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Gelehrtentafel an der Alten Universität

07.08.2018

Athanasius Kircher und Friedrich Wilhelm von Schelling waren herausragende Gelehrte an der Universität Würzburg. Im August enthüllten Unipräsident Alfred Forchel und ehemalige Professoren eine Tafel an der Alten Universität.

Unipräsident und ehemalige Professoren vor der neuen Gelehrtentafel
Enthüllung der neuen "Gelehrtentafel" an der Alten Universität für Athanasius Kircher und Friedrich W. J. von Schelling durch (v. l.) Horst Brunner, Walter Eykmann, Alfred Forchel, August Heidland und Marcus Holtz. (Foto: Gunnar Bartsch)

Die lange Tradition der Universität Würzburg im Stadtbild sichtbar machen und zugleich an berühmte Wissenschaftler erinnern, die hier gelehrt und geforscht haben: Mit diesem Ziel lässt das Universitätsarchiv Gelehrtentafeln an Häusern anbringen, in denen früher einmal bekannte Wissenschaftler gewohnt oder gearbeitet haben.

Am Montag, 6. August 2018, haben Universitätspräsident Alfred Forchel und die Initiatoren August Heidland, Horst Brunner und Walter Eykmann eine Doppeltafel enthüllt. Diese weist auf die Gelehrten Friedrich Wilhelm von Schelling und Athanasius Kircher hin.

Der Philosoph Schelling

Friedrich Wilhelm von Schelling wohnte und forschte an der Alten Universität in der Domerschulstraße. Schelling (1775 – 1854) war ein bedeutender Philosoph, dessen auf Ganzheitlichkeit ausgerichtete Philosophie bis in die moderne Zeit wirkt. Zusammen mit Georg Wilhelm Friedrich Hegel und Johann Gottlieb Fichte prägte der 1775 geborene Schelling den deutschen Idealismus maßgeblich. 1803 trat Schelling seine Professur an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) an. Hier erforschte er bis 1806 seine Schwerpunkte – Ästhetik, Religionsphilosophie und metaphysische Natur- und Weltbetrachtung.

Für seine Forschung war die Frage nach dem Verhältnis von transzendentalem „Geist“ und endlicher Natur zentral. Laut Schelling sind Geist und endliche Natur eins und gehen auseinander hervor. Weil sich Mediziner gleichzeitig mit dem Menschen als Körper und als Träger des Geistes auseinandersetzen müssen, waren auch sie von Schellings Forschung angetan. Deshalb forderte Schelling, dass Mediziner neben ihrem Medizinstudium auch eine philosophische Ausbildung absolvieren sollten.

Universalgelehrter Athanasius Kircher

Der bisher älteste Gelehrte, dessen Wirken mit einer Tafel geehrt wird, ist Athanasius Kircher (1602 – 1680). Der Professor für Ethik und Mathematik sowie für die hebräische und syrische Sprache lehrte und forschte ebenfalls an der Alten Universität in der Domerschulstraße. Er kam 1629 an die JMU, musste sie aber – bedingt durch den Dreißigjährigen Krieg – schon zwei Jahre später wieder verlassen. Durch seine erste Veröffentlichung über den Magnetismus wurde er nicht nur zum damals wohl bekanntesten Wissenschaftler, sondern auch zum ersten Wissenschaftler, der sich durch den Erlös seiner Buchverkäufe selbst finanzieren konnte.

Aufgrund seines hohen Interesses an unterschiedlichen Themenbereichen wie Geschichte, Physik, Geologie, Philologie, Medizin, Mathematik, Biologie und Astronomie, gilt Kircher als der bedeutendste Universalgelehrte seiner Zeit. Zwar prägte seine Forschung eher eine hervorragende Intuition als methodische Genauigkeit, trotzdem legte er schon damals den Grundstein für die Erforschung und Übersetzung von Hieroglyphen. Außerdem führte er als Erster die Entstehung von Krankheiten auf Bakterien („animalculae“) zurück.

Die „Gelehrtentafeln“

Die Initiative zum Projekt „Gelehrtentafeln“ ging von den Professoren August Heidland, Horst Brunner und Walter Eykmann – drei Ehemaligen der JMU – aus. Bei der Enthüllung bedankte sich Universitätspräsident Alfred Forchel bei den Initiatoren und bei Marcus Holtz, dem Universitätsarchivar, für die neue Doppelgelehrtentafel. Den Begründern ist es ein Anliegen, Universitätsgeschichte präsent und erfahrbar zu machen. „Es gibt viele bekannte und weniger bekannte Forscher, die an der Universität Würzburg gearbeitet haben und heute kaum noch bekannt sind. Wir wollen sie für die Würzburger und für Touristen sichtbar machen“, sagte Walter Eykmann.

Neue Tafeln

Neben der Tafel an der Alten Universität hat die JMU im Juli 2018 weitere Tafeln anbringen lassen. Für manche Wissenschaftler gibt es mehrere Tafeln, weil sie in verschiedenen Häusern gewohnt haben.

