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Zwischen den Zeilen des Finanzwesens

26.11.2024

Seit dem Wintersemester 2024/25 leitet Professor Andreas Barth den Lehrstuhl für Finance an der Universität Würzburg. Seine Leidenschaft für das Fachgebiet entfachte einst eine heutige EZB-Direktorin.

Neu an der Uni: Andreas Barth interessiert sich besonders für das Thema Finanzintermediation.
Neu an der Uni: Andreas Barth interessiert sich besonders für das Thema Finanzintermediation. (Bild: Petra Winkelhardt / Universität Würzburg)

In der Physik versteht man unter Friktion die Reibung; also die Kraft, die zwischen Körpern und Teilchen wirkt, wenn diese einander berühren. Professor Andreas Barth ist kein Physiker. Für den Finanzwissenschaftler bedeutet Friktion die Unvollständigkeiten und Hemmnisse, welche den Kapitalfluss auf Finanzmärkten beeinflussen können. Mit diesen befasst sich seine Arbeit.

Seit dem Wintersemester 2024/25 leitet Barth den Lehrstuhl für Finance an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU).

Die Informationen zwischen den Zeilen

In seiner Forschung beschäftigt sich Andreas Barth mit der Finanzintermediation – also dem Prozess, durch den Kapital von Banken oder über Finanzmärkte zu Unternehmen fließt: „Bei diesen Vorgängen geht es viel um Informationen. Als Bank etwa möchte ich möglichst viel über Unternehmen wissen, denen ich Kapital zur Verfügung stelle“, so der neue Professor. Dabei gibt es viele wichtige Kennzahlen und diese sind auch ausgiebig erforscht. Für Barth ist deshalb besonders interessant, was „Marktteilnehmer zwischen den Zeilen“ des Finanzwesens lesen können.

Inspiration aus dem Fußball

Für eine wissenschaftliche Studie ließ er sich etwa vom Fußball inspirieren: „Wenn ein Verein einen neuen Trainer vorstellt, gibt es natürlich eine Pressekonferenz. Die Antworten, die dort gegeben werden, können möglicherweise einen Ausblick auf die Amtszeit geben: Verliert sich der Neue vielleicht in nichtssagenden Phrasen oder überzeugt er mit klaren Visionen?“ Solche Informationen können auch von Bedeutung sein, wenn es um Investments geht.

Die Pressekonferenz der Finanzwelt kann zum Beispiel eine regelmäßige Telefonkonferenz mit Q&A-Format zwischen Investoren und Management eines Unternehmens darstellen: „Hier ist es für die Investoren sehr interessant, wie das Management berichtet. Wird auf Fragen offen eingegangen oder entsteht das Gefühl, dass möglicherweise Informationen vorenthalten werden? Wir sprechen hier von Informationsfriktion“, erklärt Barth.

Guter Kapitalfluss sorgt für Wohlstand in der Gesellschaft

Genau solche Unvollständigkeiten im Informationsaustausch zwischen Investoren und Unternehmen können einer effizienten Finanzintermediation im Weg stehen. Von effizienten Abläufen in diesem Bereich profitieren letztlich alle, weiß Andreas Barth: „Guter Zugang zu Kapital ist für Unternehmen absolut entscheidend und ist ein wichtiger Baustein für den Wohlstand in der Gesellschaft.“

Diese gesellschaftliche Relevanz möchte Barth in der Lehre vor allem durch Aktualität vermitteln: „Aktuelle Entwicklungen befeuern meine eigene Leidenschaft für mein Fachgebiet und das möchte ich an die Studierenden weitergeben.“

Als Vorbild sieht der neue Professor hier seine Doktormutter Isabel Schnabel. Heute Mitglied des Direktoriums der Europäischen Zentralbank (EZB) begeisterte sie den Studenten Andreas Barth einst als Professorin an der Universität Mainz mit ihren Vorlesungen.

Ein faszinierendes Thema stellt für Andreas Barth aktuell die Verbindung von Finanzwissenschaft und Nachhaltigkeit dar: „Ökologische und soziale Faktoren gewinnen zunehmend an Bedeutung und beeinflussen die Risiko- und Renditebewertung von Investitionen sowie zentrale Unternehmensentscheidungen. Diese Entwicklungen zeigen, wie Finanzmärkte nicht nur finanzielle, sondern auch gesellschaftliche Verantwortung übernehmen können“, so Barth.

Der Lebenslauf des Finanzwissenschaftlers

Nach dem Diplomstudium der Volkswirtschaftslehre in Mainz blieb Andreas Barth in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt und promovierte zum Thema „Banking Regulation in the Aftermath of the Crisis: Towards a More Stable Financial System?“

Anschließend ging es mainaufwärts nach Frankfurt, wo er als Postdoc an der dortigen Goethe-Universität arbeitete. Im April 2021 folgte der Ruf an die Universität des Saarlandes nach Saarbrücken als Juniorprofessor für Digital Transformation in Finance and Accounting. Von dort führte Andreas Barths Weg zurück nach Frankfurt, wo er von April 2022 bis September 2024 die Vertretungsprofessur für Finance sowie die Professur für Finance, Accounting und Taxation an der Goethe-Universität übernahm.

Im Oktober 2024 zog es Andreas Barth schließlich an die JMU. In Würzburg leitet er nun den Lehrstuhl für Finance.

Kontakt

Prof. Dr. Andreas Barth, Lehrstuhlinhaber für Finance, Tel: +49 931 31-82217, E-Mail: andreas.barth@uni-wuerzburg.de

Von Lutz Ziegler

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