Dem Krebs den Partner nehmen
31.01.2023Elmar Wolf sucht nach neuen Therapien für eine bestimmte Art von Bauchspeicheldrüsenkrebs. Dafür hat er jetzt einen mit zwei Millionen Euro dotierten ERC Consolidator Grant erhalten.
Das sogenannte „duktale Adenokarzinom des Pankreas“ ist die bei Weitem häufigste Form von Krebs der Bauchspeicheldrüse. Mehrere Gründe sind dafür verantwortlich, dass es zu den Tumoren mit einer extrem schlechten Prognose gehört: In der Regel machen sich die Tumore erst in einem späten Stadium bemerkbar; sie neigen dazu, schnell Metastasen zu bilden; die üblicherweise eingesetzten Chemotherapeutika verursachen schwere Nebenwirkungen, und die meisten Patientinnen und Patienten entwickeln rasch eine Resistenz gegen diese.
So ist es kein Wunder, dass sich die Sterblichkeitsrate für diese Form von Krebs im Unterschied zu vielen anderen Krebsarten in den vergangenen Jahren nicht verbessert hat. Tatsächlich sind die Heilungschancen für die rund 14.000 Neuerkrankten, die jedes Jahr in Deutschland registriert werden, noch immer gering: Nur etwa zehn Prozent aller Patienten und Patientinnen sind fünf Jahre nach der Erstdiagnose noch am Leben.
Eine vielversprechende Karriere
Das zu ändern hat sich Elmar Wolf zum Ziel gesetzt. Der Krebsforscher ist Professor für Tumorsystembiologie am Lehrstuhl für Biochemie und Molekularbiologie der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU). Die Entwicklung neuer Therapien gegen Bauchspeicheldrüsenkrebs steht im Mittelpunkt seines neuen Forschungsprojekts, das ihm jetzt der Europäische Forschungsrat – der European Research Counsil (ERC) – genehmigt hat. Der mit rund zwei Millionen Euro dotierte Consolidator Grant ermöglicht es ihm, in den kommenden fünf Jahren an diesem Thema zu arbeiten.
Einen Consolidator Grant vergibt der ERC an herausragende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit einer vielversprechenden Karriere.
Lebenswichtige Moleküle kommen in den Schredder
Wolf setzt in seinem Projekt auf sogenannte PROTACs (proteolysis targeting chimeras). Bei ihnen handelt es sich um kleine Moleküle, die an Zielproteine binden und diese der zellulären Abbaumaschinerie – einer Art „Schredder“ im Zellinneren – zuführen. Wenn Krebszellen diese Zielproteine zwingend zum Überleben benötigen, könnte der neue Wirkstoff ein perfektes Krebsmedikament sein.
Entsprechende Vorarbeiten haben Wolf und sein Team bereits geleistet: „Wir haben eine Reihe von Zielmolekülen identifiziert, die für das Wachstum der Krebszellen beim Bauchspeicheldrüsenkrebs unbedingt erforderlich sind“, erklärt der Wissenschaftler. Darüber hinaus hat die Forschungsgruppe in der Vergangenheit schon zahlreiche PROTACs für eine Reihe von Krebsarten entwickelt und dabei tiefe Einblicke in die zugrunde liegenden Design-Prinzipien und Syntheseverfahren gewonnen. „Und zu guter Letzt haben wir genetische Modelle in Mäusen etabliert, um die Funktion unserer PROTACs simulieren und weitere Zielmoleküle entdecken zu können“, sagt Wolf.
Dementsprechend ist Wolf zuversichtlich, dass es ihm mit Hilfe der finanziellen Unterstützung des jetzt genehmigten ERC Grants gelingen wird, Wirkstoffe zu entwickeln, die wichtige Faktoren abbauen, die von den Krebszellen zum Überleben und Teilen benötigt werden. Damit seien sie in der Lage, das Wachstum von Bauchspeicheldrüsentumoren im gesunden Gewebe zu hemmen – bei vergleichsweise geringen Nebenwirkungen.
Zur Person
Elmar Wolf ist mit seinem Antrag beim ERC schon zum zweiten Mal erfolgreich. 2017 hat er einen mit rund 1,5 Millionen Euro dotierten „Starting Grant“ erhalten. Auch in diesem Forschungsprojekt geht es um die molekularen Grundlagen von Krebs.
Elmar Wolf (42) hat von 2000 bis 2005 an der Universität Marburg Humanbiologie studiert. Seine Doktorarbeit hat er 2010 am Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie in Göttingen vorgelegt. Seit Juli 2010 bis 2015 forschte Wolf als Postdoc unter der Leitung von Professor Martin Eilers am Lehrstuhl für Biochemie und Molekularbiologie der Universität Würzburg. Seit 2016 leitet Wolf seine eigene Arbeitsgruppe, seit Oktober 2020 ist er Professor für Tumorsystembiologie am Lehrstuhl für Biochemie und Molekularbiologie der JMU.
Für seine Arbeit wurde Wolf bereits mehrfach ausgezeichnet. So genehmigte beispielsweise im Januar 2016 die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) Wolfs Antrag auf Einrichtung einer Emmy-Noether-Nachwuchsgruppe und damit Forschungsgelder in Höhe von 1,2 Millionen Euro, verteilt auf fünf Jahre.
Und im Mai 2016 erhielt Wolf den Röntgenpreis. Mit diesem Preis zeichnen die Universität und der Universitätsbund Würzburg jedes Jahr herausragende Würzburger Nachwuchswissenschaftler aus.
Kontakt
Prof. Dr. Elmar Wolf, Lehrstuhl für Biochemie und Molekularbiologie, T: +49 931 31-83259, elmar.wolf@biozentrum.uni-wuerzburg.de