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Die JMU in wertvoller Weise vorangebracht

18.10.2019

Die Philosophische Fakultät der Universität Würzburg hat dem langjährigen Vorsitzenden des Universitätsrats Professor Ekhard Salje für seine wissenschaftlichen Leistungen und sein Engagement die Ehrendoktorwürde verliehen.

Ehrendoktorwürde für Ekhard Salje (2.v.l.). Zum Gruppenfoto versammelt haben sich (v.l.) Roland Baumhauer, Alfred Forchel und Lisa Salje.
Ehrendoktorwürde für Ekhard Salje (2.v.l.). Zum Gruppenfoto versammelt haben sich (v.l.) Roland Baumhauer, Alfred Forchel und Lisa Salje. (Bild: Daniel Peter)

Den Praxisbezug und die praktische Anwendbarkeit seiner Forschungsergebnisse habe er immer im Auge behalten. Und genau von diesem Praxisbezug, der Expertise und der vielfältigen Erfahrung habe die Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) über viele Jahre hinweg durch seine Mitarbeit im Universitätsrat und durch seine Führungsqualitäten als langjähriger Vorsitzender dieses Rates profitiert. Mit diesen Worten begründete Professor Roland Baumhauer, Dekan der Philosophischen Fakultät, die Verleihung der Ehrendoktorwürde an Professor Ekhard Salje.

Zu dem Festakt im Toscanasaal in der Residenz hatten sich zahlreiche Vertreter der Uni sowie Wegbegleiter von Ekhard Salje versammelt, um Saljes Verdienste zu würdigen – vom ehemaligen Doktoranden bis zum Altpräsidenten der Alexander-von-Humboldt-Stiftung. Salje war von Oktober 2011 an Mitglied im Universitätsrat der JMU gewesen. Im Oktober 2015 wurde er zu dessen Vorsitzenden gewählt; er übernahm damit ein Amt, das er bis zum Ende der Amtsperiode am 30. September 2019 „mit großer Weitsicht und beispielgebendem persönlichen Engagement“ ausgefüllt hat, wie Unipräsident Alfred Forchel in seiner Ansprache sagt.

Dank von Unipräsident Alfred Forchel

Forchel war es, der Salje aufgrund früherer Begegnungen gefragt hatte, ob er Mitglied des Universitätsrats werden wolle. Salje war zu diesem Zeitpunkt Professor an der Universität Cambridge und brachte damit profunde Erfahrungen in ausländischen Bildungssystemen mit, die sich als äußerst anregend für die Diskussionen im Universitätsrat erweisen sollten. An einen der ersten Beiträge von Ekhard Salje erinnert sich Forchel noch heute ziemlich genau. „Er erkundigte sich, über welchen Stellenpool die Universitätsleitung für die Setzung neuer Schwerpunkte verfügte“, so Forchel in seiner Rede. Solch einen Pool gab es damals nicht; ein vergleichbares Modell führte die JMU allerdings daraufhin ein durch die Ausschreibung verschiedener inneruniversitärer Förderverfahren, bei denen Geld der Universität zu bestimmten Schwerpunktthemen ausgegeben wurde.

„Du hast in dieser Zeit die Entwicklung der JMU – insbesondere ihre strategische Ausrichtung – in wertvoller Weise vorangebracht. Uns verbinden insgesamt acht Jahre einer äußerst fruchtbaren Zusammenarbeit, und ich habe Dich dabei als jemanden kennen und schätzen gelernt, der sich in allen Belangen intensiv mit anregenden Ideen und Impulsen eingebracht hat“, sagte Forchel. Salje sei ein Mensch, der anstehende Probleme und Fragen auf scharfsinnige Weise zu analysieren und konstruktiv anzugehen weiß und der schnell und präzise auch bei komplexen Fragen eine Lösung findet.

Herausragendes persönliches Engagement

Saljes Leistungen für die JMU skizzierte Forchel an drei Beispielen: So gehe das Siebold Collegium Institute for Advanced Sciences (SCIAS) ganz wesentlich auf Impulse von Salje und dessen Frau Lisa zurück. Hilfreich sei dabei gewesen, dass die beiden bereits in Cambridge ein Projekt zu ähnlichen Zwecken initiiert und inklusive Finanzierung auch realisiert hattet, das „Salje Building“ des Clare College.

Auch bei der Vorbereitung auf die Exzellenzstrategie habe Salje unterstützend mitgewirkt. Als es um die Besetzung von Nachwuchsgruppen ging, habe er sich verschiedene Anträge selbst angesehen und weitere Gutachterinnen und Gutachter vorgeschlagen. „Wir haben mit diesem Verfahren Top-Leute erhalten – wofür wir Dir sehr dankbar sind“, so Forchel.

Als drittes Beispiel nannte Forchel die Exzellenzstrategie selbst, bei der Salje maßgeblich an der Antragskonzeption von der Skizze bis zur Vollantragsphase beteiligt war – „ein Prozess, der mit der Einwerbung eines gemeinsamen Exzellenz-Clusters in der Physik zu einem höchst erfreulichen Ergebnis geführt hat“, so der Unipräsident.

Salje sei es in beeindruckender Weise gelungen, die Leitung des Universitätsrats der JMU mit herausragendem persönlichem Engagement und außergewöhnlichem Erfolg zu erfüllen. Für den jahrelangen Einsatz für die JMU sowie für die stets fruchtbare und äußerst angenehme Zusammenarbeit bedankte sich Forchel „persönlich und im Namen der Universität ganz herzlich“. Er freue sich sehr, dass sich Salje dazu bereit erklärt hat, die JMU auch in Zukunft weiter zu unterstützen – dann nicht mehr im Universitätsrat, sondern als Mitglied des Kuratoriums.

