Intern
  • Eine Studentin fährt auf ihrem Roller zur Uni.
  • none
  • none

Ein ungewohntes Stiftungsfest

24.09.2020

Zu einem ungewöhnlichen Zeitpunkt, mit drastisch reduzierter Besucherzahl und mit Live-Übertragung im Internet: Das Stiftungsfest 2020 der Uni Würzburg war von der Corona-Pandemie geprägt.

Hände desinfizieren und Maske tragen: So lautete das Motto beim diesjährigen Stiftungsfest.
Hände desinfizieren und Maske tragen: So lautete das Motto beim diesjährigen Stiftungsfest. (Bild: Gunnar Bartsch / Universität Würzburg)

„Noch 15 Sekunden – zehn – fünf – los geht’s!“ Mit einem Countdown hat in diesem Jahr das Stiftungsfest der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) begonnen. Und auch sonst war diesmal vieles ungewöhnlich und neu. Zum Beispiel: Nach Ablauf des Countdowns passierte erst einmal – nichts. Zumindest in der Neubaukirche. Denn „draußen an den Bildschirmen“ lief in dieser Zeit der Vorspann für den Livestream, mit dem die JMU den Festakt ins Internet übertrug, wo ihn alle Interessierten an Rechner, Tablet oder Smartphone verfolgen konnten.

Aufzeichnung des Stiftungsfestes 2020 – Video auf dem Youtube-Kanal der JMU

Wo sonst Menschengruppen im Innenhof der Alten Uni standen, sich freudig begrüßten oder umarmten, erwarteten diesmal Desinfektionsspender auf Stehtischen und Registrierlisten die wenigen Besucherinnen und Besucher. Maske war Pflicht – zumindest so lange, bis jeder auf seinem mit Namen gekennzeichneten Stuhl Platz genommen hatte, immer mit exakt abgemessenem Sicherheitsabstand zu seinem jeweiligen Nachbarn.

Erst im dritten Anlauf hat es geklappt

Verantwortlich dafür war natürlich die Corona-Pandemie. „Bei diesem Stiftungsfest ist sehr vieles anders als sonst aufgrund diverser Maßnahmen zur Gesundheitsvorsorge“, sagte denn auch Unipräsident Alfred Forchel in seinem Grußwort. Der ursprüngliche Plan, das Fest wie gewohnt am 11. Mai abzuhalten, war in Coronazeiten nicht durchführbar gewesen. Auch ein zweiter Termin ließ sich nicht halten. Und sogar dieser dritte wäre beinahe angesichts drastisch gestiegener Infektionszahlen in Würzburg noch gekippt worden. Weshalb Wissenschaftsminister Bernd Sibler bis zum Vorabend mit seiner endgültigen Zusage gewartet hatte.

Angesichts wieder rückläufiger Corona-Zahlen in Würzburg, kombiniert mit einer stark eingeschränkten Besucherzahl in der Neubaukirche, einem konsequenten Hygienekonzept und der Übertragung ins Internet hatte sich Sibler dann doch guten Gewissens am Donnerstagmorgen auf den Weg an die JMU gemacht. „Das sind wir inzwischen ja schon gewohnt: das Ausweichen ins Digitale“, sagte Sibler in seiner kurzen Ansprache zu den knapp 40 Gästen in der Neubaukirche und zu denen, die seine Rede online verfolgten.

Das Sommersemester war kein verlorenes

Dieses „Ausweichen ins Digitale“ konnten Bayerns Universitäten und Hochschulen im vergangenen Semester hinreichend üben, so der Wissenschaftsminister. Und obwohl es so gut wie keine Zeit zur Vorbereitung gegeben habe, habe das Sommersemester gut geklappt: „Es war kein verlorenes Semester; selbst die Prüfungen konnten stattfinden.“ Im jetzt anstehenden Wintersemester könnten die Universitäten zeigen, was sie in den vergangenen Monaten gelernt haben. Dann seien Seminare und Praktika mit maximal 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmern wieder möglich; nur die großen Vorlesungen werden wohl weiterhin digital stattfinden. „Aber das kommt ja vielleicht den Studierenden entgegen“, so Bernd Sibler. Seien sie auf diese Weise doch nicht an feste Zeiten gebunden und könnten komplizierte Erläuterungen mehrmals abhören.

Sibler betonte in seiner Rede entscheidende Wegmarken in der Geschichte der JMU sowie zukunftsweisende Entwicklungen in diesem Jahr: Mit dem 50-jährigen Bestehen des Lehrstuhls für die Didaktik der Mathematik, der Entdeckung der Röntgenstrahlen vor 125 Jahren am Physikalischen Institut und der Eröffnung der ersten Universitäts-Kinderklinik vor 170 Jahren könne die Universität Würzburg voller Stolz auf bedeutende Jubiläen blicken.

