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Drei Modellregionen für europaweite Herz-Studie

08.11.2016

Welchen Stellenwert hat Prävention bei der Behandlung von Patienten mit koronarer Herzerkrankung? Das untersuchen Herzforscher jetzt in der fünften "Euroaspire"-Studie in 25 Ländern Europas. Deutschland ist mit den Regionen Würzburg/Kitzingen, Halle (Saale)/Merseburg und Tübingen/Ruit vertreten.

Das Deutsche Zentrum für Herzinsuffizienz (DZHI) und das Institut für klinische Epidemiologie und Biometrie der Universität Würzburg koordinieren die deutschen Studienzentren von Euroaspire V. (Foto:  BrianAJackson/Shotshop.com)
Das Deutsche Zentrum für Herzinsuffizienz (DZHI) und das Institut für klinische Epidemiologie und Biometrie der Universität Würzburg koordinieren die deutschen Studienzentren von Euroaspire V. (Foto: BrianAJackson/Shotshop.com) (Bild: BrianAJackson/Shotshop.com)

400 Patienten aus den Regionen Würzburg/Kitzingen, Halle (Saale)/Merseburg und Tübingen/Ruit sollen im Rahmen der fünften Euroaspire-Herz-Studie (European Survey of Cardiovascular Disease Prevention and Diabetes) befragt und ausführlich untersucht werden. Das Deutsche Zentrum für Herzinsuffizienz (DZHI) und das Institut für klinische Epidemiologie und Biometrie der Universität Würzburg koordinieren die deutschen Studienzentren.

Seit 1995 analysiert eine Initiative der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie zusammen mit dem Eurobservational Research Programme mit Euroaspire die Qualität der Nachsorge von Patienten mit koronarer Herzkrankheit (KHK) im europäischen Vergleich. Die Datenerhebung in Deutschland wird durch die Deutsche Herzstiftung e.V. finanziell unterstützt. „Erkenntnisse dieser Studie können enorm zur Verbesserung der Nachsorge von KHK-Patienten beitragen. Der internationale Vergleich könnte helfen, Versorgungsengpässe in der Reha von Herzinfarktpatienten und zugleich neue Konzepte zu identifizieren, die zur Senkung der Reinfarktrate sowie der Infarkt- und KHK-Sterblichkeit in Deutschland beitragen könnten“, betont Thomas Meinertz, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung.

Koronare Herzkrankheit — Verengung der Blutgefäße rund ums Herz

Patienten, die in den letzten zwei Jahren in einer der teilnehmenden Kliniken aufgrund einer koronaren Herzkrankheit behandelt wurden, werden von den Kliniken angeschrieben und zu einem Besuch im Studienzentrum eingeladen. Um langfristige Auswirkungen von Risikofaktoren und deren Therapie auf die Gesundheit der Patienten zu untersuchen, werden die Patienten ein Jahr nach der Untersuchung nochmals angerufen um zu erfahren, wie es den Patienten geht.

Die koronare Herzkrankheit, eine Verengung der Blutgefäße rund ums Herz, wird nicht nur mit Medikamenten und Operationen behandelt. Auch ein gesunder Lebensstil kann die weitere Verkalkung der Gefäße bremsen. „Der positive Effekt dieser Sekundärprävention ist seit Jahren bekannt und Bestandteil der europäischen Behandlungsleitlinien“, sagt Peter Heuschmann, Leiter des Instituts für klinische Epidemiologie und Biometrie der Universität Würzburg. „Die Studie soll klären, wie gut dies in der Nachsorge von Patienten mit einer koronaren Herzerkrankung tatsächlich umgesetzt wird“, ergänzt Professor Tobias Geisler vom Universitätsklinikum Tübingen.

Erfassung des persönlichen Risikoprofils

Seit Oktober 2016 laden die Studienzentren daher Patienten aus Würzburg, Tübingen, Halle (Saale) und Umgebung zur Teilnahme an Euroaspire V ein. Das Studienteam erfasst die Risikofaktoren der Probanden und prüft unter anderem die Zuckerverwertung, Fettstoffwechselparameter und den Blutdruck. „Wir untersuchen zudem, ob die Probanden an einer Vorstufe von Diabetes oder an einer Niereninsuffizienz leiden“, sagt Professor Stefan Frantz vom Universitätsklinikum Halle (Saale).

