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Der Demokratie Vertrauen zurückgeben

10.08.2018

Die Zukunft der Demokratie steht im Mittelpunkt eines neuen bayerischen Forschungsverbunds. Zwei Teilprojekte sind an der Universität Würzburg angesiedelt; eine Sprecherin des Forschungsverbunds ist die Juristin Isabel Feichtner.

Bunte Spielfiguren bilden einen Kreis
In einem neuen Forschungsverbund ist die Julius-Maximilians-Universität mit zwei Teilprojekten vertreten. (Foto: leremy / Thinkstock.com)

„Zukunft der Demokratie“: Das ist der Titel des neuen geistes- und sozialwissenschaftlichen Forschungsverbunds, für den das bayerische Wissenschaftsministerium jetzt offiziell den Startschuss gegeben hat. In insgesamt elf Teilprojekten wollen die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler untersuchen, „wie Partizipations- und Entscheidungsverfahren so modifiziert werden können, dass sie auf mehr Akzeptanz stoßen, und die Gesellschaft in die Lage versetzt wird, angemessen auf die Probleme des 21. Jahrhunderts zu reagieren“, wie das Ministerium schreibt.

Die Demokratisierung von Geld und Kredit

Die Julius-Maximilians-Universität (JMU) ist mit zwei Teilprojekten in dem Forschungsverbund vertreten. Isabel Feichtner, Professorin für Öffentliches Recht und Wirtschaftsvölkerrecht an der Juristischen Fakultät, erforscht mit einem kleinen Team die „Demokratisierung von Geld und Kredit“. Schließlich dürfe man ihren Worten nach nicht nur auf die Politik schauen, wenn es um die Zukunft der Demokratie geht. Neben Institutionen des konstitutionellen Parlamentarismus und der direkten Demokratie müssten auch die Potenziale für eine Demokratisierung des Wirtschaftssystems untersucht werden.

„Um den Praxisbezug des Forschungsverbunds zu sichern und Ergebnisse wirksam in gesellschaftliche Prozesse einfließen zu lassen, werden von Beginn an gesellschaftliche Akteure im Dialog mit der Wissenschaft stehen“, schreibt das Wissenschaftsministerium in seiner Pressemitteilung. Isabel Feichtner hat diesen Aspekt in ihrem Team umgesetzt: Wissenschaftlicher Mitarbeiter in ihrem Projekt ist der Ökonom und Pädagoge Christian Gelleri, der – zunächst im Rahmen eines Schulprojekts – den „Chiemgauer“ ins Leben gerufen hat – heute eines der erfolgreichsten Regionalgelder, das die Nachhaltigkeit der lokalen Wirtschaft stärken soll.

Feichtner ist darüber hinaus Sprecherin des Forschungsverbunds – gemeinsam mit Professor Michael Meyen vom Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung der LMU München.

Digitale Plattformen für kommunale Partizipation

Der zweite Beteiligte aus den Reihen der JMU ist Professor Jörn Hurtienne, Inhaber des Lehrstuhls für Psychologische Ergonomie mit dem Projekt „Digitale Partizipation in der Kommunalpolitik. Bürgerzentrierte Entwicklung von technologiebasierten Lösungsansätzen für Partizipation“. Hurtienne will mit seinem Team digitale Plattformen umsetzen, die nutzerfreundlich gestaltet sind und die den Austausch zwischen Bürgern und Kommunalpolitik erleichtern.

Sara Klüber ist als Wissenschaftliche Mitarbeiterin an dem Projekt beteiligt. „Wir wollen zusammen mit Menschen, die sich schon jetzt in Initiativen engagieren, technische Lösungen entwickeln, die dieses Engagement unterstützen“, sagt sie. Dabei wollen die Wissenschaftler ergebnisoffen vorgehen – soll heißen: Welches Projekt sie konkret umsetzen werden, wird stark von den Wünschen der beteiligten Akteure abhängen. Das Ergebnis kann also beispielsweise eine Wandinstallation in einem Stadtteil sein, eine interaktive Karte im Internet oder eine Anwendung, die mit Hilfe von virtueller Realität die Folgen bestimmter Entscheidungen sichtbar macht. „Alles ist denkbar“, sagt Sara Klüber, und der Stadtrat habe seine Unterstützung bereits zugesagt.

Fördermittel in Höhe von 3,4 Millionen Euro

In weiteren Teilprojekten erforschen beispielsweise Theologen die politische Entwicklung in den Ländern Mittel- und Osteuropas nach dem Fall der Mauer; Pädagogen fragen nach der weltgesellschaftlichen Orientierung türkischer Migranten und Kommunikationswissenschaftler entwickeln gemeinsam mit gesellschaftlichen Akteuren Konzepte für die Medienlandschaft von morgen. Wissenschaftsministerin Marion Kiechle wünscht sich, „dass aus den Erkenntnissen des Forschungsverbunds Empfehlungen abgeleitet werden können, wie das Vertrauen in die Demokratie gestärkt werden kann“.

In dem Forschungsverbund „Zukunft der Demokratie“ – kurz ForDemocracy – arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universitäten Bamberg, München, Passau und Würzburg, der Hochschule für Politik, der TU München sowie der Hochschulen für Angewandte Wissenschaften Landshut und München und der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg zusammen. Dafür stellt der Freistaat rund 3,4 Millionen Euro Fördermittel über die nächsten vier Jahre bereit; nach Würzburg fließen davon rund 520.000 Euro.

Bayerische Forschungsverbünde

In den bayerischen Forschungsverbünden arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus verschiedenen Hochschulen und teils aus Unternehmen interdisziplinär zusammen, um komplexe Fragestellungen in zukunftsrelevanten Bereichen zu beantworten. Durch die Kooperation im Verbund soll eine Bündelung und Vernetzung der bayernweit bestehenden Kompetenzen erreicht werden.

Mehr Informationen zu den Forschungsverbünden

Kontakt

Prof. Dr. Isabel Feichtner, Professur für Öffentliches Recht und Wirtschaftsvölkerrecht
T: +49 931 31-86622, isabel.feichtner@jura.uni-wuerzburg.de

Prof. Dr. Jörn Hurtienne, Lehrstuhl für Psychologische Ergonomie
T: +49 931 31-86676, joern.hurtienne@uni-wuerzburg.de

Von Gunnar Bartsch

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