„Auch für die Zukunft sind die Weichen an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg richtig gestellt: Die Katholisch-Theologische Fakultät konnte dieses Jahr in neue Räumlichkeiten umziehen, der Spatenstich für das Zentrum für Philologie und Digitalität ist erfolgt, das Institut für Topologische Isolatoren wird in Kürze fertiggestellt sein. Das zeigt: Die Universität entwickelt sich ständig weiter, um die Rahmenbedingungen für qualitätsvolle Lehre und Forschung noch weiter zu verbessern.“ Und so lautete denn sein Fazit: „Die Julius-Maximilians-Universität Würzburg steht beispielhaft für die hervorragende Leistungsfähigkeit des Hochschulstandorts Bayern.“

Ausdrücklicher Dank an die bayerische Staatsregierung

Dass sie diese Leistungsfähigkeit zum einem Teil auch der Unterstützung durch die bayerische Staatsregierung verdankt: Dafür dankte Unipräsident Alfred Forchel dem Minister und dem Kabinett in seiner Ansprache gleich an erster Stelle. Diese Unterstützung sei „ganz außergewöhnlich und beispiellos“, so Forchel und sorgte damit für kräftigen Applaus.

Dank der diversen Programme und Maßnahmen seitens des Freistaats Bayern könne die JMU in den kommenden Jahren rund 100 Professuren neu besetzen. „Das ist ein sehr stattlicher Sprung“, so Forchel. Die JMU sei damit in der Lage, sich neu zu definieren und zu erfinden – eine Fähigkeit, die in einer sich schnell verändernden Zeit wie heute dringend gebraucht werde.

Keine Nachteile für Studierende und Beschäftigte

Neben den zahlreichen Erfolgen der JMU im vergangenen Jahr stellte Forchel ebenfalls die Corona-Pandemie in den Mittelpunkt seiner Rede. Sie habe die Gesellschaft und somit auch die Universitäten vor bislang nicht gekannte Herausforderungen gestellt. „Unsere oberste Zielsetzung im Umgang mit diesen Herausforderungen ist und bleibt, dass unseren Studierenden sowie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern kein anhaltender Nachteil aus der Pandemie erwächst, weder in gesundheitlicher Hinsicht noch im Hinblick auf Studium und Arbeit“, so Forchel.

Siblers Einschätzung schloss sich Forchel an: „Das hinter uns liegende Semester war ein neuartiges, aber kein verlorenes Semester.“ Es habe viele gewinnbringende Erfahrungen und Ideen gebracht, die künftige digitale Lehrformate bereichern werden.

Die übrigen Programmpunkte des diesjährigen Stiftungsfests dürften regelmäßigen Besucherinnen und Besuchern wieder vertraut gewesen sein: Ein musikalischer Rahmen, gesetzt vom Bläserensemble des Akademischen Orchesters der Universität unter der Leitung von Markus Popp sowie Ehrungen für Personen, die für ihre besonderen Verdienste um die JMU ausgezeichnet wurden. In diesem Jahr gingen Ehrungen und Verdienstmedaillen an insgesamt neun Personen.

Mit der Ehrensenatorwürde ausgezeichnet wurden:

  • Bischof em. Dr. Friedhelm Hofmann
  • Dr. Paul Beinhofer, Regierungspräsident a.D.
  • Prof. Dr. Axel Haase, Präsident a.D.
  • Baldwin Knauf, Gesellschafter Knauf KG
  • Prof. Dr. Ekhard Salje, ehemaliger Vorsitzender des Universitätsrats

Die Ehrenbürgerwürde erhielten:

  • Prof. Dr. Wolfgang Riedel, ehemaliger Vizepräsident
  • Prof. Dr. Phuoc Tran-Gia, ehemaliger Vizepräsident

Die Julius-Maximilians-Verdienstmedaille ging an:

  • Prof. Dr. Marie-Christine Dabauvalle, Universitätsfrauenbeauftragte
  • Dr. Peter Pfriem, ehemals Fachvertreter Arbeitslehre

Fotos von den Ausgezeichneten und die ausführlichen Laudationes folgen am Dienstag, 29. September 2020, in der kommenden Ausgabe des Online-Magazins einBLICK.

Gut 90 Minuten dauerte die Premiere des ersten semi-digitalen Stiftungsfests der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Am Ende forderte Corona wieder Tribut: Bevor die Gäste sich von ihren Plätzen erheben konnten, erging an alle die deutliche Ermahnung: „Bitte setzen Sie Ihre Maske wieder auf!“

Von Gunnar Bartsch

Zurück