „Diversität und Sprache“ sind herausragend. Darum hat die Germanistin Dr. Christine Ott den Wissenschaftspreis des Zonta-Clubs Würzburg erhalten.

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Zonta-Preisträgerin Christine Ott (2.v.l.) mit JMU-Vizepräsidentin Anja Schlömerkemper, Zonta-Präsidentin Andrea Werner und Dieter Wrobel, der die Laudatio hielt. (Bild: Esther Knemeyer / Universität Würzburg)

Um jüngere Wissenschaftlerinnen zu würdigen, die durch herausragende Forschungsleistungen auf sich aufmerksam gemacht haben, vergibt der Zonta-Club Würzburg jedes Jahr seinen Wissenschaftspreis. Der Club ist ein Zusammenschluss von Frauen, die selbstständig oder in leitenden Positionen tätig sind. In diesem Jahr geht sein mit 2.000 Euro dotierter Preis an die Germanistin Dr. Christine Ott von der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg.

Von der Preisträgerin stammen laut Mitteilung des Zonta-Clubs herausragende Forschungen zum Themenkomplex „Diversität und Sprache“. Christine Ott bekam die Auszeichnung am 9. Oktober 2024 bei einer Feier im Hörsaalgebäude Z6 der JMU verliehen. „Dieser Preis trägt die Leistung von Wissenschaftlerinnen in die Öffentlichkeit – ein Anliegen, das mir als Vizepräsidentin mit dem Ressort Chancengleichheit sehr am Herzen liegt“, so JMU-Vizepräsidentin Anja Schlömerkemper in ihrem Grußwort.

Die Laudatio auf die Preisträgerin hielt Professor Dieter Wrobel, Leiter des JMU-Lehrstuhls für die Didaktik der deutschen Sprache und Literatur. Ihm zufolge ist Christine Ott „eine Grenzgängerin, die bei ihrer Arbeit nicht das Trennende, sondern das Verbindende der germanistischen Teilfächer gesucht, gesehen und für ihre Arbeiten fruchtbar gemacht“ habe. Worin ihre besonderen Leistungen bestehen, machte der Professor anhand ihrer akademischen Stationen deutlich.

Werdegang der Preisträgerin

Christine Ott hat an der Uni Würzburg ein Doppelstudium absolviert: Zum einen ein Lehramtsstudium für Deutsch und Geschichte, zum anderen ein Magisterstudium mit den Fächern neuere deutsche Literaturgeschichte, deutsche Sprachwissenschaft sowie evangelische Theologie und Religionspädagogik.

Etwas Besonderes geschah schon zum Ende von Christine Otts Studium: Ihre literaturwissenschaftliche Magisterarbeit wurde 2012 in einem Fachverlag publiziert. Die Autorin rekonstruiert darin auf Grundlage des Romans „Morenga“ von Uwe Timm die literarische Spiegelung der deutschen Kolonialpolitik im Süden Afrikas zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

Interdisziplinär geprägte Dissertation

In ihrer Doktorarbeit wandte sich die Germanistin dann der Sprachwissenschaft zu: „Sprachlich vermittelte Geschlechterkonzepte. Eine diskurslinguistische Untersuchung von Schulbüchern der Wilhelminischen Kaiserzeit bis zur Gegenwart“. Auch diese Studie an den Schnittstellen zwischen Linguistik, Schulbuchforschung und Fachdidaktik war deutlich interdisziplinär geprägt.

„Die Dissertation ist vielfach wahrgenommen und gewürdigt worden“, so Dieter Wrobel. Christine Otts Forschungsansatz habe auch Förderer überzeugt: Die Studienstiftung des deutschen Volkes gewährte ihr ein Promotionsstipendium; dazu kam ein Forschungsstipendium am Georg-Eckert-Institut für Internationale Schulbuchforschung in Braunschweig.

Perspektiven für eine Bibliothek der Zukunft

Das aktuelle Forschungsinteresse der Preisträgerin gilt erneut einer zukunftsorientierten Schnittstelle: Sie geht der Frage nach, wie fachdidaktische Kompetenzen für den expandierenden Bereich des außerschulischen Lernens fruchtbar gemacht werden können. Hierzu entwickelt sie Perspektiven für eine Bibliothek der Zukunft, die mit anderen Bildungsagenturen vernetzt ist, die ganz selbstverständlich digitale Medien in Lernsettings einbindet und die fachliche Bildung in den Kontext lebenslangen Lernens stellt.

Zahlreiche Auszeichnungen und hohe Produktivität

Wissenschaftliche Anerkennung erhielt Christine Ott nicht nur durch positive Rezensionen, sondern auch durch Auszeichnungen: Sie wurde unter anderem 2017 mit dem Kulturpreis Bayern geehrt, 2018 mit dem Georg-Eckert-Forschungspreis für wissenschaftliche Arbeiten auf dem Gebiet der internationalen Bildungsmedienforschung und 2019 mit dem Röntgenpreis der Universität und des Universitätsbundes Würzburg.

„Christine Ott hat internationale Forschungstagungen organisiert, sie wird national wie international zu Vorträgen eingeladen und hat einen bemerkenswerten publizistischen Output“, so Dieter Wrobel. Auf ihrer Publikationsliste stehen aktuell zwölf Buchprojekte, bei denen sie Mitherausgeberin ist. Dazu kommen rund 60 Aufsätze. Abgerundet wird die Bilanz durch Tagungsbeiträge, Rezensionen, Gastvorträge, Workshops, Fortbildungen – „die Produktivität Christine Otts lässt sich in der Wucht der großen Zahlen kaum fassen.“ Längst sei man auch andernorts auf die Preisträgerin aufmerksam geworden: Sie konnte bereits an der Universität Eichstätt-Ingolstadt wie auch an der LMU München Vertretungsprofessuren wahrnehmen.

An der JMU hat Christine Ott – „wie nebenbei“, so der Laudator – für Bachelor-Studierende der Geistes- und Kulturwissenschaften die Zusatzqualifikation „Kulturvermittlung“ konzipiert und etabliert. Und zu ihren jüngsten Leistungen gehört es, dass sie mit einem internationalen Team bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft Fördermittel für das Projekt „G+Media: Die Mediatisierung von Gender und Diversity in der frühen sprachlichen und literalen Bildung“ eingeworben hat.

29. Trägerin des Zonta-Wissenschaftspreises

„Neben unserem sozial-karitativen Einsatz ist uns vor allem auch die Förderung und Unterstützung der Chancengleichheit bei Berufs- und Karrierewegen von Frauen sehr wichtig. Deshalb vergeben wir seit 1995 jährlich den Zonta-Wissenschaftspreis an eine hochqualifizierte Nachwuchswissenschaftlerin der Universität Würzburg, die überdurchschnittliche Leistung in Forschung und Lehre erbringt, und deren Arbeit hohe gesellschaftliche Relevanz und wissenschaftliche Originalität aufweist“, unterstrich Gisela Kaiser, die im Zonta-Club Würzburg für den Wissenschaftspreis zuständig ist.

Zonta-Präsidentin Andrea Werner wies bei der Übergabe des Preises darauf hin, dass mit Christine Ott erstmals eine Geisteswissenschaftlerin ausgezeichnet wird. Bislang wurde der Preis an Naturwissenschaftlerinnen vergeben.

Von Robert Emmerich

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