Georg Ganter – Josef-Schneider-Straße 2 (C4-7): Von 1921 bis 1926 Professor für Innere Medizin. Er entdeckte die Peritonealdialyse, eine Methode zur Entfernung von Giftstoffen, um ein Nierenversagen abzuwenden.

Friedrich Emil Prym – Sanderglacisstraße 4 und St. Benediktstraße 2: Kam 1869 an die JMU und errichtete ein mathematisches Seminar. Er blieb bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1909.

Rudolf Virchow – Theaterstraße 1: In Folge der Märzunruhen 1848 kam er nach Würzburg und gelangte zu der Erkenntnis, dass Zellen immer aus Zellen hervorgehen. 1856 kehrte er nach Berlin zurück.

Johann Joseph von Scherer – Maxstraße 2: Kam 1842 an die Universität Würzburg, wo der Mediziner und Chemiker unter anderem prägenden Einfluss auf die klinische Chemie im heutigen Sinne hatte.

Adolph Strecker – Maxstraße 2: 1870 trat er die Nachfolge von Johann Joseph Scherer an. Seine wichtigsten Erfolge sind die Entdeckung der Strecker-Synthese, ein Verfahren zur Herstellung von Aminosäuren, sowie die Darstellung von Milchsäure aus der Aminosäure Alanin.

Johannes Wislicenus – Maxstraße 2: Wurde 1872 nach Würzburg berufen und lehrte bis 1885 in der Chemie. Ihm gelang als Erstem die Herstellung von Acetessigester, außerdem führte er den Begriff der geometrischen Isomerie ein.

Emil Fischer – Maxstraße 2: Er folgte 1885 dem Ruf der Universität Würzburg, um die Leitung des Chemischen Institutes zu übernehmen. Fischer fokussierte sich auf die Grundlagenforschung, insbesondere der Erforschung und Synthese von Naturstoffen. Für seine Erkenntnisse wurde er 1902 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet.

Arthur Hantzsch – Maxstraße 2: Forschte an der JMU ab 1893 unter anderem an Stickstoffverbindungen und koordinierte den Umzug des Chemischen Instituts an den Pleicher Ring. Entwickelte unter anderem zwei nach ihm benannten Verfahren zur Herstellung der Heterocyclen Pyridin und Pyrrol.

Julius Tafel – Maxstraße 2: Folgte 1885 seinem Doktorvater Emil Fischer an die JMU und wurde 1903 ordentlicher Professor für anorganische und analytische Chemie sowie Vorstand des Chemischen Instituts. Bis 1910 beschäftigte er sich vor allem mit Elektrochemie.

Boris Zarnik – Röntgenring 10: Der Biologe kam bereits 1904 an die JMU, 1914 wurde er dann außerordentlicher Professor der Alma Julia. Auf Zarnik geht die gründliche Erforschung des Aufbaus von Reptilien- und Monotremata-Nieren zurück.

Fritz Richard Baltzer – Röntgenring 10: Er kam bereits 1905 an die JMU. Seine Experimente mit Molch- und Salamanderarten lieferten wegweisende Erkenntnisse über die Übertragung von artenspezifischen Entwicklungsfaktoren durch Plasma. Dieses Wissen verhalf zur Erklärung zahlreicher Missbildungen am Menschen.

Herman Schell – Friedensstraße 25: Lehrte ab 1884 an der Universität Würzburg. Er trat insbesondere für eine bessere Bildung der katholischen Bevölkerung und eine Öffnung der Kirche ein.

Friedrich Daniel von Recklinghausen – Theaterstraße 2: Ab 1865 lehrte er am Lehrstuhl für Pathologische Anatomie und Geschichte der Medizin. Er entdeckte unter anderem die nach ihm benannte Krankheit des Knochens, den Abbau von Knochensubstanz aufgrund der Überfunktion der Nebenschilddrüsen.

Hans Franke – Mittlerer Dallenbergweg 6 A: Der Mediziner kam 1948 nach Würzburg und beschäftigte sich mit der Langlebigkeit und wurde so zum Wegbereiter der Geriatrie.

Athanasius Kircher – Domerschulstraße 16: Der Universalgelehrte forschte in zahlreichen Themengebieten und legte den Grundstein für die Übersetzung von Hieroglyphen.

Friedrich W. J. von Schelling – Domerschulstraße 16: Er kam 1803 an die JMU und trug maßgeblich zum Erfolg des Idealismus bei. Zentral für seine Forschung war die Frage nach dem Verhältnis von transzendentalem „Geist“ und der endlichen Natur.

Weitere Informationen: <link uniarchiv/startseite/ _top>www.uni-wuerzburg.de/uniarchiv</link>

Kontakt

Universitätsarchiv Würzburg, Dr. Marcus Holtz, T.: +49 931 31-86032, uniarchiv@uni-wuerzburg.de

Von Corinna Russow

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