Als Frühstudent zur Mathe-Olympiade
20.06.2016Manfred Paul, Mathematik-Frühstudent an der Universität Würzburg, nimmt im Juli an der internationalen Mathematik-Olympiade in Hongkong teil. Der 17 Jahre alte Schüler des Deutschhaus-Gymnasiums misst sich dort mit etwa 600 ähnlich hochbegabten jungen Mathematikern aus 100 Ländern.
An seiner Schule ist er als Mathe-Spezialist bekannt. Manfred Paul hat bereits viele vordere Plätze bei regionalen und bundesweiten Mathematik-Wettbewerben geholt. Zuletzt erreichte er bei der bundesweiten Ausscheidung in Jena einen zweiten Platz. einBLICK konnte Manfred vor seiner Abreise noch einmal sprechen.
Wie wird man Olympia-Teilnehmer in Mathematik?
Wer erfolgreich bei etwa der Bundes-Olympiade ist, kommt in ein Auswahlprogramm. Da schreibt man zwei Klausuren. Die 16 Besten werden zu fünf Auswahlseminaren eingeladen, am Ende werden die besten Sechs ins Team aufgenommen.
Sie werden nach Hongkong gemeinsam mit der deutschen Delegation reisen. Ist man auch als eher logisch veranlagter Mathematiker noch aufgeregt?
In gewisser Weise ist es entspannend, wenn man sich auf die Lösung der Aufgaben konzentrieren kann. Die Aufregung verschwindet dann recht schnell und man hat nicht groß Zeit, über anderes nachzudenken.
Und woher kommt überhaupt die Begeisterung für die Mathematik?
Es ist mir schon immer relativ leicht gefallen, auch in der Grundschule war schon ein gewisses Interesse da. Angefangen hat es dann am Gymnasium, in der fünften Klasse, mit der Teilnahme an einem Würzburger Hausaufgabenwettbewerb. Im Jahr darauf habe ich den bayerischen Landeswettbewerb gewonnen, als bis dato erster Sechstklässler. Da habe ich dann gemerkt, dass ich etwas erreichen kann.
Wie unterscheiden sich die Inhalte in den Wettbewerben vom Schulunterricht?
Wenn man erstmal Vorerfahrung mit anderen Wettbewerben hat, kommt man da langsam rein. Über die Zeit lernt man bei den verschiedenen Wettbewerben natürlich viel dazu: Man kennt die Aufgaben und kann ähnliche Lösungsverfahren anwenden. Zudem sind die Unterlagen von zurückliegenden Wettbewerben verfügbar.
Also keine größeren Unterschiede?
Es besteht insofern ein Unterschied zur Schule, als dass es dort eher starre Lösungswege gibt, die man lernt und dann anwendet. Hier geht es darum, selbst etwas zu finden und die Frage zu klären, wie man so eine Fragestellung überhaupt angehen möchte. In der Schule steht das Ergebnis, in den Wettbewerben der Weg im Vordergrund.
Wieviel Zeit nimmt die Vorbereitung auf solche Events in Anspruch?
So groß ist der Aufwand nicht. Ich spare beispielsweise dadurch Zeit, dass ich nicht mehr in den Mathematikunterricht gehe und nur die Klausuren mitschreibe. Auch in Physik fällt mir vielleicht die eine oder andere Sache leichter. Dadurch komme ich zeitlich eigentlich gut zurecht.
Was machen Sie denn in Ihrer Freizeit, abseits der Zahlen?
Mir macht Mathematik viel Spaß. Ich programmiere auch recht viel, unter anderem Projekte für den QED e.V., einen Verein von matheinteressierten Schülern und Studierenden. Da bin ich sehr gut mit vielen Gleichgesinnten vernetzt.
Gibt es Problemfächer in der Schule?
Ja. Französisch war beispielsweise, bis ich es abwählen konnte, nicht mein Steckenpferd. Ich mag zudem die Fächer nicht, bei denen ich eher nur auswendig lernen muss.
Sie absolvieren ein Frühstudium an der Universität Würzburg. Welchen Einfluss hat dies auf Ihren Werdegang?
Hier gibt es eine andere, bessere Atmosphäre in der Wissensvermittlung als in der Schule. Es wird zwar weniger darauf geachtet, ob man nun bei allem auch mitkommt, dafür ist man jedoch auch sehr frei in dem was man tut. Dieses selbstständige Arbeiten und Erarbeiten mag ich sehr. Im Moment gehe ich einmal in der Woche zur Vorlesung, aktuell Lineare Algebra. Dazu noch eine Übung pro Woche. Ich mache über zwei Jahre hinweg das, was andere in einem Jahr schaffen.
Nach dem Abitur im kommenden Jahr bleiben Sie dann der Uni treu?
Ja, ich werde erstmal Mathematik studieren, wahrscheinlich kombiniert mit Informatik als Nebenfach in Bonn. Was dann kommt, ist offen.
Info: Frühstudium an der Uni Würzburg
Seit zwölf Jahren nimmt die Universität Würzburg begabte und leistungsstarke Schülerinnen und Schüler ab der 10. Klasse als Frühstudierende auf. Sie können an ausgewählten regulären Lehrveranstaltungen in vielen Fächern teilnehmen und die entsprechenden Leistungsnachweise erwerben. Motivierte Begabte sollen so ihren Interessen entsprechend gefördert werden. Die Leistungen werden nach Erwerb der Hochschulreife und Immatrikulation an einer Hochschule im entsprechenden Fach auf Antrag anerkannt. Weitere Infos zum Frühstudium an der Uni Würzburg: https://www.mathematik.uni-wuerzburg.de/fruehstudium/
Info: Die Mathematik-Wettbewerbe
Um sich für die Bundesrunde zu qualifizieren, mussten die bayerischen Teilnehmer mehrere Wettbewerbsrunden erfolgreich überstehen. Beginnend mit einer Schulrunde im Herbst, folgten im Winter eine Regional- und schließlich eine Landesrunde. In Bayern beteiligt sich an der Schulrunde ungefähr die Hälfte aller 400 Gymnasien, zur Landesrunde werden die 180 Besten aus der Regionalrunde eingeladen. Die besten zehn bis 14 Schülerinnen und Schüler eines jeden Bundeslands qualifizierten sich für die Bundesrunde. Wer hier oder bei der zweiten Runde des Bundeswettbewerbs Mathematik siegt, darf an der Qualifikation für die sechsköpfige Mannschaft der Bundesrepublik Deutschland bei der jährlich stattfindenden Internationalen Mathematik-Olympiade teilnehmen. Die Landesrunde Bayern der Mathematik-Olympiade wird im jährlichen Wechsel an den Universitäten Würzburg und Passau ausgerichtet, im Jahr 2018 findet die Bundesrunde an der JMU Würzburg statt. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung, der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft und die Kultusministerkonferenz haben "Bildung und Begabung" als Zentrum für Begabungsförderung in Deutschland eingerichtet und ist Träger der Mathe-Wettbewerbe. Mehr Informationen: https://www.bildung-und-begabung.de/