Antike Münzen digital verfügbar
20.07.2018Das Martin-von-Wagner-Museum der Universität Würzburg besitzt rund 1.200 antike Münzen. Erstmals werden sie jetzt der Öffentlichkeit in einem digitalen Münzkabinett präsentiert.
Antike Geschichte im Geldbörsenformat – auf diese kurze Formal lässt sich das Münzkabinett im Martin-von-Wagner-Museum der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) bringen. Ab sofort können alle Interessierten einen Blick in die Schatzkammer des Museums werfen: Die Münzsammlung wird nach und nach online gestellt.
Im digitalen Münzkabinett sind bislang 300 der insgesamt rund 1.200 antiken Münzen des Museums vertreten. In den kommenden Monaten sollen sich die übrigen Prachtstücke dazugesellen. „Die JMU wird dadurch eine der ersten Hochschulen weltweit sein, die ihre Münzsammlungen vollständig digital zugänglich machen“, sagt Professor Jochen Griesbach, Direktor der Antikenabteilung des Martin-von-Wagner-Museums.
Digitales Münzkabinett des Martin-von-Wagner-Museums
Würzburger Münzen in aller Welt
Erstmals wird das Universitätsmuseum seine antiken Münzen nicht nur digital präsentieren, sondern sie auch wissenschaftlich erschließen. Grundlage dafür ist das 2017 ins Leben gerufene Verbundprojekt „Netzwerk universitärer Münzsammlungen in Deutschland“ (NUMiD), das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird. 33 Universitäts-Münzsammlungen haben sich in diesem Projekt zusammengeschlossen, um ihre Bestände umfassend zu digitalisieren.
Den Kern des Verbundprojekts bildet eine Datenbankstruktur, die von den 33 Projektpartnern geteilt wird. „Sie erlaubt es, die Münzen auf moderne und optisch ansprechende Weise zu präsentieren“, sagt der Leiter des Würzburger Teilprojekts, Dr. Marc Philipp Wahl.
Beispiel: Eine Goldmünze des römischen Kaisers Nero. Betrachter können großformatig ihre Vorder- und Rückseite ansehen – so fallen auch winzige Details der nur 23 Millimeter durchmessenden Münze auf, etwa ein Kranz aus Eichenblättern. Die Online-Darstellung enthält weiterhin eine kurze Beschreibung, Inventarnummer, Datierung, den Münzwert (Nominal) und weitere Detailinformationen.
Schenkung von Herbert Wellhöfer
Möglich wurde die Aufarbeitung des Münzkabinetts durch eine großzügige Schenkung: 2016 überließ der Würzburger Kunstfreund Herbert Wellhöfer seine gut 400 Exemplare umfassende Sammlung griechischer Münzen dem Martin-von-Wagner-Museum. Die mit großer Liebe zusammengestellte Sammlung deckt die Zeit von der späten Archaik bis zum Hellenismus ab. „Sie umfasst die ‚Crème de la Crème‘ unter den antiken griechischen Münzen und enthält Stücke von Spanien bis nach Indien“, so Wahl. „Die Begeisterung des Stifters für die reiche Bilderwelt der Münzen wird durch die Datenbank mit ihren hochauflösenden Bildern besonders gut eingefangen.“
Herbert Wellhöfers Stiftung beinhaltet zudem die Finanzierung einer zweijährigen Projektstelle für einen Postdoc (Marc Philipp Wahl) und zweier Hilfskraftstellen. So ist die wissenschaftliche Bearbeitung der Münzsammlung gewährleistet.
Mit der Online-Datenbank kommt das Martin-von-Wagner-Museum dem Auftrag nach, die Münzen dem Fachpublikum und der Öffentlichkeit zur Anschauung verfügbar zu machen. Voraussichtlich ab dem Frühjahr 2019 sind die Wellhöferschen Stücke zudem in der Dauerausstellung des Museums im Südflügel der Würzburger Residenz zu sehen.
Die JMU hat Herbert Wellhöfer unter anderem für dieses Engagement ausgezeichnet: Sie verlieh ihm 2017 feierlich die Röntgenmedaille, die für besondere Förderer der Universität vorgesehen ist.
Röntgenmedaille für Herbert Wellhöfer
Fakten zur NUMiD-Datenbank
Die NUMiD-Datenbank stützt sich erheblich auf das Prinzip „Linked Open Data“. Damit können die Würzburger Münzen in groß angelegte Metadatenbanken exportiert werden, also gewissermaßen in den Weiten des Internet „weiterwandern“. Eine dieser Metadatenbanken ist OCRE (Online Coins of the Roman Empire) – dort sind alle Münztypen versammelt, die in der römischen Kaiserzeit geprägt wurden. Mit dieser Datenbank ist zum Beispiel auch die Würzburger Goldmünze Neros verknüpft.
Die Nero-Münze in der Metadatenbank OCRE
Geschichte des Würzburger Münzkabinetts
Das Münzkabinett gehört zu ältesten Kunstsammlungen der JMU. Bereits 1803 gelangte die gut 7.000 Exemplare umfassende Sammlung des Minoritenpaters Bonavita Blank in den Besitz der Universität. Im Lauf des 19. Jahrhunderts wuchs der Bestand auf mehrere zehntausend Münzen an. Genaue Zahlen lassen sich nicht rekonstruieren, da das Münzkabinett samt den Inventarbüchern im Zweiten Weltkrieg bis auf wenige Reste zerstört wurde. Heute befinden sich in der Sammlung wieder circa 1.200 Stücke. Sie wurden überwiegend von großzügigen Gönnern gestiftet.
Kontakt
Dr. Marc Philipp Wahl, Martin-von-Wagner-Museum der Universität Würzburg, T +49 931 31-89419, marc.wahl@uni-wuerzburg.de