Ekhard Saljes Lebenslauf

Saljes wissenschaftlichen Werdegang stellte im Rahmen des Festakts im Toscanasaal Professor Ulrich Bismayer vor. Bismayer ist ehemaliger Doktorand von Salje und leitet heute das Mineralogisch-petrographische Institut der Universität Hamburg.

Ekhard Salje wurde am 26. Oktober 1946 in Hannover geboren. „Nach einem Start in der theoretischen Festkörperphysik hat sich Ekhard Salje zu einem der weltweit führenden Experten auf dem Gebiet entwickelt, Fortschritte der theoretischen und experimentellen Physik auf Probleme der Mineralogie und Festkörperphysik anzuwenden“, heißt es auf der Seite der Royal Society, der er seit 1996 angehört.

„Seine Doktorarbeit schrieb Salje 1972 in der Quantenoptik, nach seiner Habilitation wurde er 1975 Professor und war damals mit 29 Jahren der jüngste Professor an der Universität Hannover“, so Bismayer. Nach einem Wechsel vom dortigen Institut für Quantenphysik an das Institut für Mineralogie und Kristallographie, begann Salje Kristalle aus wässriger Lösung zu züchten und arbeitete über unterschiedliche physikalische Effekte von Perovskiten, Jodaten und Wolframaten.

1985 wechselte Salje an die Universität Cambridge. „Er suchte sich dort als Standorte die Erdwissenschaften und die Physik aus. In der Physik am Cavendish-Lab betrieb er Raman-Spektroskopie, in den Erdwissenschaften machte er Elektronenmikroskopie und Diffraktion zu seinem Hauptthema“, so Bismayer. Von 1998 bis 2008 stand Salje der Fakultät für Geowissenschaften in Cambridge vor, von 2001 bis 2008 war er Präsident des Clare Hall Colleges. Er war damit der erste Deutsche auf der Position eines Masters eines Colleges in Cambridge.

2008 hatte Salje in Cambridge seine administrativen Pflichten erfüllt und kehrte zur Forschung zurück. Er veröffentlichte bis jetzt über 600 Publikationen. Für seine Arbeiten wurde er mehrfach ausgezeichnet – unter anderem mit dem Humboldt-Forschungspreis (2000) und dem Bundesverdienstkreuz (2006). Er ist Ritter des Ordens der Palmes Academiques und wurde 2010 Mitglied der Königlichen Akademie für Kunst und Wissenschaft in Barcelona.

Festvortrag von Helmut Schwarz

Eine Zeitlang stand Salje auch der britischen Sparte der Alexander von Humboldt Stiftung vor. So erklärt es sich wohl auch, dass Professor Helmut Schwarz, Präsident der Stiftung von 2008 bis 2017, den Festvortrag hielt. Thema seiner Rede war die Frage: Vom Steuerzahler alimentierte Grundlagenforschung – wozu und warum?

Ausgehend von dem 1939 publizierten Essays „The Usefulness of Useless Knowledge“ beschrieb Schwarz,  wie aus scheinbar nutzloser Tätigkeit die größten Entdeckungen und Erfindungen hervorgegangen sind: Kein GPS ohne Einsteins „esoterische, unter praktischen Gesichtspunkten komplett irrelevante Theorie der Allgemeinen Relativität“, keine  Röntgenstrahlung ohne die vorherigen Zufallsexperimente.

„Wirklich neues Wissen entsteht aus dem Bedürfnis, etwas besser zu verstehen, aus dem Durst nach Einsicht und Erkenntnis – und nicht unbedingt aus einem konkreten Anwendungsauftrag, wie zum Beispiel dem eines Ministeriums oder eines Industriepartners“, so Schwarz in seiner Festrede. Der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses komme dabei eine besondere Rolle zu, schließlich sei es „der Enthusiasmus junger Menschen, ihre große Offenheit gegenüber Neuem, ihre Furchtlosigkeit, die Zukunft zu gestalten, die sie von den Altvorderen unterscheidet.“

Personen statt Projekte fördern

Ein langer Atem in einer ausreichend alimentierten Forschungsförderung und das Prinzip, Menschen zunächst einmal Vertrauen zu schenken und ihre Offenheit und Neugierde gegenüber dem Fremden zu fördern: Diese Punkte sind nach Schwarz` Worten Voraussetzung für eine exzellente Grundlagenforschung. Der Humboldt'sche Grundsatz, der Förderung von Personen, statt der von Projekten, den Vorzug zu geben, werde von Ekhard Salje in vorbildlicher Weise vorgelebt. „Sein nie ermüdetes Streben, Probleme zu lösen, Fragen auf den Grund zu gehen, Wissenschaft in ihrer ganzen Tiefe und Breite zu betreiben und die Welt intellektuell und emotional zu verstehen, sind beste Beispiele für das, was Jack Dunitz ‚die subjektive Motivation eines Forschers‘ genannt hat“, so Schwarz.

An den Abschluss seines Festvortrags hatte Schwarz ein kurzes Gedicht von Rose Ausländer gestellt. Dort heißt es: „Du bist unwiderstehlich, Wahrheit. Ich erkenne Dich und nenne Dich: Glück“. Dementsprechend müsse Ekhard Salje ein glücklicher Mensch sein.

Von Gunnar Bartsch

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