Am Ende entsteht für jeden Probanden ein Risikoprofil, das in die Auswertung der Studie einfließt.
Lebensstil, medikamentöse und operative Therapie von KHK-Patienten spielen dabei eine Rolle. Die Daten können mit vorherigen Studien verglichen werden und so zeitliche Trends in der Nachsorge von KHK Patienten im europaweiten Vergleich abbilden. Weiterhin ermöglichen diese Daten die Erarbeitung von Strategien zur Verbesserung von Präventionsmaßnahmen sowie von Empfehlungen zur Behandlung der KHK.
„Eine Studie dieser Größe kann nur in enger Kooperation mehrerer Kliniken gelingen“, betont Stefan Störk vom Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz, der gemeinsam mit Peter Heuschmann das deutsche Euroaspire-Studienzentrum leitet. Innerhalb der Uniklinik Würzburg sind die Klinik und Poliklinik für Thorax-, Herz- und Thorakale Gefäßchirurgie (Professor Rainer Leyh), und die Medizinische Klinik und Poliklinik I (Professor Georg Ertl) eingebunden.

Herzpatienten im europaweiten Vergleich

Erstmals wird die Rekrutierung in Euroaspire V auf zusätzliche Regionen in Deutschland ausgeweitet, um damit ein national repräsentativeres Bild zu erhalten. Als Studienzentren konnten das Universitätsklinikum Tübingen (Professor Tobias Geisler) und das Paracelsus-Krankenhaus Ruit (Professor Christian Herdeg) sowie das Universitätsklinikum Halle (Saale) (Professor Stefan Frantz) und das Carl-von-Basedow-Klinikum Merseburg (PD Dr. Roland Prondzinsky) gewonnen werden.

Als externer Kooperationspartner in der Region Unterfranken konnte erneut die Klinik Kitzinger Land gewonnen werden. „Die Prophylaxe und Beobachtung von Risikofaktoren sind für uns wichtige Bestandteile der Behandlung. Daher empfehlen wir unseren Patienten mit koronarer Herzkrankheit die Teilnahme an der Euroaspire-Studie“, sagt Wolfgang Karmann, Chefarzt der Abteilung für Kardiologie an der Klinik Kitzinger Land.

Mindestens 400 Patienten sollen bis April 2017 in den drei deutschen Studienregionen an der Studie teilnehmen. Die Daten werden dann mit den Daten aus allen 25 teilnehmenden Ländern gemeinsam ausgewertet. Erste Ergebnisse sollen im Herbst 2017 vorliegen.

Hintergrund: Koronare Herzkrankheit

Fettreiches Essen, Rauchen und wenig Bewegung sind für das Herz und die Blutgefäße Gift. Arteriosklerose, umgangssprachlich Arterienverkalkung, ist eine häufige Folge dieses Lebensstils: Blutfette, Blutgerinnsel, Bindegewebe und Kalk lagern sich in den Gefäßwänden ab und verengen die Gefäße. Sind die Gefäße rund um das Herz betroffen, spricht man von einer Koronaren Herzkrankheit (KHK). Der Herzmuskel wird nicht mehr richtig durchblutet, bei Stress kann das einen Angina pectoris-Anfall (Brustenge) auslösen.

Herzrhythmusstörungen, Herzinsuffizienz und Herzinfarkt sind weitere Begleiterkrankungen. Die KHK ist zusammen mit anderen Herz-Kreislauf-Erkrankungen die häufigste Todesursache in den Industrieländern.
Als eines der Hauptergebnisse zeigten die ersten vier Studien, dass die Einhaltung der jeweils geltenden Empfehlungen zur Nachsorge der KHK europaweit weiterhin verbesserungswürdig ist.

Kontakt:

Silke Wiedmann (Projektkoordinatorin), Institut für Klinische Epidemiologie und Biometrie, Universität Würzburg, T.: +49 931 201- 47305, E-Mail: silke.wiedmann@uni-wuerzburg.de, Internet: www.epidemiologie.uni-wuerzburg.de

Von Marco Bosch

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